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US-Sanktionen gegen Russland
Oligarchen unter Druck

Neue US-Sanktionen drücken die Aktien von Firmen russischer Milliardäre, auch der Rubel-Kurs ist deutlich gefallen. Grund ist, dass es nach der US-Entscheidung für russische Firmen schwieriger geworden ist, an westliche Kredite zu gelangen. Nun will der Kreml die Oligarchen unterstützen.

Von Thielko Grieß | 10.04.2018
    Sberbank CEO and Chairman of the Executive Board German Gref (L) and Rusal President and Management Board Member Oleg Deripaska talking ahead of a meeting of Russian President Vladimr Putin with Russian businessmen at the Moscow Kremlin.
    Rusal-Präsident Oleg Deripaska liefert jährlich etwa 700.000 Tonnen Aluminium in die USA. Wegen der US-Sanktionen bricht der Markt jetzt weg. Die russische Regierung bereitet Hilfen für betroffene Firmen vor. (imago / Itar-Tass)
    Viele Wertpapiere sind seit gestern deutlich weniger wert. Im Fokus stehen vor allem zwei Oligarchen: Sie selbst und Unternehmen, an denen sie Anteile halten, sind mit Sanktionen belegt worden:
    "Es sind vor allem zwei Menschen in Russland, die russisches Aluminium und dessen Export kontrollieren", erklärt Andrej Mowtschan, Ökonom beim Moskauer Carnegie Center im Sender Echo Moskwy. "Oleg Deripaska, der über die Holding En+ große Teile von RUSAL besitzt. Und Wiktor Wekselberg, dem ein zweiter Teil von RUSAL gehört. Dieses Unternehmen liefert dem US-Markt jährlich etwa 700.000 Tonnen Aluminium."
    Technischer Zahlungsausfall bei RUSAL "möglich"
    Diese Menge entspricht der Jahresproduktion des Unternehmens. Weil der US-Markt nun wegen der Sanktionen wegbricht, hat RUSAL mitgeteilt, ein technischer Zahlungsausfall, also Schwierigkeiten, manchen Verpflichtungen nachzukommen, sei möglich. Der Kurs von RUSAL, etwa an der Moskauer Börse, brach gestern um mehr als 20 Prozent ein, auch heute liegt er weiter im Minus. Für den Ökonomen Mowtschan sind die Sanktionen Mittel einer protektionistischen US-Handelspolitik:
    "Russland wird nicht als Partner betrachtet, im Gegenteil. Wenn man mithilfe von Sanktionen gegen russische Aluminiumhersteller den Markt praktisch um so viel Aluminium bereinigt, wie die eigene Produktion ausmacht, ist das aus US-Sicht ein wirtschaftlich vernünftiges und verständliches Vorgehen."
    Gute Verbindungen Deripakas in den Kreml
    Der Milliardär Oleg Deripaska unterhält gute Verbindungen in den Kreml. Er war zuletzt in den Schlagzeilen, weil er Kontakt in das Umfeld von Donald Trump gehabt haben soll, als sich der noch im Wahlkampf befand. Ob und welche Informationen damals übermittelt wurden, ist Gegenstand von Ermittlungen in den Vereinigten Staaten.
    Deripaska hat die Vorwürfe, mit denen Washington die Sanktionen gegen ihn begründet, in einem schriftlichen Statement als "lächerlich und absurd" bezeichnet. Der Milliardär hält über die Holding Basic Element Anteile am russischen Fahrzeugbauer GAZ. Mit GAZ kooperiert der Volkswagen-Konzern; die Russen bauen in Lizenz die drei Modelle VW Jetta, Skoda Oktavia und Skoda Kodiaq. Außerdem ist geplant, von 2019 an für fünf Jahre insgesamt 200.000 Zwei-Liter-Dieselmotoren für Nutzfahrzeuge von Salzgitter ins russische Werk in Nischnij Nowgorod zu liefern.
    Deutsche Firmen könnten in Fokus der US-Behörden geraten
    Der Wolfsburger Konzern wollte die Vorgänge rund um Oleg Deripaska auf Anfrage des Deutschlandfunks nicht kommentieren. Prinzipiell ist aber denkbar, dass auch deutsche Unternehmen in den Fokus der US-Behörden geraten, die Geschäfte mit den bereits sanktionierten russischen Konzernen betreiben. Der russische Regierungschef Dmitrij Medwedjew warf den Vereinigten Staaten vor:
    "Das ist ein politisches Versteckspiel, und dieses Gerede über schlechte Russen, die bestraft werden müssen, darf den ökonomischen Kern nicht verbergen: Der besteht darin, dass die USA überall auf der Welt gegen geltende Handelsregeln, gegen die existierende Ordnung ihre eigene Geschäftsinteressen fördern."
    Rubel-Entwertung als Folge der US-Entscheidung
    Die von US-Sanktionen betroffenen Unternehmen und Personen haben es von nun an schwerer, an westliche Kredite zu gelangen. Finanzierung und Re-Finanzierung werden komplizierter und teurer. Unter Medwedjews Führung bereitet die russische Regierung Hilfsmaßnahmen für die unter Druck stehenden Unternehmen und ihre Eigentümer vor.
    In Folge der amerikanischen Entscheidungen ist der Russische Rubel seit Anfang dieser Woche deutlich entwertet worden. Er ist jetzt für Eurozahler so günstig wie schon seit gut zwei Jahren nicht mehr. Das erleichtert den Export, verteuert aber Importe. Sollte der Rubel dauerhaft an Wert verlieren, dürfte eine weitere Folge sein: Urlaub in der Eurozone wird für Russinnen und Russen teurer.