Prekäre Situation der Hörspielkunst?

"Es fehlt der Respekt vor dieser Disziplin"

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Felix Kubin, im Bad fotografiert, im Gesicht goldene und blaue Farbe.
Felix Kubin: "Ein Hörspiel ist für mich ein vieldimensionales, komplexes Werk, in dem Geräusche, Musik, Stimmen und Geister ein Gesamtkunstwerk bilden." © Marie Loiser
Felix Kubin im Gespräch mit Timo Grampes · 16.11.2018
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Die Situation der Hörspielkunst wird derzeit in der Akademie der Künste reflektiert. Die Initiatoren beklagen eine prekäre Situation für das Genre im ARD-Hörfunk. Wie Hörspiele hier produziert würden, das gebe es nirgendwo, betont Macher Felix Kubin.
Die Berliner Akademie der Künste stellt in der Veranstaltung "Vision - Ich höre was, was du nicht siehst" die Hörspielkunst in den Mittelpunkt. Die Initiatoren sehen das künstlerische Hörspiel als originäre Kunstform des Radios im öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch Kürzungen und Stellenstreichungen bedroht.
Als Freiraum für die Hörspielmacherinnen und -macher, in dem sie nicht an die Verwertbarkeit denken müssten, sondern nur daran, was sie künstlerisch erforschen und ausdrücken wollten, definiert Hörspielmacher Felix Kubin das künstlerische Hörspiel. Es sei vermutlich nirgendwo so ausgeprägt und gut finanziert wie in Deutschland. Dennoch verliere dieses Kulturgut zunehmend an Reputation:
"Es fehlt immer mehr der Respekt vor dieser Disziplin, von der ja sogar irgendjemand eingefordert hat, dass man sie ins Weltkulturerbe eingliedern sollte. Man sagt: Gut und schön, dass es Hörspiele gibt. Aber wenn wir einen 'Tatort' machen, dann haben wir so und so viel Einschaltquote und beim Hörspiel haben wir nur ganz wenig."

Wir brauchen "eine unabhängige Finanzierung"

Dabei brauche man auch beim Hörspiel als Künstler die Freiheit für Experimente, wie er sie auch in seinem Hörspiel "Phantomspeisung" gehabt habe:
"Ich glaube, das experimentelle Herangehen in jedem Bereich – das kann auch in der Wissenschaft sein, aber vor allem in der Kunst und in der Musik – ist eine Voraussetzung für künstlerische Freiheit und Weiterentwicklung und künstlerische Wahrhaftigkeit, wenn man dieses gefährliche Wort mal so benutzen kann."
Die Möglichkeit, Hörspiele über das Internet zu hören wann und wo man wolle, verschaffe gerade diesem Genre in der Form von Podcasts ganz neue Möglichkeiten. Dabei betont er den Unterschied zwischen Hörbüchern oder marktgängigen Hörspielen und dem künstlerischen Hörspiel.
"Ein Hörspiel ist für mich ein vieldimensionales, komplexes Werk, in dem Geräusche, Musik, Stimmen und Geister ein Gesamtkunstwerk bilden. Das ist viel aufwändiger zu produzieren. Ich glaube, dass das Hörspiel, so wie es in Deutschland produziert wird, nirgendwo auf der Welt existiert. Und dafür ist es wichtig, dass man eine unabhängige Finanzierung garantieren kann."
(cosa)
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