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US-Musikpreis
Adele gewinnt fünf Grammys

Die Grammy-Verleihung war ein Triumph für die britische Sängerin Adele. Sie bekam fünf der begehrten Auszeichnungen, darunter die drei wichtigsten. Ihr Auftritt war nicht ganz makellos, aber sehr authentisch. Ein Grund für ihren immensen Erfolg nicht nur bei der Grammy-Verleihung. Ihre direkte Konkurrentin Beyoncé sprach sie in ihrer Dankesrede an.

Von Nicole Markwald | 13.02.2017
    Die britische Sängerin Adele singt auf den 59. Grammy Awards am 12. Februar 2017.
    Die britische Sängerin Adele singt auf den 59. Grammy Awards am 12. Februar 2017. (VALERIE MACON / AFP)
    Das Wechselbad der Gefühle ist eine Floskel, aber sie trifft ziemlich genau, wie der Grammy-Abend für die britische Sängerin Adele verlief. Während ihrer Darbietung von "Fast Love” zu Ehren von George Michael brach sie mitten im Song ab:
    "I'm sorry for swearing and I'm sorry for starting again, can we please start again ...”
    Sie war unzufrieden mit ihrem Gesang, das "könne sie ihm nicht antun", sagte sie und legte eine zweite, makellose Version hin. Trotzdem stand sie während des Applauses mit Tränen in den Augen auf der Bühne - schon im vergangenen Jahr lag sie bei einem Auftritt in der Show gesanglich etwas daneben. Doch wohl keine Künstlerin wirkt so authentisch wie sie, auch ein Grund für ihren immensen Erfolg. Sie kürte den Grammy-Abend mit einem Triple und gewann die drei wichtigsten Kategorien: "Song des Jahres”, "Aufnahme des Jahres” und "Album des Jahres”. Insgesamt wurde Adele mit fünf Grammys ausgezeichnet. In ihrer letzten Dankesrede sprach sie direkt ihre stärkste Konkurrentin an, Beyoncé:
    "Du bist unser Licht. Durch dich fühle ich mich und fühlen meine Freunde anderer Hautfarbe sich selbstbewusster. Du hast dafür gesorgt, dass sie für ihre Rechte einsetzen.”
    Beyoncé erhielt zwei Grammys
    Beyoncé war mit neun Nominierungen für ihr Album "Lemonade” in den Abend gegangen. Sie gewann zwar nur zwei Grammys, sorgte aber mit der Darbietung ihrer Songs "Love Drought” und "Sandcastles” für Aufsehen. Sie trug ein eng anliegendes goldenes Kleid über ihren Babybauch und eine Art Heiligenschein auf dem Kopf und besang die Rolle von Frauen und Müttern. Auch Katy Perry, Metallica und Lady Gaga und Bruno Mars sangen während der Verleihung der Grammys. Mars bot seine Version des Prince-Hits "Let's go Crazy”.
    Fünf Grammys für David Bowie
    Mit ebenfalls fünf Grammys wurde David Bowie posthum ausgezeichnet. Er gewann unter anderem in den Kategorien "Bester Rock-Song”,”Bestes Alternative-Album” und "Beste Rock-Darbietung”. Bowie hatte im vergangenen Jahr zwei Tage vor seinem Tod sein Album "Blackstar” veröffentlicht. Es sind die ersten musikalischen Grammys seiner Karriere: 1985 bekam er den Preis für ein Video, 2006 wurde er für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
    Auch Grammys für deutsche Künstler
    Für eine Premiere sorgte Chance the Rapper. Er gewann insgesamt drei Preise, unter anderem als "Bester Newcomer". Der Musiker hat keinen Plattenvertrag, seine Musik ist nicht zu kaufen, sondern nur per Stream zu hören. Sein Geld verdient er durch Live-Auftritte und Merchandising-Artikel. Es war das erste Mal, dass die Recording Academy einen Streaming-only-Künstler nominiert hatte.
    Grammys für deutsche Künstler gab es im Klassik-Bereich: Die Flensburger Opernsängerin Dorothea Röschmann siegte in der Kategorie "Bestes klassisches Solo-Album", drei Auszeichnungen gab es für Klassik-Produktionen, die beim Naxos-Label erschienen sind, das von dem Deutschen Klaus Heymann gegründet wurde. Auch die Deutsche Grammphon erhielt den begehrten Musikpreis. Dort erschien die "Beste Orchesteraufführung”, eine Schostakowitsch-Darbietung des Boston Symphonic Orchestra.

    Der Musikpreis Grammy steht bei jungen Künstlern schon länger in der Kritik, nicht mehr zeitgemäß zu sein. Doch 2017 konnten erstmals auch Künstler nominiert werden, deren Alben nur online per Streaming verfügbar sind. Wie verändert sich die Musikwelt durch die neuen Hörgewohnheiten? Der Musikproduzent und ehemalige Kulturstaatssekretär Berlins, Tim Renner, gibt Einschätzungen und erklärt außerdem, welche Möglichkeiten Politik der Popkultur geben kann.