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Auf den Spuren von German Texas

Luftschiff, Schnapptuch oder Kriek - nur einige Wörter, die zum texasdeutschen Dialekt in der Region um Austin gehören. Die Sprache geht auf deutsche Einwanderer im 19. Jahrhundert zurück. Und auch sonst findet sich viel deutsche Kultur in der als uramerikanisch geltenden Gegend.

Von Astrid Bischofberger | 18.05.2014
    Großes blaues Schild am Straßenrand mit Aufschrift: Schlitterbahn New Braunfels, Exit 607, HWY 46 to New Braunfels
    Hinweisschild in deutscher Sprache in New Braunfels (dpa/picture alliance/Chris Melzer)
    Wir befinden uns in Austin/ Texas, der amerikanischen Hauptstadt der Livemusik. Dieser Spitzname folgt aus der großen Anzahl von Musik-Klubs und Livekonzerten in der Stadt. Und vielleicht auch aus der unüberhörbaren Präsenz von Grackles: Diese tiefschwarzen, langschwänzigen Vögel tragen mit ihrem Pfeifen, Schnarren, Keckern und Quietschen einen guten Teil zum charakteristischen Austin-Soundmix bei und lassen sich selbst vom Lärm anfahrender Laster nicht stören. Durchs Baum- und Grackle-reiche Viertel um das Capitol spazieren wir hinauf ins Universitätsquartier westlich der Guadalupe Street. Wir, das sind meine Tochter und ich. Eigentlich hatten wir jemanden in Texas besuchen wollen, aber dieser Jemand ist überraschend nach Oregon weitergezogen. Nun schauen wir zu zweit, wer und was uns alles auf unserem Road-Trip von Austin über San Antonio zum Golf von Mexiko begegnet.
    Im Institut für Linguistik auf dem Campus der University of Texas treffen wir Hans Boas. Der Stimmensammler und Professor für deutsche Linguistik beschäftigt sich seit 13 Jahren mit dem texasdeutschen Dialekt, der auf die deutschen Einwanderer Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Interessant ist die unterschiedliche Aussprache einzelner Wörter in den verschiedenen Regionen. Zum Beispiel das Wort "creek" für "Bach", das aus dem Amerikanischen ins Texasdeutsche entlehnt wurde, erklärt uns Hans Boas:
    "Einige Sprecher verwenden die original-englische Aussprache wie 'creek', andere sprechen das Wort 'Kriek' aus, wieder andere sagen 'Krieke', andere Leute verwenden aber auch deutsche Wörter wie 'Gewässer' oder 'Fluss'."
    Die meisten Nachfahren deutscher Einwanderer leben im zentraltexanischen Hügelland, dem Texas Hill Country, wo die Orte Fredericksburg, Boerne oder New Braunfels heißen. Texasdeutsche sagen auch noch Neubraunfels. Sie treffen sich dort in Gesangsvereinen, Turnvereinen, oder Tanzvereinen und pflegen die deutsche Kultur.
    "Viele Texasdeutsche besuchen außerdem viele der kulturellen Aktivitäten wie Oktoberfeste, Maifeste, andere Veranstaltungen, die von Kirchen ausgerichtet werden, es gibt auch immer noch eine Radiosendung aus Neubraunfels, die man sich im Internet anhören kann, und die trägt auch zur Unterstützung des Texasdeutschen bei."
