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Urlaubsstress vermeiden
Erholung fängt vor den Ferien an

In vielen Bundesländern haben die Sommerferien schon begonnen, andere warten sehnlichst darauf. Damit die Erholung danach auch lange anhält, lohnt es sich, etwas zu planen und vorzubauen.

Von Astrid Wulf | 08.07.2016
    Strandleben an der Playa de Palma in S'Arenal, fotografiert am 03.05.2016 in Arenal (Spanien) bei Palma de Mallorca.
    Strandleben an der Playa de Palma in S'Arenal auf Mallorca. (dpa / Jens Kalaene)
    Es war traumhaft. Drei Wochen auf der Insel, strahlender Sonnenschein, endlose Tage am weißen Strand und inspirierende Tagesausflüge. Dann geht’s irgendwann wieder ins Büro, und nach ein paar Tagen auf der Arbeit fühlt man sich so urlaubsreif wie vorher.
    "Schon. Ich arbeite in einer Kindertagesstätte, im Krippenbereich, und da bin ich nach zwei Stunden zum Teil schon wieder völlig gestresst, dass ich in der Mittagspause denke: Jetzt dauert es wieder zwei Monate bis zum Urlaub."
    "In der Schule war das ziemlich heftig. So nach drei Tagen hatte ich keine Motivation mehr, in die Schule zu gehen."
    "Ne Woche war das meistens."
    Eine Woche, und die Erholung von mehreren Wochen Sommerurlaub ist weg. Manche fühlen sich schon nach der ersten Konferenz wieder völlig fertig. Das Gute: Es ist möglich, mehr aus der Urlaubserholung zu machen. Es geht schon mit der Planung los. Für einen sanfteren Start in den Arbeitsalltag sollte man den ersten Tag auf einen Mittwoch oder Donnerstag legen, und ruhig erst einmal die Abwesenheitsnotiz drin lassen. So können sie sich erst mal einen Überblick verschaffen, was anliegt. Dann ist es schlau, vor dem Urlaub den Schreibtisch möglichst leerzuarbeiten, Unerledigtes zu delegieren und auch Deadlines nach der Rückkehr im Blick zu haben.
    Mindestens zwei Wochen Urlaub planen
    Und: Planen sie eine Auszeit von mindestens zwei Wochen, besser mehr. Nur so kommen sie wirklich runter, sagt Bernd Ahrens, Psychiater und Coach aus Lübeck: "Man ist eigentlich körperlich schon weg oder im Flugzeug, aber die Gedanken sind noch lange nicht losgeflogen. Und es dauert mindestens eine Woche im Urlaub, bis man zusammen mit sich da ist und bei sich komplett ist und Urlaub machen kann."
    Wirklich weg sein, und nicht mehr über die Arbeit nachdenken – ein fragiler Zustand. Deswegen: Genießen sie die Vorstellung, dass man Sie im Büro nicht vermisst - und dass sie entbehrlich sind, und widerstehen sie der Versuchung, Dienstmails zu checken. "Man muss sich langsam und langsam in diesen Urlaub hinabbewegen. Bingo, da kommt eine Dienstmail und Sie wissen genau: Da ist eine Präsentation, ein ganz wichtiger Termin nach Ihrem Urlaub – da können sie gleich nach Hause fahren."
    Rituale statt Souvenirs mitbringen
    Nur für Notfälle empfiehlt der Psychiater und Coach eine Ausnahmeregel: "Ich würde mit Leuten, die mir wichtig sind – und nur von solchen kann so was kommen – ein Codewort vereinbaren, eine SMS, und da steht meinetwegen "Elefant". Das heißt so viel wie: Lies bitte Deine Emails. Der andere übrigens hat die Verantwortung, sehr genau zu überlegen, wann er dieses Codewort schickt und wann nicht."
    Auch während des Urlaubs können sie auch viel tun, um die Erholung nach Ferienende länger anhalten zu lassen. Kaufen sie keine unnützen Souvenirs, sondern bringen sie sich Urlaubsrituale mit. Machen sie eigentlich alltägliche Dinge, tun sie die genussvoll – und übernehmen sie diese Rituale in Ihren Alltag. "Kennen wir alle: Wir sitzen in Italien auf einer Piazza und haben nichts anderes zu tun, als einen Kaffee zu trinken, einen Espresso Macchiato, einen doppelten Espresso. Dem Essen was ganz anderes abzugewinnen. Also fröhlich und erstaunt sein und die Entdeckerfreunde im Kleinen."
    Das kann auch bedeuten: Kaufen sie sich eine Flamenco-CD in Sevilla, und hören sie die zuhause zwischendurch. Lernen sie, Steaks zu braten wie in Argentinien, oder zelebrieren sie einfach hin und wieder das Frühstück mit Rührei und mit frischgepresstem Orangensaft, wie sie es im Hotel gemacht haben. Wenn sie es schaffen, sich diese Momente wirklich zu gönnen und in Ruhe zu genießen, wirken sie wie kleine Urlaube zwischendurch: "Ich kann es mir leisten, wie in südlichen Ländern nach meiner Arbeit einen Kaffee trinken zu gehen. Und freue mich, dass ich das mitgebracht habe."