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Urknall in der Schweiz

Die größte Forschungsanlage der Welt befindet sich 100 Meter unter Genfer Boden. Der Ringbeschleuniger von Europas Kernforschungszentrum CERN hat sage und schreibe 27 Kilometer Umfang. In ihm lassen die Physiker kleine Pakete aus Wasserstoffkernen, Protonen, fast lichtschnell in entgegengesetzter Richtung kreisen und dann frontal zusammenstoßen. Später sollen auch Bleikerne ineinander krachen.

Von Dirk Lorenzen | 24.02.2010
    Diese Kollisionen haben es in sich: Die Protonen werden dabei zu purer Strahlung, aus der sich dann neue Teilchen bilden. Der Ort der Kollision hat nicht einmal die Dicke eines menschlichen Haares. Beim Zusammenprall herrschen dort Energien, wie sie im Kosmos zuletzt eine Hundertmilliardstel Sekunde nach dem Urknall vorgekommen sind.

    Die Forscher hoffen, so der Entstehung der Elementarteilchen im ganz jungen Universum auf die Spur zu kommen. Womöglich sind damals Teilchen entstanden, die die Astronomen noch nicht im Weltall nachweisen konnten, die sich aber bei den Kollisionen im Ringtunnel offenbaren.

    Um wirklich alle Trümmerstücke und neue Teilchen zu erfassen, haben die Physiker mehrere Messgeräte gebaut, die problemlos eine Kathedrale füllen könnten. Mit diesen "Superkameras" lassen sich 40 Millionen Aufnahmen pro Sekunde machen und die Eigenschaften der aus der Strahlung entstandenen Teilchen bestimmen.

    Ende 2009 hat die Anlage mit den ersten Experimenten begonnen. Wenn alles gut geht, ist der Beschleuniger in der Schweiz spätestens in einem Jahr eine fantastische Zeitmaschine: einmal Urknall und zurück.

    Das Forschungszentrum CERN

    Der LHC-Beschleuniger am CERN