    Faszination deutsche Autos
    Die Radiosendung interessiert uns! Versorgt mit den entsprechenden Telefonnummern, verabschieden wir uns von Hans Boas und begeben uns zu Fuß zum Barton Springs Pool, ganz in der Nähe von Downtown Austin. Dort gönnen wir uns eine ausgiebige Mittagspause. Der Barton Springs Pool ist ein wunderbares Naturfreibad in einem aufgestauten Seitenarm des Colorado-Rivers. Den Tipp haben wir von Jon Cory Ranking und Ashley Callaghan, unseren Gastgebern, die wir über die Internetplattform 'Airbnb' kennengelernt haben. An unserem letzten Morgen in Austin chauffiert uns Cory in seinem orangefarbenen Mercedes auf einen richtig guten Abschiedskaffee zum 'Spider House'. Er schwärmt vom deutschen Ingenieurwesen, vor allem von der deutschen Perfektion in Sachen Metall. Zweifellos seien ja Autos die Hauptleidenschaft der Deutschen. Den Wagen habe er übrigens von seinem Großvater geerbt, der aus der Nähe von Hamburg stamme, erzählt er weiter und rührt dabei andächtig in seinem Cappuccino mit einem Extrashot Espresso.
    "It is a 1976 Mercedes 300 D."
    Und Corys Freundin Ashley ergänzt:
    "Corys Mechaniker sagt, der Motor hält wahrscheinlich viel länger als das Fahrzeug selbst, weil er so gut gebaut ist. Der Motor ist ungefähr viermal so viel wert wie die Karosserie, denn die hat schon viele rostige Stellen."
    Wir verlassen Austin, die Stadt, die in einem Reiseführer mit San Francisco verglichen wird, auf der Interstate 35 in Richtung San Antonio. Dort, in der ehemaligen Missionsstation "The Alamo" kämpften 1836 die Texaner für ihre Unabhängigkeit von Mexiko. Diese legendäre Schlacht verlieren sie, gewinnen aber keine zwei Monate später unter General Sam Houston die Entscheidungsschlacht von San Jacinto. Von da an existiert Texas für neun Jahre als Lone Star State mit Sam Houston als erstem Präsidenten. Die Alamo ist heute ein Museum. Wir stehen lange in der Mittagshitze an, um die diversen historischen Waffen, Bronzetafeln mit den Namen der gefallenen Verteidiger und die mit Zinnfiguren nachgestellte Schlacht anzuschauen. Eigentlich sind wir aber viel neugieriger auf die deutsch-texanische Radiosendung und ihre Moderatoren Clarence Scheel und Roy Haag, von denen Hans Boas erzählt hat. Im knapp 50 Kilometer nordöstlich von San Antonio gelegenen New Braunfels frühstücken wir in "Naegelin's German Bakery" echt deutsche Pretzels. Das sind Brezeln, die allerdings statt aus Laugen- aus Blätterteig bestehen und wie süße Plunderstückchen schmecken. Roy Haag, ehemaliger Musiklehrer und noch aktiver Bandleader um die sechzig, ist ein korpulenter Mann mit gutmütigem, stets zu einem Lachen bereitem Gesicht. Roy hat bis zu seinem fünften Geburtstag nur Deutsch gesprochen. Aber alles Deutsche geriet in Texas nach dem Zweiten Weltkrieg in Verruf.
    "Meine Eltern sagten, du kommst ja nächstes Jahr in die Schule, und deine Lehrerin spricht wahrscheinlich kein Deutsch. Also brachten sie mir Englisch bei. Ich hatte dann noch jahrelang einen deutschen Akzent und arbeitete hart daran, ihn loszuwerden, die anderen Kinder haben sich schon genug über meinen Nachnamen 'Haag' lustig gemacht."
    Mit Roy entspinnt sich ein witziger Dialog über Flugzeuge und Taschentücher.
    - For instance we say 'Luftschiff', because that's a translation of 'airplane'. But you guys call it 'Luftzeug', nicht wahr?
    - Flugzeug.
    - Flugzeug, right. Flug meaning fly, right?
    - (ich muss niesen)
    - Handkerchief is the name for ... tissue. Tissue. - Yeah, but we call it, phonetically we call that ... a ... come on ... Schnapptuch. You've heard that before, right?
    - Schnapptuch?
    - Schnapptuch!
    - Warum 'Schnapp'?
    - Weiß nich ...
    Polka, Märsche, Walzer
    Clarences und Roys Studio entpuppt sich als kleine, mit CDs, Tonbandgeräten, Mikrofonen, Lampen und Mischpulten vollgestellte Höhle, die eigentlich nur Platz für eine Person am Computer bietet. Wir quetschen uns dazu. Roy macht alles startklar, und dann fährt Clarence die Sendung ab.
    "Guten Tag, grüß Gott, willkommen zum "Deutsche Musik Texas Art" von Neubraunfels, Texas. An diesem Programm werde ich eure liebsten Polkas, Marsche, Walzer und andere Volkslieder von Deutschland, von Texas und von sonst wo in Amerika spielen. Wie immer möchte ich meine Programm anfangen mit eine Marsch von Texas. Hier ist die Neubraunfelser Dorfkapelle mit 'Fliegermarsch'."
    "Mein Onkel, sein Name war Bernhard Scheel, der war ein sehr guter Musikant, und der hat seine eigene Kapelle gehabt. Und die hieß 'Louie and his Old Time Band'. Er hat angefangen als 'Herr Louie and his little German Band' in 1937. Aber mit den zweiten Krieg, da war ein sehr schlechte Gefihl mit den deutsche Name, so hat er den Name geändert auf Louie and his Oldtime Band."
    Zu dieser Musik habe er schon als Teenager jeden Samstagabend getanzt, erzählt Clarence.
    "Die Mädchens haben an eine Seite von die Halle gestanden und die Buben an die andere Seite. Und wenn das Musik angefangen ist, sind wir gelaufen, und gewöhnlich, die schönste Mädchen waren immer die erste, was Tanzpartner gehabt haben, aber jeder hat immer jemand gefunden zum Tanzen (lacht kurz). So wie das eben ist beim Tanzen. So ungefähr in die Sechzigerjahren hat das sich geändert: Die deutsche Musik hier in die Neubraunfelser Gegend waren nicht mehr viele Tänzer dazu. Meistens waren's die alte Leut. Die Jungen sind dann nach Country-Western-Musik gegangen."
    Und dahin zieht es uns nach so viel Polka nun auch. Schon nachmittags fahren wir nach Gruene, einem kleinen Ortsteil von New Braunfels. Wir trinken einen Kaffee an der Theke des historischen 'General Store' und stöbern in kleinen Läden nach Andenken - und Stiefeln. Abends mischen wir uns in der ältesten texanische Dancehall, der 'Gruene Hall' unter's Partyvolk. Umgeben von zig feierlustigen Cowgirls und -boys stellen wir fest: Auf diesem uralten Bretterboden geht es wahrscheinlich gar nicht so anders zu als zu Clarences besten Zeiten: An den Seiten lange Holzbänke zum Sitzen und sich gegenseitig Mustern, vorn eine große Bühne für die Band und in der Mitte wird geschwoft.
    Mit original texanischen Cowboystiefeln an den Füßen fahren wir am nächsten Vormittag den Highway 16 knapp 40 Kilometer in Richtung Nordwesten. Nach einer knappen halben Stunde biegen wir kurz vor Bandera links ab und erreichen die 'Lightning Ranch' in Pipe Creek. Mit Bill, dem Besitzer der Ranch, erkunden wir cowgirl-like zu Pferd und ganz entspannt am langen Westernzügel die Gegend. Bis plötzlich ein großer, stämmiger Büffel aus dem Dickicht auftaucht. Wir bekommen einen Riesenschrecken! Unsere Pferde zum Glück nicht. Warum sie so ruhig bleiben, erzählt uns Bill, der sich als erfahrener Tiertrainer für Hollywood-Filme entpuppt: Der furchterregende asiatische Wasserbüffel hört auf den Namen 'Buddy' und verbringt hier in seiner letzten Rolle als Schrecken der Wälder von Bandera County seinen Lebensabend. Unsere Pferde, Topper und Chief, kennen ihn natürlich. Nachdem wir die beiden wieder abgesattelt und in ihren Unterstand gebracht haben, erzählt uns Bill von seinen Einsätzen als Movie-Animal-Trainer. Die Wand ist voll von gerahmten Fotos. Auf einem springt ein Esel von einem Sprungbrett in einen Pool.
