Dienstag, 19. März 2024

Archiv

US-Strafzölle gegen China
Die Hoffnung auf Gespräche lebt weiter

Die chinesische Staats- und Parteiführung will mit Gegenmaßnahmen auf die angekündigten US-Zölle reagieren. Man werde "bis zum Ende kämpfen". US-Firmen in China setzen hingegen auf weitere Verhandlungen, um einen Handelskrieg zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt doch noch zu verhindern.

Von Steffen Wurzel | 23.03.2018
    US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping bei einer Pressekonferenz nach ihrem Treffen in der Großen Halle des Volkes in Peking
    Ob es zum Handelskrieg kommen wird oder nicht, klar ist: China wird auf US-Zölle reagieren (dpa / TASS / Artyom Ivanov )
    Die Kernaussage der chinesischen Staats- und Parteiführung: Man wolle keinen Handelskrieg, werde aber nicht vor einem solchen zurückschrecken. Entsprechend äußerte sich zum Beispiel Chinas Botschafter in den USA, Cui Tiankai. Im englischsprachigen Nachrichtensender des chinesischen Staatsfernsehens sagte Cui:
    "Wenn uns jemand einen Handelskrieg aufzwingt, werden wir bis zum Ende kämpfen. Grundsätzlich wollen wir aber die Zusammenarbeit mit den USA weiter ausbauen, mögliche Meinungsverschiedenheiten konstruktiv angehen und Win-Win-Situationen schaffen. In gegenseitigem Respekt zueinander. Wir hoffen, die US-Seite sieht das genauso."
    Klar ist: China wird auf US-Zölle reagieren. Wie genau, ist noch nicht bekannt. Inzwischen wurden aber Listen vorgelegt, mit mehr als 120 amerikanischen Produkten darauf, die mit Gegen-Zöllen belegt werden könnten: Wein zum Beispiel oder auch Obst, Sojabohnen und Schweinefleisch aus den USA. Von Gegen-Zöllen abgesehen könnte China der US-Wirtschaft auch subtiler schaden.
    Beispiel: Die Staats- und Parteiführung in Peking kontrolliert alle Fluggesellschaften des Landes. Es wäre also ein Leichtes, denen zu sagen: Bis auf Weiteres kauft Ihr Eure Maschinen bitte nicht mehr bei Boeing, sondern bei Airbus.
    Bei US-Firmen, die in China aktiv sind, wächst inzwischen die Sorge vor einem ausgewachsenen Handelskrieg. Doch es gebe einen Hoffnungsschimmer für weitere Verhandlungen, sagt Kenneth Jarrett. Der ehemalige Diplomat und China-Berater früherer US-Regierungen leitet die US-Handelskammer in Shanghai.
    Zwei Monate bis die Zölle umgesetzt werden
    "Wenn man in der Washingtoner Strafzoll-Ankündigung nach einem Hoffnungsschimmer sucht, stellt man fest: Keine der Maßnahmen greift sofort. Es dauert 15 Tage, bis Donald Trumps Handelsbeauftragter eine konkrete Liste vorlegt. Danach dauert es weitere 30 Tage. Bedeutet: Wir haben bis zu zwei Monate Zeit, bis Zölle umgesetzt werden. Und ich hoffe, dass beide Seiten bis dahin intensiv miteinander sprechen werden."
    Die Staatsführung in Peking betont immer wieder, unter einem möglichen Handelskrieg würden alle leiden. So sieht das auch die amerikanische Handelskammer in Shanghai. Gewinner werde es weder in den USA, noch in China geben. Kenneth Jarrett:
    "Chinas Wirtschaft, die ganzen Lieferketten, sind sehr stark in die US-Wirtschaft integriert. Beide Seiten sind stark miteinander verwoben. Und egal, was einige aus reinen Statistiken und Zahlen ableiten wollen: Ein Handelskrieg wäre für beide Völker schmerzhaft und daran kann keiner ein Interesse haben."
    Tatsächlich sind die Handelsräume China und USA inzwischen so eng miteinander verwoben, dass gegenseitige Zölle nach Ansicht vieler Experten unsinnig sind. Zwei Beispiele: Jedes einzelne iPhone auf dieser Welt wird in China hergestellt. Fielen also auf Made-in-China-Produkte in den USA künfig Zölle an, würden sie also auch den heimischen Computerkonzern Apple schädigen. Umgekehrt gehört der größte Schweinemastkonzern der USA, Smithfield Foods, seit einigen Jahren einem chinesischen Unternehmen. Mit Zöllen auf amerikanisches Schweinefleisch würde sich also auch China selbst schaden.