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US-Präsident Obama wird zum Anti-Amerikaner gemacht

Im Endspurt vor der US-Präsidentschaftswahl kommt nun eine ultrakonservative Politdokumentation in die Kinos, die US-Präsident Barack Obama beschuldigt, bewusst den Untergang der USA herbeizuführen. "Obama's America 2016" ist ein Kassenschlager und spielte inzwischen fast 30 Millionen Dollar ein.

Von Max Böhnel | 13.09.2012
    Kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen kommt eine Anti-Obama-Doku in die US-Kinos.
    Kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen kommt eine Anti-Obama-Doku in die US-Kinos. (picture alliance / dpa / Jim Lo Scalzo)
    "Love him, hate him, you don´t know him" - so steht´s auf den Plakaten, die den Anti-Obama-Streifen an mehr als 2000 Kinos in den USA ankündigen. Obama, der Unbekannte, dem die Politdoku die Maske vom Gesicht zu nehmen verspricht. Der Präsident verfolge bewusst das Ziel, das Land abzuwirtschaften und damit zu schwächen. Davon ist der Regisseur Dinesh D´Souza überzeugt:

    "Obama ist anders als herkömmliche Demokraten. Die wollen bloß die Einkommensumverteilung in Amerika. Aber Obama will die Stellung Amerikas in der Welt verändern. Er will, dass Amerika weniger Reichtum und Macht hat, damit die Menschen in anderen Ländern mehr Reichtum und Macht haben."

    Dinesh D´Souza unterstellt Obama ein finsteres Kalkül.

    "Du sorgst dafür, dass die ehemals kolonierten Länder besseren Zugang zu Wachstum und Macht haben, und die Kosten dafür lastest Du den Kolonisierern an, in diesem Fall also den USA."

    Im Film klingt das - aufwühlende Politdoku-Musik im Hintergrund - so :

    Obama has a dream, a dream from his father, that the sins of colonialism be set right and America be downsized.

    Gegen den antikolonialistischen Traum der Obamas von der Zersetzung der USA setzt der Regisseur den aufrichtigen American Dream:

    America has a dream, from our founding fathers, that together we must perfect liberty, and America must grow so liberty grows.

    Obama also als der Anti-Amerikaner. Für sein Politdoku reiste Dinesh D´Souza nach Kenia, Hawaii und Indonesien, wo er entfernte Verwandte von Obama interviewte. Der Verschwörungsstreifen lief unbeachtet von den Medien im Juli in wenigen amerikanischen Kinos an. Doch dann machten ultrakonservative Talkshow-Moderatoren wie Rush Limbaugh Werbung für ihn:

    "Das wird ein Kassenschlager, das werden wir an den Wochenenden sehen."

    Der rechte Fernsehsender Fox verschaffte ihm Glaubwürdigkeit. Der Dokumentarfilm versuche, den Präsidenten und seine Ideologie zu erklären, hieß es lobend.

    "Obama's America 2016 " ist von Marketingstrategen geschickt ans Ende der Kino-Sommersaison gesetzt worden. Gleichzeitig beginnt die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfs. Der Einfluss des Films - so durchgeknallt er auch ist - auf das Wahlverhalten darf nicht unterschätzt werden. Denn ausgerechnet dort, wo Barack Obama und Mitt Romney Kopf an Kopf liegen, in den Swing States mit unentschiedenen, aber wahrscheinlich entscheidenden Wählern, gilt "2016: Obamas America" als "hot". Irgendetwas wird schon hängenbleiben - hoffen jetzt die Republikaner und befürchten die Demokraten.