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US-Waffenlobby unter Druck
Unternehmen beenden Unterstützung für NRA

Nach dem Massaker an der High School in Parkland wächst in den USA der Druck auf Unternehmen, die bislang die Waffenlobby NRA unterstützt haben. Viele Firmen reagieren und kündigen etwa Rabatte für NRA-Mitglieder. Den Schülern, die das Massaker überlebt haben, reicht das aber noch nicht.

Von Martina Buttler | 24.02.2018
    Schüler und Lehrer protestieren gegen die US-Waffenlobby NRA. Ein früherer Schüller hatte in der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland in Florida 17 Schüler und Lehrer erschossen.
    Schüler und Lehrer protestieren gegen die US-Waffenlobby NRA (imago / Gary Rothstein)
    Wir werden nicht schweigen, verspricht Alfonso. Er hat die Schießerei an der Stoneman Douglas High School überlebt. Und wie viele seiner Mitschüler steht er gerade für eine Änderung der Waffengesetze in den USA auf. David Hogg, Chef der Schülerzeitung, ist eins der bekanntesten Gesichter des Protests. Er nimmt es mit einem mächtigen Gegner auf: der Waffenlobby NRA. Auf Twitter schreibt er beispielsweise:
    "Hey FedEx – warum unterstützt ihr die NRA?"
    Ein paar Stunden später:
    "Moment, unterstützt FedEx immer noch die NRA? Lasst uns das heute Abend regeln."
    Dahinter der Hashtag NRABoykott. In den vergangenen Tagen haben mehrere Unternehmen angekündigt, ihre Unterstützung für die Waffenlobby NRA zu beenden. Der Druck ihrer Kunden ist nach dem Massaker in Parkland groß. Autoverleiher wie Hertz oder Enterprise wollen keine Bonusprogramme für NRA-Mitglieder anbieten. Den gleichen Schritt haben die Internet-Sicherheitsfirma Symantec, die Versicherung MetLife und mehrere Hotels angekündigt. Die First National Bank in Omaha hat über Twitter verkündet, dass sie ihren Vertrag mit der NRA für NRA Visa Karten nicht verlängern will.
    David Hogg bedankt sich bei den Firmen über Twitter. Polly Mosendz von Bloomberg News erklärt bei NPR, dass sie aber nicht glaubt, dass die NRA diese Entscheidungen wirklich zu spüren bekommt:
    "Viele Leute bemerken das. Aber die Mitgliedschaft bei der NRA wird deswegen nicht sinken. Die Bonusprogramme sind nett, aber Menschen werden nicht deshalb Mitglied bei dieser Organisation."
    Kundgebungen in den ganzen USA geplant
    Und die Lehrer in Florida wehren sich. Sie haben festgestellt, dass ihr Pensionsfond in die Firma American Outdoor Brands investiert. Das ist der Hersteller des Sturmgewehrs, das der Täter in Parkland verwendet hat. Die Lehrergewerkschaft fordert nun, diese Investitionen abzustoßen. Das wird allerdings, wenn überhaupt, nicht schnell passieren, hat ein Sprecher des staatlichen Pensionsfonds bereits erklärt. Der Prozess ist kompliziert, so Polly Mosendz:
    "Die Lehrer können das nicht selbst machen. Der Fond wird von einem Komitee verwaltet, dazu gehören unter anderem der Gouverneur von Florida und die Justizministerin. Es ist eine schwierig, da Veränderungen anzustoßen."
    Die Schüler der Stoneman Douglas High School wollen aufrütteln. Sie wollen, dass sich etwas ändert und dass die Diskussion über die Waffengesetze nicht schnell wieder abebbt. Sie planen für den 24. März den "March for our lives" in Washington. Der Antrag für eine Demo mit bis zu einer halben Million Teilnehmern ist eingereicht. In Los Angeles, Chicago, Denver, Las Vegas oder Dallas werden auch solche Demos geplant. Und Schüler wie Ryan Deitsch sagen in Richtung der Politiker:
    "Meine Freunde und ich werden bald 18. Wir können wählen und ich weiß, wen ich nicht wählen werde. "
    Parkland und die Waffendebatte hat das Potenzial im Kongresswahlkampf dieses Jahr ein Thema zu sein. Die Frage ist, wie lange der Nachhall von Schülern, Unternehmen und der NRA anhält.