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US-Wahl
Trump wettert gegen Neuauszählung

Die Grünen-Politikerin Jill Stein hat eine Neuauszählung der Stimmen für die Wahl zum US-Präsidenten in drei Bundesstaaten angestoßen. Die Chancen, dass Hillary Clinton doch noch gewinnt, gelten als klein - doch Donald Trump reagiert ungehalten und beklagt selbst einen "Wahlbetrug".

28.11.2016
    Donald Trump steht am 20. November 2016 vor der Tür am Klubhaus des Trump International Golf Club, in Bedminster Township, New Jersey, USA
    Donald Trump am 20. November 2016 (dpa / picture-alliance / Peter Foley)
    Trump schrieb bei Twitter, dass sich "Millionen Menschen" illegal an der Präsidentschaftswahl am 8. November beteiligt hätten - und sein Sieg andernfalls sogar noch überzeugender ausgefallen wäre. Gleichzeitig sprach er von "Wahlbetrug" in den Staaten Virginia, New Hampshire und Kalifornien - dort hatte Clinton gewonnen. Belege dafür legte Trump nicht vor.
    Trump erinnert Clinton an ihre Kritik
    Er hätte auch die fiktive landesweite Abstimmung gewonnen, wenn man diese Stimmen abziehe, beklagte er. Die sogenannte "Popular Vote", also die Gesamtzahl der Stimmen, war mit 2,2 Millionen Stimmen Vorsprung an Clinton gegangen - während das gültige Wahlsystem, in dem ein Bewerber einzelne Bundesstaaten und damit deren Wahlmänner gewinnt, Trump als Sieger hervorbrachte.
    Trump spielte auf die Kritik der Demokraten an, als er vor der Wahl in Frage gestellt hatte, ob er das Ergebnis akzeptieren werde oder nicht. Der gewählte Präsident zitierte Clinton, die gesagt hatte: "Wir hatten immer freie und faire Wahlen und wir haben haben den Ausgang akzeptiert, auch wenn es uns vielleicht nicht gefallen hat." Das gelte wohl nicht mehr, fügte Trump hinzu.
    Grünen-Kandidatin Stein beklagt mögliche Manipulationen
    Die chancenlose Kadidatin Jill Stein von den Grünen hatte die Neuauszählung in drei Staaten gefordert. Hintergrund waren Vermutungen von IT-Experten, dass die elektronischen Wahlsysteme in Wisconsin, Pennsylvania und Michigan manipuliert worden sein könnte. In Wisconsin läuft die Neuauszählung bereits.
    Heute will Stein einen entsprechenden Antrag in Michigan stellen, am Mittwoch in Pennsylvania. Stein schrieb bei Twitter: "Wenn man weiß, dass das Wahlsystem kaputt ist, würden Sie dann nicht nachforschen? Deshalb ist eine Neuauszählung wichtig." Die favorisierte Clinton hatte in Stimmbezirken, in denen Wahlmaschinen benutzt wurden, deutlich schlechter abgeschnitten als in Wahllokalen, wo auf handgeschriebene Stimmzettel gesetzt worden war.
    Clintons Chancen bleiben klein
    Clinton müsste alle drei Staaten drehen und dabei zahlreiche Stimmen gewinnen. Von den drei beanstandeten Ergebnisse ist ihr Rückstand in Pennsylvania mit etwa 70.000 Stimmen am größten. In Wisconsin fehlen fast 20.000 Stimmen, in Michigan etwa 10.000.
    Dass eine Umkehr des Ergebnisses unwahrscheinlich ist, zeigt die Zurückhaltung Clintons, deren Wahlkampfteam den Vorstoß nicht selbst machte, sondern den von Stein lediglich unterstützt, berichtet Deutschlandfunk-Korrespondent Marcus Pindur aus Washington. Eine Änderung des Wahlausgangs erwarte man nicht, eigene Überprüfungen in den vergangenen Wochen hätten keine Unregelmäßigkeiten aufgezeigt.
    306 Wahlmänner gewann Trump, 232 Clinton. In Pennsylvania geht es um 20 Wahlmänner, in Michigan um 16 und in Wisconsin um zehn. Würden diese 46 Trump abgezogen und Clinton zugesprochen, wäre das Wahlergebnis umgekehrt.
    (nch/sf)