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US-Wirtschaft
Langsames, aber stetiges Wachstum

Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA haben für einen vorsichtigen Optimismus gesorgt. Diesen Trend hat der aktuelle Konjunkturbericht der Notenbank, das sogenannte Beige Book, bestätigt. Ob das aber für eine Zinswende reicht, ist unsicher.

Von Marcus Pindur | 04.06.2015
    Die US-Notenbank-Chefin Janet Yellen im April 2015 auf einer Veranstaltung in Washington D.C.
    Muss demnächst über eine Zinserhöhung entscheiden: US-Notenbank-Chefin Janet Yellen. (Imago / Xinhua)
    Zur Jahreswende war die Konjunktur in den USA leicht eingebrochen, deshalb wurde das jetzige Beige Book mit einiger Spannung erwartet. Moderates Wachstum gab es im verarbeitenden Gewerbe, allerdings regional durchwachsen. So zum Beispiel im Bezirk Dallas: Hier machte sich der Abschwung im Energiesektor bemerkbar. Fallende Preise auf dem Öl- und Gasmarkt führen hier zu weniger Investitionen und Beschäftigung.
    Die billige Energie hat aber auf der anderen Seite die Verbraucher ausgabenfreudiger gemacht. Autoverkäufe zogen an, auch größere Modelle waren wieder gefragt. Und: Die Amerikaner fahren auch wieder mehr in den Urlaub - die Tourismusindustrie meldete deutliche Umsatzsteigerungen. Auch die gestiegene Beschäftigungsquote und leicht wachsende Löhne stärken das Verbrauchervertrauen. Das Wachstum im ersten Quartal wird auf minus 0,5 Prozent, das im zweiten Quartal auf plus 2,7 geschätzt, im Schnitt lediglich magere 1,1 Prozent.
    Positiv ist die schrumpfende Arbeitslosigkeit, die zuletzt bei 5,4 Prozent lag. Der private ADP-Jobs Report meldete gestern 201.000 Beschäftigte mehr im Mai, ein nachhaltiges Wachstum, meint der Chef-Ökonom von Moody´s, Mark Zandi. "Am Anfang des Jahres waren es zwischen 250.000 und 300.000 mehr Jobs, jetzt liegen wir bei 200.000 bis 250.000 mehr Arbeitsplätzen pro Monat. Das ist doppelt so viel, wie wir brauchen, um das Wachstum der arbeitsfähigen Bevölkerung aufzufangen. Wenn die Beschäftigung so weiterwächst, haben wir in einem Jahr Vollbeschäftigung."
    Schwierigkeiten macht der Dollar, der innerhalb eines Jahres um ein Drittel gegenüber dem Euro gestiegen ist und somit amerikanische Exporte verteuert. Nur die Ausfuhr von Kunststoffprodukten, Biotechnologie und Pharmazie zog an. Ansonsten gab es einen flächendeckenden Abwärtstrend. Dies wird auch bestätigt durch den revidierten Exportbericht des US-Handelsministeriums für 2014. Das Handelsdefizit stieg im vergangenen Jahr auf 508 Milliarden Dollar. Die geringere Abhängigkeit von ausländischem Öl konnte den Trend nicht stoppen. Ein dickes Minus von 73 Milliarden Dollar machten die Vereinigten Staaten zum Beispiel im Handel mit Deutschland. Doch die amerikanische Wirtschaft wird insgesamt im Beige Book als langsam, aber stetig wachsend eingeschätzt, was sich gestern sogleich in gestiegenen Börsenkursen niederschlug.
    Ob das aber Janet Yellen reicht, um eine Zinserhöhung in Angriff zu nehmen, bezweifeln die meisten. Das Beige Book ist die Grundlage für die Zinsentscheidungen des Offenmarktausschusses, der in 14 Tagen wieder zusammentritt. Nach jetzigem Stand der Dinge ist nicht mit einer Zinserhöhung noch im Juni zu rechnen. Damit werde die Fed, so die meisten Experten, wahrscheinlich eher bis September oder gar bis zum Ende des Jahres warten.