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US-Präsidentschaftswahlkampf
Trump verspricht Tausende neue Jobs

In einer Grundsatzrede zur Wirtschaftspolitik hat der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump der Bevölkerung Versprechungen gemacht. Um die Mittelschicht im Land wieder zu stärken, will er notfalls internationale Freihandelsabkommen aufkündigen. Seiner Konkurrentin von den Demokraten, Hillary Clinton, sprach er jegliche Kompetenz in Wirtschaftsfragen ab.

Von Torsten Teichmann | 29.06.2016
    Donald Trump nach einer Rede in Washington DC im Juni 2016.
    Donald Trump nach einer Rede in Washington DC im Juni 2016 (AFP / Molly Riley)
    "Im Ergebnis sind wir abhängiger vom Ausland als jemals zuvor. Es ist an der Zeit, wieder unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erklären."
    Allerdings muss der künftige Präsidentschaftskandidat der Republikaner ganz schnell zu Beginn seiner Rede einräumen, dass er als erfolgreicher Geschäftsmann bisher von der Entwicklung profitiert hatte: "Die Globalisierung hat die finanzielle Elite, die der Politik Geld spendet, sehr, sehr reich gemacht. Ich muss gestehen, ich war einer von denen. Aber Millionen Arbeitern blieb nichts als Armut und Schmerzen."
    Der Politiker Trump – nicht der Geschäftsmann – hält seine Rede zur Wirtschaftspolitik, als richte er sich an diese Millionen Arbeiter, an die Verlierer der Globalisierung. Der 70-Jährige steht vor einer Mauer aus Recycling-Müll in einer Fabrikhalle im US-Bundesstaat Pennsylvania. Er verspricht einen Kurswechsel und Tausende neue Jobs:
    "Amerikanischer Stahl und Aluminium werden wieder Teil des Rückgrats unserer Wirtschaft. Das allein schafft unheimlich viele neue Jobs. Gut bezahlte Jobs. Nicht das, was wir heute haben - keine schlechten Jobs."
    Auch die Mittelschicht ist zutiefst verunsichert
    Tatsächlich sind in den vergangenen 20 Jahren Millionen Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe der Vereinigten Staaten verloren gegangen. Zudem warnen Organisationen wie der Internationale Währungsfonds vor der großen Zahl armer Menschen in den USA. Armut bremse die wirtschaftliche Entwicklung, so IWF-Chefin Lagarde vergangene Woche in Washington:
    "Die jüngsten Zahlen zeigen, dass beinahe 15 Prozent der amerikanischen Bevölkerung - 46,7 Millionen Menschen - in Armut leben."
    Das alles trägt zu einem Gefühl von großer Unsicherheit in der amerikanischen Mittelschicht bei. Vor allem auch bei denen, die noch einen Job haben. Und Trump bedient diese Stimmung: Der Republikaner wirft seiner künftigen Kontrahentin Clinton vor, als Politikerin im eigenen Interesse, aber nie im Interesse der US-Wirtschaft gehandelt zu haben:
    "Als Außenministerin blieb Hillary Clinton stumm, als China seine Währung manipulierte, als China eine weitere Billion zu unserem Handelsdefizit addierte und Patente im Wert von einigen hundert Milliarden US-Dollar klaute."
    Trump lobt an einer Stelle sogar den Protektionismus der Gründungsväter der USA. Er verspricht, das nordamerikanische Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada neu verhandeln zu wollen:
    "Und wenn sie den Neuverhandlungen nicht zustimmen, was passieren kann, dann werde ich nach Artikel 22-05 des Nafta-Abkommens vorschlagen, dass Amerika aus dem Vertrag aussteigen will."
    Trump richtet sich in seiner Rede an Arbeiter in für ihn wichtigen Bundesstaaten, sogenannten Swing States, wie Ohio und eben Pennsylvania. Wie das Silicon Valley in Kalifornien, Forschung und Wissenschaft oder Investitionen in Bildung helfen können, neue Jobs zu schaffen, war deshalb nicht sein Thema.