Theaterprojekt "Hellas München"

Griechische Theatermacher feiern Bayerns Hauptstadt

Griechische Einwanderer tanzen im Februar 1976 Sirtaki; hier eine Aufnahme aus Oberhausen
Griechische Einwanderer tanzen im Februar 1976 Sirtaki. © imago/Werner Otto
Anestis Azas im Gespräch mit Timo Grampes · 16.03.2018
In dem Theaterstück "Hellas München" an den Münchner Kammerspielen machen sich zwei griechisch-stämmige Theatermacher auf die Suche nach den griechischen Communities in der bayrischen Hauptstadt. Dabei geht es um Heimat, Nostalgie und die Anziehungskraft Nordeuropas.
München ist die griechische Hauptstadt Deutschlands. Nirgendwo leben mehr hellenische Einwanderer. Viele kamen in den 1960ern als "Gastarbeiter" oder auf der Flucht vor der Militärdiktatur. In den letzten Jahren stieg die Zahl der in Deutschland lebenden GriechInnen erstmals wieder an.
Das Verhältnis dieser Griechen zu München bezeichnete der Theatermacher Anestis Azas im Deutschlandfunk Kultur als "Liebesbeziehung", wenngleich das Leben in der bayerischen Hauptstadt teuer und die Lage am Wohnungsmarkt "katastrophal" sei.

Dokumentartheater über die Griechen in München

Gemeinsam mit Prodomos Tsinikoris bringt Azas nun in den Münchner Kammerspielen die Inszenierung "Hellas München" auf die Bühne und blickt in einer Art Dokumentartheater auf die vielfältigen griechischen Communities und deren Stimmungslagen in München.
Besonders prägend sei für die Inszenierung eine Radiosendung des Bayerischen Rundfunks ab 1964 gewesen, sagte Azas. Diese Sendung habe "als Winderstandszelle gegen die Diktatur" fungiert. In dem Stück werde diese Sendung gleichsam mit Bezügen zur Gegenwart nachgestellt. Im Mittelpunkt dabei die Frage: Ist es wirklich so gut, dass man seine Heimat verlassen muss, um gut leben zu können?

"Die Illusion des Wohlstands"

Azas stellte fest, dass sich die Haltung der jüngeren Generation der Einwanderer stark von der der älteren unterschiedet: "Die ältere Generation hatte vielmehr den Wunsch, zurück nach Griechenland zu gehen, aber deshalb sind sie vielleicht auch nie richtig angekommen. Es war eher so eine Parallelgesellschaft, die es in Deutschland jahrelang gegeben hat", sagte er.
Die Eltern und Großeltern hätten nur in griechischen Geschäften eingekauft und sich abends in griechischen Lokalen getroffen. Das sei heute anders:
"Ich glaube, heute bewegt man sich viel mehr international. Die Gesellschaft, die Freunde sind eher so gemischt. Diese starke Nostalgie gibt es natürlich nicht mehr so wie damals."
In wirtschaftlicher Hinsicht verkörpere Nordeuropa aber noch immer das so genannte bessere Leben. Azas formulierte das so: "Aber vielleicht ist die Illusion des Wohlstands hier noch real."
(huc)
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