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US-Präsidentschaftswahl
Trump vergrault wichtige Wählergruppe der Latinos

Donald Trump mobilisiert auch Wähler außerhalb der republikanischen Partei, die bislang kein großes Interesse an Politik hatten. Doch sein konfrontativer und polemischer Wahlkampf hat auch eine gegenläufige Konsequenz: Er hat große Teile der Latino-Wähler vergrault.

Von Marcus Pindur | 23.05.2016
    Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Indiana Anfang Mai 2016.
    Donald Trump polemisierte insbesondere auch gegen die Latinos. (picture alliance / dpa / Tannen Maury)
    Kalifornien hat die höchste Zahl von Latino-Wählern in den USA. Mike Madrid macht Wahlkampf für die kalifornischen Republikaner. Die Kandidatur Donald Trumps erschwere seine Arbeit deutlich, sagt er.
    "Laut einer Umfrage der University of California und der Los Angeles Times lehnen 87 Prozent der Latino-Wähler Donald Trump ab. Das ist eine atemberaubende Zahl. Die Malaria oder der Zika-Virus würden wahrscheinlich bessere Werte bekommen."
    Der Grund liegt auf der Hand. Trump hat seinen Wahlkampf mit einer pauschalen Verurteilung mexikanischer Einwanderer begonnen und hat dieses Ressentiment zu einem Leitmotiv seines Wahlkampfes gemacht.
    Sie brächten Drogen und Kriminalität und seien Vergewaltiger. Trumps Zusatz, dass einige der Immigranten auch gute Menschen sein könnten, ändert nichts an der grundsätzlich feindseligen Haltung.
    Trump wünscht sich Massendeportationen aus den USA
    Trump will die elf Millionen illegalen Immigranten mit Massendeportationen aus den USA schaffen und eine große Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten. Das empfinden auch die legalen Einwanderer als Stigmatisierung und Bedrohung. Die Zahl registrierter Latino-Wähler in Kalifornien hat sich im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt vor der Wahl 2012 mehr als verdoppelt: Von 157.000 auf 384.000. Die Mehrzahl von ihnen hat sich als Demokraten in das Wählerverzeichnis eintragen lassen.
    Maria Dominguez ist Kindergärtnerin und lebt in Santa Rosa, 100 Kilometer nördlich von San Francisco. Sie hilft als Freiwillige bei der Wählerregistrierung.
    "Eine Familie, die bei mir in der Nähe lebt, hat keine Aufenthaltspapiere. Zwei weitere wollen die USA verlassen, weil sie Angst haben, das Trump die Wahl gewinnt und sie dann abgeschoben würden."
    Viele Hispanics, Immigranten aus Mexiko und Lateinamerika, kennen solche Fälle in ihrer unmittelbaren persönlichen Umgebung. Sie fürchten, auch als legale Einwanderer gesellschaftlich gebrandmarkt zu werden.
    Die 17-jährige Tochter von Maria Dominguez, Rosa Rios, ist genau wie ihre Mutter legal in den USA und Staatsbürgerin. Sie geht noch zur Highschool, darf aber im November wählen.
    Man könne Trump fast dankbar sein, sagt sie, denn er mache vielen klar, wie wichtig es sei, zur Wahl zu gehen. Viele in ihrer Schulklasse seien dadurch aufgewacht und wollten im November wählen.
    Die Wahlbeteiligung der Hispanics liegt in der Regel unter dem Durchschnitt der Bevölkerung. Es könnte jedoch durchaus sein, dass das in der kommenden Präsidentschaftswahl anders sein wird.
    In Kalifornien wird dies an den Mehrheitsverhältnissen zugunsten der Demokraten nicht viel ändern. Aber in Bundesstaaten wie Colorado und Florida könnte es ausschlaggebend sein. Denn diese Staaten haben einen hohen Latino-Bevölkerungsanteil und sind sogenannte Swing States. Das heißt, sie stehen oft auf der Kippe zwischen Demokraten und Republikanern. Das dortige Wahlergebnis kann unter Umständen das Ergebnis der Präsidentschaftswahl entscheidend beeinflussen.
    Und die Latinos könnten das Zünglein an der Waage sein.