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GfK-Index
Maue Exportaussichten dämpfen Konsumklima

Nach einem erfreulichen Start ins Jahr bekommt die Verbraucherstimmung einen Dämpfer. Sowohl die Einkommenserwartungen als auch die Kauflust der Menschen sind nach Angaben des Marktforschungsunternehmen GfK etwas gesunken. Die Erwartungen der Verbraucher haben sich vor allem wegen der Nachfrageschwäche für deutsche Produkte in einigen wichtigen Absatzmärkten eingetrübt.

Von Felix Lincke | 24.03.2016
    Im Abendlicht werfen die Beine von Fußgängern, die über die London Bridge laufen, lange Schatten aufs Pflaster, aufgenommen im März 2005.
    Die Kauflaune in Deutschland ist ein bisschen gesunken, sagen die Konsumforscher. (picture-alliance / dpa / Daniel Sambraus)
    Das Konsumklima hat sich gemessen an dem GfK-Index minimal eingetrübt: um einen Zehntel von 9,5 auf 9,4 Prozent. Das ist immer noch ein sehr guter Wert. Die Marktforscher halten die Kauflaune zwar für ungebrochen, gemeinsam mit den Einkommenserwartungen war die Stimmung unter 2.000 befragten Bürgern aber nicht mehr ganz so gut wie zu Beginn des Jahres. Rolf Bürkl von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung führt das vor allem auf externe Faktoren zurück:
    "Steigende geopolitische aber auch weltwirtschaftliche Risiken spielen hier sicherlich eine Rolle. Das sind zum einen der Konjunkturabschwung in einer Reihe von Exportnationen, für Deutschland wichtigen Exportnationen wie China, Russland, USA, auch Brasilien. Das mindert die Exportaussichten und die Investitionsneigung der Unternehmen. Das gibt vielleicht dem ein oder anderen Beschäftigten doch zu denken."
    Die gefühlte Risiken von Außen bergen inzwischen auch ganz reale Gefahren, wenn man an die Terroranschläge der Islamisten denkt, von denen Deutschland bisher verschont geblieben ist. Wenn ein solcher Schock jedoch ausbleibt, dann rechnet GfK-Forscher Bürkl mit einem weiter stabilen Konsumklima.
    Leichte Verbesserung nach oben möglich
    "Trotz der leichten Abschwächung jetzt im März müssen wir uns noch keine Sorgen machen, dass hier die Konsumkonjunktur einbrechen würde. Das Konsumklima ging leicht zurück, aber befindet sich immer noch auf einem zufriedenstellenden Niveau. Und auch die Konsumlaune generell ist immer noch sehr gut. Also, es ist noch kein Grund zur Sorge."
    Es sei sogar noch eine leichte Verbesserung nach oben möglich. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Es sind die steigenden Einkommen, die bei einer vorerst weiter sehr geringen Inflation die Kaufkraft erneut erhöhen. Im letzten Jahr war es die Einführung des Mindestlohns. In diesem Jahr werden es deutliche Rentenerhöhungen sein. Das Statistische Bundesamt beziffert die Reallohnsteigerung von 2015 auf 2,4 Prozent, das ist der höchste Wert, der mit dieser Statistik bisher gemessen wurde. Für den Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, wird das der wichtigste Faktor auch 2016 sein:
    "Die Kaufkraft sieht wirklich sehr sehr stark aus. Wir haben einen Zuwachs der verfügbaren Einkommen, bei den Konsumenten insgesamt, denke ich, so von ungefähr vier Prozent. Das sind sehr starke Zahlen. Und die Leute geben das Geld ja auch gerne aus. Weil Sparen lohnt sich ja nicht mehr wegen der negativen Zinsen der EZB. Insofern wird der private Verbrauch immer mehr zu einer Stütze für die Konjunktur in Deutschland."
    Die Commerzbank erwartet in diesem Jahr bei der Kaufkraft nach Abzug der weiterhin geringen Inflation ein reales Plus von zweieinviertel Prozent. Das wäre weit über dem langjährigen Durchschnitt. Für den Einzelhandel, das Gastgewerbe und andere Branchen, die vom Konsum der Verbraucher leben, müsste 2016 demnach ein ausnehmend gutes Jahr werden. So gesehen ist die Lage wahrscheinlich besser als die Stimmung in der letzten Umfrage der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung.