Museumsmanager Max Hollein geht in die USA

"Einer aus der Kategorie Klopp oder Guardiola"

Städel-Direktor Max Hollein sitzt am 10.03.2015 in der Claude-Monet-Schau im Städel in Frankfurt am Main (Hessen).
Städel-Direktor Max Hollein sitzt am 10.03.2015 in der Claude-Monet-Schau im Städel in Frankfurt am Main (Hessen). © picture-alliance / dpa / Boris Roessler
Luttger Fittkau · 23.03.2016
Max Hollein ist eine Ausnahmegestalt unter den Museumsleitern. Er hat der Kulturmetropole Frankfurt am Main zu neuem Glanz verholfen. Jetzt zieht der "Superstar" nach San Francisco. Ein großer Verlust, meint Ludger Fittkau.
Diesen Wiener Charme werden wir hierzulande sehr, sehr vermissen! Denn Max Hollein ist ein waschechter Wiener, auch wenn man insbesondere in Frankfurt schon glaubte, der Mann sei von dort.
So sehr gehörte der Kulturmanager nach 15 Jahren zum Inventar der Kunstszene der Mainmetropole. So sehr prägte Hollein das kulturelle Geschehen der Stadt und so markant, dass die Institutionen, die er leitete, heute vielleicht mehr denn je über die Stadtgrenzen hinaus leuchten: die Kunsthalle Schirn am Dom und das Liebighaus, aber vor allem das Städel am Museumsufer.

Historische Verantwortung eines Museumsleiters in Deutschland

Als Hollein 2005 an den Main kam, den er jetzt wieder gen Amerika verlassen will, galt er etwa für den "Spiegel" als der "jüngste und derzeit größte Star im Museumsbetrieb". Ein Mann der wisse, wie man die Sponsoren melken könne. Den Ruf, ein gewiefter Manager zu sein, hat Max Hollein auch Frankfurt am Main nicht verloren, im Gegenteil.

Doch vor allem gelang es dem smarten Wiener, die Häuser, die er anderthalb Jahrzehnte leitete, immer wieder so zu bespielen, dass sie bundesweit Furore machten. Große Namen von Dürer bis Botticelli dienten dabei als Zugpferde – Hollein ist kein Kostverächter, wenn es um Prominenz geht. Doch auch zum Teil weniger bekannte holländische "Alte Meister" der Städel-Sammlung präsentierte er immer wieder auf frische, entstaubte Weise.
Gleichzeitig dokumentierte Hollein mit der Einrichtung einer Stelle für Provenienz-Forschung bereits kurz nach seinem Amtsantritt, dass er weiß, welche historische Verantwortung ein Museumsleiter in Deutschland hat. Auch viele Jahrzehnte nach dem Ende der Nazi-Diktatur.
Die Kunsthalle Schirn wurde unter Hollein mit Klassischer Moderne und zeitgenössischer Kunst zum Publikumsmagneten. Im Städel konnte er 2012 einen aufwändig gestalteten Erweiterungsbau einweihen, in dem seitdem die Gegenwartskunst großartig präsentiert werden kann.

Brachte Glanz nach Frankfurt

Unermüdlich ersann Hollein mit seinem Pädagogen-Team in Frankfurt am Main neue Wege, wie man bei einem jüngeren Publikum die Leidenschaft für das Kunstmuseum wecken kann. Gerade hat das Städel einen Online-Kurs zur Kunstgeschichte vorgestellt. Eine konsequente Fortsetzung des Hollein-Credos, Audio- und Videoproduktionen für die Kunstvermittlung einzusetzen, wo immer es geht. Spielerisch und auf jeweilige Zielgruppen altersgerecht zugeschnitten, aber stets mit großem Respekt vor den Werken selbst.
Jahrelang hatte Max Hollein immer wieder Angebote aus Wien, Berlin oder auch den USA abgelehnt. Er genoss seinen großen Freiraum in Frankfurt am Main, seine Frau Nina etablierte sich mit einem kleinen, aber feinen Modelabel in der Stadt. Dass Hollein nun aber nach 15 Jahren noch einmal nach einer neuen Herausforderung sucht, ist verständlich. San Francisco bietet ihm diese Chance.
In Frankfurt wird man ihn schwer vermissen. Denn gerade durch Max Hollein wurde der Stadt wieder anschaulich vorgeführt , wie sehr der Glanz einer Kulturmetropole letztlich auch von überzeugenden Personen abhängt.

Wenn man einen Vergleich mit dem aktuellen Trainer-Karussell im Männer-Fußball wagen will: Mit Hollein geht einer aus der Kategorie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola. Ein Superstar der Kunstszene- und eben auch noch einer mit Wiener Charme!
Max Hollein wird nicht nur in Frankfurt am Main fehlen, sondern in der deutschen Museumslandschaft insgesamt.
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