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Benzinpreise
"Am günstigsten tankt man eigentlich zwischen 21 und 22 Uhr"

Wer zum Tanken fährt, sollte auf Apps achten: Wenn sich die Masse der Kunden preisbewusst verhalte, dann wirke sich das natürlich aufs gesamte Preisniveau aus, sagte Melanie Mikulla vom ADAC im Dlf. Demnach tanke man abends am günstigsten.

Melanie Mikulla im Gespräch mit Georg Ehring | 16.03.2018
    Eine Frau betankt in Wicklesgreuth (Mittelfranken) an einer freien Tankstelle ihren Diesel-Pkw.
    Diesel in der Krise (dpa / Daniel Karmann)
    Georg Ehring: Preisunterschiede von bis zu 30 Cent je Liter im Extremfall - die Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts weist in ihrem Jahresbericht auf immer größere Schwankungen der Benzinpreise hin. Selbst an ein- und derselben Tankstelle schwanken die Preise manchmal um mehr als zehn Cent im Tagesverlauf. Mit den Wiederbeschaffungskosten der Anbieter hat so etwas nichts zu tun, doch offenbar können die auf diese Weise ihre Gewinne steigern. Darüber spreche ich jetzt mit Melanie Mikulla vom ADAC. Guten Tag, Frau Mikulla!
    Melanie Mikulla: Hallo.
    "Mittags ab 12 oder 13 Uhr wird es auch teurer"
    Ehring: Frau Mikulla, was ist Ihre Erklärung für die extremen Schwankungen?
    Mikulla: Ja, es ist sicherlich so. Zum Beispiel nachts, wenn wir teurere Preise ab zirka 23 Uhr bekommen an den Tankstellen, dann sind die Preise deshalb so hoch, weil die meisten Tankstellen natürlich geschlossen haben und nur noch wenige auf haben, nämlich die großen Tankstellen. Da kann man natürlich andere Preise verlangen. Wir haben aber auch natürlich tagsüber Schwankungen. Zum Beispiel wird es mittags ab 12 oder 13 Uhr auch teurer. Das können wir nicht ganz genau begründen, aber es hat sicherlich damit zu tun, dass der eine oder andere mittags auch schon wieder unterwegs ist mit dem Fahrzeug und dann praktikabler Weise an die Tankstelle fährt und nicht zwingend auf die Preise schaut.
    "Große Preisdifferenz zwischen den Tankstellen"
    Ehring: Sind denn die Preisschwankungen in den letzten Jahren größer geworden? Den Eindruck habe ich, aber Sie beobachten das ja ganz genau.
    Mikulla: Ja, wir beobachten schon seit einigen Jahren eigentlich, dass die Schwankungen immer ähnlich groß sind. Das kommt einem so vor, weil jetzt natürlich auch diese genannte Zahl von 30 Cent sich extrem hoch anhört. Aber das hat natürlich damit zu tun, dass wir eine große Preisdifferenz auch zwischen den Tankstellen haben. Die einzelnen Tankstellen, die bewegen sich dann immer bei einer Preisschwankung zwischen 10 und 14 Cent, aber natürlich kann man auch noch darauf gucken, wie teuer ist welche Tankstelle, und das kann dann schon mal den großen Unterschied machen.
    Besserer Überblick mit der Markentransparenzstelle
    Ehring: Verbraucher können ja mit Hilfe von Benzinpreis-Apps die Preisentwicklung in Echtzeit verfolgen; die Anbieter aber auch. Haben die Benzinpreis-Apps dafür gesorgt, dass die Preisschwankungen größer sind und die Preise häufiger schwanken?
    Mikulla: Nein. Es ist tatsächlich so, dass die Schwankungen zum Teil früher extremer und viel heftiger waren. Seit es jetzt die Markentransparenzstelle gibt, die das mit beobachtet, ist es so, dass wir da einen besseren Überblick haben und dass wir es nicht zwingend damit zu tun haben, dass die Schwankungen größer sind. Früher hat es tatsächlich die Leute extrem verwirrt und genervt. Heutzutage hat man das ein bisschen besser im Blick.
    Mittlerweile 50 bis 60 Informationsplattformen
    Ehring: Die Benzinpreis-Apps geben ja den Verbrauchern auch Möglichkeiten. Wie nutze ich das denn am besten?
    Mikulla: Wer zum Tanken fährt, der sollte tatsächlich darauf schauen. Es ist schon so: Es ist ein Wettbewerb, und wenn sich die Masse der Kunden preisbewusst verhält, dann wirkt sich das natürlich aufs gesamte Preisniveau aus. Demnach sollte man schon wissen, dass man abends am günstigsten tankt. Die Preise gehen abends nach unten bis zirka 23 Uhr. Am günstigsten tankt man eigentlich zwischen 21 und 22 Uhr, und das kann man natürlich super auf Apps beobachten. Da gibt es viele Informationsplattformen. Das sind mittlerweile 50 bis 60 Stück, die die Tankstellenpreise ermitteln und wo man beobachten kann, wie schaut es aus bei den Tankstellen bei mir in der Umgebung. Ja, wir raten schon dazu, darauf zu achten und zu den Zeiten zu tanken, wo es einfach günstiger ist.
    "Günstigere Tankstelle meistens gar nicht so weit"
    Ehring: Extra zur Tankstelle fahren, das muss man dann unter Umständen, wenn ich abends um neun feststelle, jetzt ist das Benzin besonders billig. Ist das eine gute Idee, oder fressen die zusätzlichen Kilometer die Ersparnis dann wieder auf?
    Mikulla: Das kommt natürlich darauf an, wie weit die günstigere Tankstelle weg ist. Jemand, der in der Stadt wohnt, der tut sich natürlich leichter, hier vielleicht gleich ums Eck die günstigere Tankstelle zu finden. Wenn natürlich auf dem Land die günstigere Tankstelle zehn Kilometer weit weg ist, dann kann man sich das vielleicht mal ausrechnen, ob sich das auch wirklich rentiert. Vielleicht verknüpft man das am besten Mal mit der Fahrt irgendwo hin, dass man gleich auf dem Weg die günstigere Tankstelle aufsucht. Da muss man dann schon vergleichen, aber wie gesagt, meistens ist eine günstigere Tankstelle gar nicht so weit.
    Ehring: Melanie Mikulla vom ADAC war das. Wir sprachen über die Preisschwankungen bei Benzin und die Frage, wie man sie als Verbraucher am besten nutzen kann. Herzlichen Dank dafür.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.