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Urlaub
Unbeschwertes Reisen für Senioren

Viele Reiseveranstalter haben den Urlaubsmarkt für Senioren inzwischen entdeckt. Es sind ein paar hundert Euro mehr, die man für das sogenannte begleitete Reisen auf den Tisch legen muss, doch vielen Senioren ist die damit verbundene Sicherheit diese Mehrausgabe wert.

Von Franziska Rattei | 20.02.2014
    Ein Mann sitzt am 04.08.2013 auf einem Steg am Selenter See (Schleswig-Holstein).
    Viele Senioren wollen nicht mehr alleine in Urlaub fahren und schätzen das begleitete Reisen. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Lieselotte Krämer öffnet die Tür zum Reiseservice des Deutschen Roten Kreuzes in Bremen. In der einen Hand hält die 78-Jährige einen Stock. Sie stützt sich nicht darauf ab, der Stock ist nur zur Sicherheit dabei. In der anderen Hand trägt die Seniorin eine blaue Stofftasche. Darin knistert die Anmeldung für ihre nächste Urlaubsreise, die sie heute Vormittag auf den Weg bringen möchte. Nach Mallorca soll es gehen.
    "Das wird das 19. oder 20. Mal diesmal sein. Das ist ja meine zweite Heimat. Ich hab kein Reisefieber. Überhaupt nicht."
    Seit 1998 verreist Lieselotte Krämer mit dem DRK-Reiseservice. Seit vielen Jahren ist sie Vereinsmitglied. Eine Anzeige in der Mitgliederzeitschrift hat sie auf die Idee gebracht, begleitet zu verreisen.
    "So ist das passiert, so sind wir da reingekommen."
    "Wir" heißt Lieselotte Krämer und ihr Mann Hans-Dieter. Nachdem er seinen ersten Schlaganfall erlitten hatte und nicht mehr Auto fahren konnte, haben die beiden ihre Reisen nach Cuxhaven aufgegeben. Zuerst sind sie noch privat in den Süden geflogen, aber dann wurde ihnen auch das zu anstrengend. "Allein das Gewusel am Flughafen", meint die Seniorin.
    "Wir haben es ja oft genug erlebt. Wir wurden von einem Schalter zum anderen geschickt, bis wir dann endlich den richtigen Schalter hatten. Dann sind die Bänder, die verschiedenen Laufbänder, die haben unterschiedliche Laufgeschwindigkeiten. Ist auch sehr gefährlich, wenn man mit dem Stock ist. Diese ganzen Fliesen sind hochglanzpoliert, also man denkt immer, man geht auf einem Spiegel. Und dann ist die Angst ja auch da, ne.
    Für ihre nächste Reise wird Lieselotte Krämer sich einen Rollstuhl für den Flug bestellen. Der Osteoporose wegen darf sie auf keinen Fall stürzen. Vier Wirbel hat sie sich schon gebrochen. Das Reisen möchte sie trotzdem nicht aufgeben. Sie lässt sich lieber ein bisschen helfen.
    Daniel Sipowicz organisiert diese Hilfe beim Reiseservice des Deutschen Roten Kreuzes. Wer möchte, kann sich zum Beispiel von zu Hause zum Flughafen bringen lassen. Die Koffer werden stets von DRK-Mitarbeitern getragen. Die sind auch beim Einchecken behilflich und im Flugzeug mit dabei. Im Urlaubsort selbst sucht der Reiseveranstalter passende Hotels aus, sagt Sipowicz.
    Dass zum Beispiel Rollstuhlrampen da sind, weil viele unserer Kunden Rollatoren haben, damit keine Treppen gestiegen werden müssen. Oder dass ein Fahrstuhl in alle Etagen vorhanden ist. Dass man vernünftig in die Zimmer reinkommt, in die Badezimmer. Dass keine Schwellen oder Stufen im Badezimmer sind. Und dass auch die Umgebung für unsere Kunden geeignet ist.
    Die meisten wünschen sich einen Strand in der Nähe, sagt er. Eine Strandpromenade und eine Fußgängerzone mit Geschäften sind vielen wichtig. Und die Wege müssen eben sein, mit niedrigen Bordsteinkanten. Außerdem sind Reiseleiter und Reisebegleiter vor Ort rund um die Uhr ansprechbar. Einmal haben Lieselotte Krämer und ihr inzwischen verstorbener Mann diese Hilfe auch schon in Anspruch genommen. Hans-Dieter musste ins Krankenhaus: Verdacht auf Lungenentzündung.
    "Gottseidank, dass wir die Betreuerin dabei hatten, da aus Bremervörde. Ich wär total aufgeschmissen gewesen da."
    Für die Sicherheit im Hinterkopf, so nennt es Lieselotte Krämer, muss man ein paar 100 Euro extra kalkulieren. Zwei Wochen Mallorca all inclusive kosten rund 1.500 Euro. Ausflüge und Wassergymnastik inbegriffen. Aber nur so viel man selber will, sagt sie. Manchmal geht sie auch einfach alleine spazieren oder liegt am Pool. Darauf freut sie sich schon. In 11 Wochen geht es los.