    "Das hier ist der tauchende Esel. Schaut hier oben, er taucht. Die meisten denken, sie mögen es nicht und ich musste ihn da runterschubsen. Aber das ist nicht so. Die mögen das. Die machen das von allein. Ich fasse sie gar nicht an."
    Weitere tierische Schauspieler in Bills Fotogalerie: Ein Strauß aus dem Actionfilm 'Prince of Persia' und das Zebra aus dem Film 'Running Stripes', der bei uns unter dem Titel 'Im Rennstall ist das Zebra los' in den großen Kinos lief.
    "Zebras sind sehr willensstark und manchmal schwer zu trainieren. Aber das hier war ein nettes Zebra. Es gehörte meinem Bruder. Wir mussten ihm beibringen, sich von einem kleinen Mädchen wie ein Rennpferd reiten zu lassen."
    Bill sieht mit Hut und Stiefeln aus wie ein echter Cowboy, nur sein Gang ist auffällig. Bei einem Training begrub ihn ein Pferd unter sich und brach ihm die Hüfte. Seither läuft er vornübergebeugt. Obwohl er im Sattel noch kerzengerade sitzen kann, findet er das harte Rancherleben langsam etwas anstrengend.
    "Es ist viel Arbeit, so eine Ranch zu führen. Ich werde älter und auch müder und möchte mal ein bisschen zur Ruhe kommen. Wenn ich die Ranch verkauft habe, werde ich viel mehr reisen. Ich werde mir dann euer Land und auch andere Länder anschauen."
    Verschwitzt und staubbedeckt verabschieden wir uns von Bill, im Kopf eine sehnsüchtige Vision von uns beiden als zukünftige Cowgirls und Lightning Ranch-Besitzerinnen. Mit der passenden Musik aus dem Autoradio im Ohr gleiten wir unserer letzten Station am Golf von Mexiko entgegen.
    Keine Angst vor kleinen Haien
    Das hübsche, kleine Städtchen Port Aransas, von den Einheimischen lässig "Port A" genannt, liegt auf Mustang Island, einer dem Festland vorgelagerten Insel, auf die man mit der Fähre von Aransas Pass übersetzt. Diese Insel gehört zur sogenannten Texas Riviera. Strand, soweit das Auge reicht, den wir nur mit Pelikanen, Möwen und ein paar Surfern teilen müssen. Das Wasser allerdings teilen wir zu unserem anfänglichen Erschrecken mit ein paar kleinen Haien, die aber nur "spielen", so versichert uns ein Ortskundiger. Die Haifischer hingegen machen ernst. Auf dem 370 Meter langen Horace Caldwell Pier treffen wir einige von ihnen bereits am Nachmittag. Ein junger Wilder mit Kussmund-Tattoo in Badehose posiert vor uns mit einem an der Angel zappelnden, sehr kleinen Schwarzspitzenhai. Er entlässt ihn nach unserem Fotoshooting wieder ins Wasser. Aber als wir abends noch einmal herkommen, haben ein paar Männer gerade einen ausgewachsenen Artgenossen des Kleinen vom Nachmittag gefangen und auch schon begonnen, ihn zu zerteilen.
    "Wir machen ihn erst sauber, schneiden ihn dann in Steaks auf und essen ihn. Wann esst ihr? Bald."
