Mittwoch, 24. April 2024

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Umbau von "Les Halles"
Neues Aussehen für den "Bauch von Paris"

Les Halles, die Markthallen, galten in der Vergangenheit als "Der Bauch von Paris". Zuletzt war der "Bauch" eine "Baustelle" - mitten im Herzen der Stadt. Ende 2018 sollen die letzten Arbeiten weitgehend beendet sein und Les Halles als Einkaufszentrum, öffentlicher Kulturort und zentraler Umsteige-Bahnhof der Öffentlichkeit zurückgegeben werden.

Von Barbara Kostolnik | 05.04.2016
    Das Canopée des Forums, auch "Blätterdach" genannt
    Das Canopée des Forums, auch "Blätterdach" genannt (ARD / Barbara Kostolnik)
    "Wir werden Anfang 2016 fertig sein."
    Versprechen gehalten - Was bei Baustellen dieser Größenordnung ja beileibe nicht immer der Fall ist. Projektleiter Dominique Huchet aber hat gut lachen, das Blätterdach über der Baustelle von "Les Halles", die sich auf 6000 qm über sieben Etagen erstreckt, glänzt im Licht der Stadt. Die äußere Hülle von Les Halles ist also fertig.
    "1979 hat man ja schon einmal versucht, Les Halles neu zu erschaffen, das war nur leider ein Misserfolg, und jetzt hat man das repariert, die Wunde in der Stadt geschlossen."
    Wo einst, im 19. Jahrhundert, die Markthallen pralles Leben boten - mit Fischweibern und Metzgern im Morgengrauen, hatte man in den siebziger Jahren einen unterirdischen Umsteigebahnhof und ein famos hässliches Einkaufszentrum gebaut. Im Übrigen zur gleichen Zeit wie das benachbarte Centre Pompidou, das eine fantastische Erfolgsstory geworden ist. Bei Les Halles wollten die Menschen noch nicht einmal die Tiefgaragen benutzen.
    "Es gab jede Menge Parkplätze im Forum, aber die Hälfte der Plätze stand die ganze Zeit leer."
    Was unter anderem am wenig einladenden Ambiente lag, das außer Drogendealern kaum jemanden anzog. Künftig wird hier ein neues, überarbeitetes, riesiges Einkaufszentrum stehen: mit Geschäften auf zwei Ebenen, bestens angebunden an das Metro- und Schnell-Bahn-Netz, und offen für Touristen, die hier in Scharen herumlaufen. Aber Les Halles sollen nicht nur ein Einkaufsparadies sein.
    "Das ist ein kleines Stück Stadt, in weiten Teilen unterirdisch, wo sich im 4. und 5. Untergeschoss der zentrale Metro-Umsteigebahnhof befindet, darüber aber auch ein Einkaufszentrum und öffentliche Räume, ja, das ist in der Tat eine Mischung aus allem."
    Nicht nur dem Kommerz geweiht, sondern auch der Kunst
    Denn Les Halles sollen künftig nicht nur dem Kommerz geweiht sein, sondern auch der Kunst: eine Bibliothek, ein Hip-Hop-Center und ein Konservatorium ziehen mit ein:
    "Es gib jede Menge Räume im Konservatorium: man kann Probenräume mieten, um zu üben, zum Beispiel Trompete."
    Das neue Forum ist überdacht: von la Canopée, einer transparenten Glaskonstruktion, "Blätterdach" genannt. Das 10.000 qm große Dach ist so getönt, dass es darunter in der Sommerhitze immer ein Grad kühler sein soll als draußen.
    "Vielleicht wird man eines Tages Solarzellen auf dem Dach anbringen, aber derzeit ist das nicht geplant."
    Zwei Drittel der Kosten von einer Milliarde Euro werden auf dem Rücken der französischen Steuerzahler landen, ein Drittel wird von einer Baufirma getragen, die dann auch - ziemlich sicher sehr lukrativ, bei der zentralen Lage - die Räume des Einkaufszentrums vermietet.
    Das Erbe des Bauchs
    Warum hat man keine Wohnungen gebaut, wenn man schon mal dabei war, Les Halles komplett umzustrukturieren?
    "Nein, es gibt hier keine Wohnungen, auf diesen sechs Hektar Fläche", bestätigt Dominique Huchet, "man befindet sich hier ja auch im Bahnhofsbereich, das hätte keinen Sinn ergeben, hier soll umgestiegen und eingekauft werden, es gibt Sozialwohnungen in der Gegend, aber dieser Ort ist für alle gedacht, und das Einkaufszentrum ist, wenn Sie so wollen, das Erbe des Bauchs."
    Seit Emile Zola sind Les Halles eben einfach der Bauch von Paris. Und wer will schon in einem Bauch wohnen?