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US-Vorreiter
Gentechanbauverbot im US-Bundesstaat Oregon

Genveränderte Lebensmittel sind Alltag in den USA: Der Anbau von modifiziertem Mais, Soja oder Zuckerrüben ist erlaubt. Aber es gibt inzwischen eine Reihe von Gentechnik-Verboten, durchgesetzt von Wählern, die in ihren Landkreisen den Anbau modifizierter Pflanzen stoppen möchten.

Von Nicole Markwald | 19.06.2015
    Der Landkreis Jackson County im Süden des US-Bundesstaates Oregon ist klein, aber fein: Rund 12 Prozent von Jackson County werden für die Landwirtschaft genutzt. 200.000 Menschen leben hier und die Bürger von Jackson County haben eine ganz klare Haltung zu genveränderten Pflanzen - sie wollen sie nicht. Zumindest sprachen sich bei einer Wahl Ende 2014 65 Prozent aller Wähler für ein Gentechnik-Verbot in ihrem Landkreis aus. Aktivisten hatten vorher genügend Unterschriften gesammelt, um das Thema zur Abstimmung zu bringen.
    In Kraft getreten ist das Gentechnikverbot allerdings erst mal nicht. Zwei Farmer, die genveränderte Pflanzen anbauen, hatten geklagt. Sie rechneten mit Verlusten in Millionenhöhe, denn allen Landwirten genveränderter Pflanzen wurde auferlegt, innerhalb von 12 Monaten bereits ausgesäte gentechnisch veränderte Pflanzen abzuernten oder zu zerstören. Nun lehnte das Gericht die Klage ab. Der Bundesrichter erklärte, das Anbauverbot sei rechtens, weil es Landwirte vor Gentechnikverunreinigungen und damit vor wirtschaftlichen Verlusten schütze.
    Oregon ist nicht der einzige Bundesstaat der USA, in dem Gentechnik-Verbote diskutiert oder auch durchgesetzt werden. Genveränderte Lebensmittel sind hier weit verbreitet, der Anbau von genmanipuliertem Mais, Soja, Zuckerrüben und Baumwolle ist erlaubt. Bereits 2004 verabschiedete Mendocino County in Kalifornien ein solches Verbot. Aber sie bleiben die Ausnahme.
    Auch auf der hawaiianischen Insel Maui stimmten die Bewohner in einer Volksabstimmung für ein Moratorium. Nirgendwo sonst in den USA gibt es so viele Testfelder wie auf Hawaii. Der Verein Hawaii GMO Justice Coalition schätzt, dass Unternehmen wie Monsanto, Dow, Dupont/ Pioneer, Syngenta, BASF zwischen 16.000 und 24.000 Hektar Land auf Hawaii besitzen bzw. pachten. Eine Fläche, in die ganz Manhattan vier Mal reinpassen würde. Durch das warme und feuchte Klima könne mehrmals im Jahr angebaut und geerntet werden. Ashley Lukens vom Hawaii Center for Food Safety:
    "Sie testen genmodifizierte Pflanzen auf ihre Resistenz gegenüber Pestiziden. Und je größer ihre Testfelder werden, desto mehr sorgen sich Menschen auf Kauai, Molokai und Maui um die Auswirkungen, die der vermehrte Einsatz von Pestiziden auf ihre Gesundheit hat."
    Das Agrarunternehmen Monsanto streitet stets ab, dass der Einsatz von Herbiziden und Pestiziden Folgen für die Gesundheit hat. Doch Umweltschützer, Gesundheitsexperten und Farmer sind besorgt - über gehäufte Krebserkrankungen, Atmenbeschwerden und Schäden am Boden. Lukens sagt:
    "Wir leben neben diesen Feldern, die Schulen unsere Kinder stehen daneben. Wir sollten sicherstellen, dass diese Pflanzen, die angebaut und getestet werden, absolut sicher für die Menschen in der Umgebung sind."
    Das Beispiel Jackson County wird sich in Oregon übrigens nicht wiederholen. Künftig übernimmt der Bundesstaat die Regulierung von genmodifizierten Samen. Einzelne Landkreise werden Gentechnik-Verbote in Zukunft nicht mehr verabschieden können.