Freitag, 29. März 2024

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Marathon
"Das Wichtigste ist die Vorbereitung"

Das umstrittene Werbe-Projekt "Marathon unter zwei Stunden" ist nur knapp gescheitert: Dem besten Langstreckenläufer der Welt, dem Kenianer Eliud Kipchoge, fehlten nur 26 Sekunden. Trainingswissenschaftler Lutz Herdener hält das Knacken der magischen Zwei-Stunden-Marke im Marathon dennoch für möglich.

Lutz Herdener im Gespräch mit Marina Schweizer | 06.05.2017
    Läufer bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.
    Marathon unter zwei Stunden - das hat bisher noch niemand geschafft (imago sportfotodienst)
    Um eine solche Leistung zu erbringen, müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt sein, erklärt Leistungsdiagnostiker Lutz Herdener. So könne nicht jeder Sportler ausschließlich mit Training diese Spitzenzeiten erreichen: "Es gibt eine gewisse Veranlagung, die eine Grundvoraussetzung ist. Es gibt gewisse Sport- oder Bewegungstypen."
    Was unter physiologischen Aspekten entscheidend sei: "Mit der richtigen Intensität über diesen definierten Zeitraum unterwegs zu sein, also nicht zu langsam und nicht zu schnell. Es geht darum, seine Energiereserven richtig einzuteilen und bis zum einem gewissen Grad entsprechend aufzufüllen."
    Falls eine Ermüdung eintrete, könne das unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel das Leerlaufen der Energiespeicher. "Dann muss man die Intensität verringern. Der Körper schaltet auf eine andere Energiegewinnung um. Ziel des Läufers muss es sein, möglichst viel Energie über die Fettverbrennung zu gewinnen. Das kann man im Vorfeld gut trainieren."
    Monatelange Vorbereitung
    Im Vorfeld gibt es verschiedene Trainingsansätze. "Man fängt mit Grundlagentraining an. Es geht darum, die Muskulatur in einen guten Ausgangszustand zu versetzen, also überhaupt die Möglichkeit zu geben, dass der Muskel unter hoher Belastung mit Sauerstoff versorgt wird." Dazu muss der Sportler seine maximale Sauerstoff-Aufnahme verbessern. Das in Kombination mit einer gewissen Laufökonomie seien die Trainingsansätze einer langfristigen Trainingsplanung – also eine über mehrere Monate und Jahre.
    Auch die psychische Komponente sei mitentscheidend. "Wenn ich in der Lage bin, alle diese Stellschrauben und noch ein paar andere zu berücksichtigen, wenn ich ein entsprechendes Umfeld schaffe - also Läufer, die mitlaufen, Läufer, die Windschatten bieten – dazu einen Athleten habe, der genau auf diesen Tag vorbereitet ist und eine gute Tagesform hat – ein bisschen Glück gehört auch dazu – dann kann ich mir gut vorstellen, dass man in der Lage ist, diese Leistung zu erbringen."
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.