    Manche Leute fangen die Haie nur wegen der Flossen, erzählt Louis, einer der Fischer. Sie schneiden sie dem noch lebenden Hai ab und werfen ihn zurück ins Wasser, wo er auf den Grund sinkt und verblutet oder erstickt. Mit den Flossen verdienen sie viel Geld. Aber das seien nur die schwarzen Schafe unter den Haifischern, mit denen sie hier nichts zu tun hätten. Louis taxiert die Flossen unseres Schwarzspitzenhais: Man könnte sie für ungefähr 2.000 Dollar verkaufen, schätzt er. Und was wird dann aus den Flossen?, frage ich ihn.
    "Sharkfinsoup!"
    Die teure Haifischflossensuppe gilt vor allem in China als Statussymbol und Delikatesse mit potenzsteigernder Wirkung. Die Fischer hier auf dem Pier fangen Haie aber nur zum Essen, beteuert Jerry, eine der wenigen Frauen hier.
    "Die Jungs nehmen manchmal die Kiefer als Trophäen, damit man sehen kann, was sie Tolles gefangen haben. Und das Fleisch ist gut."
    "Es gibt verschiedene Arten, die Kieferknochen vom Fleisch zu säubern. Manche Leute legen sie in ein Ameisenbett, damit die Ameisen das Fleisch abfressen. Oder sie lassen es einfach verrotten. Wir lassen den Kopf ein bisschen antrocknen, bis er nicht mehr allzu feucht ist und schälen dann vorsichtig das Fleisch heraus. Damit bekommt man sie auch schön sauber."
    Außerdem gibt es hier noch eine andere Meeresattraktion, erzählt Frank, der uns schon nachmittags über die kleinen Haie im flachen Wasser aufgeklärt hatte.
    "Es gibt hier viele Delfine. Sie fangen Quallen und werfen sie in die Luft oder sie schießen plötzlich direkt neben uns aus dem Wasser, wenn wir mit dem Boot draußen sind und erschrecken uns damit zu Tode."
    Wer Zeit hat, lässt sich einfach für länger auf dem Pier nieder und schaut auf's Meer hinaus. Zusammen mit dem Pelikan, der auf dem Geländer sitzt - irgendwann kommen dann auch die Delfine.
    Texanische Musik in deutscher TV-Show
    Innerorts erleben wir Port Aransas von seiner beschaulichen Seite. Die Fast Food-Ketten der Großstädte sucht man hier vergeblich. Man lebt "on Island time". Hier gilt die Inselzeit, wie wir auf Bechern, T-Shirts und sonstigen Souvenirs lesen können. Viele Läden locken Touristen mit Riesenskulpturen an ihren Eingängen, denn auch hier gilt, wie überall im Lone Star State: 'Everything is bigger in Texas'. Wir spazieren durch ein geöffnetes Haifischmaul und bewundern die gigantischen mehrreihig nachwachsenden Zähne. Im Inneren des Hais stöbern wir zwischen Surf-Outfits, Bikinis, übergroßen bunt bedruckten Strandlaken und Angelzubehör.
    Wir sind dieses Mal bei der Sängerin Carol Elliot untergekommen. Sie wohnt in einer kleinen Seitenstraße und vermietet einen Teil ihrer Wohnung an Gäste. 1996 hatte sie bei einem Auftritt in der Show 'Geld oder Liebe' mit Jürgen von der Lippe einen Riesenerfolg in Deutschland. Ihr Song 'Message from Walter' erzählt von der Nacht, als sie vom Tod ihres Freundes und Musikerkollegen Walter Hyatt erfuhr. Er war Opfer eines Flugzeugabsturzes in den Sümpfen Floridas geworden.
    "In der Nacht, als ich die Nachricht bekam, war ich natürlich sehr traurig. Ich zündete eine kleine Kerze an, nur eine kleine Dreistundenkerze und betete für ihn. Dabei sah ich in meinem Augenwinkel ein Licht im Nebenzimmer blinken, immer an - aus - an - aus. Ich dachte mir erst mal nicht viel dabei. Aber als ich dann am nächsten Morgen aus der Kirche zurückkam und die kleine Kerze immer noch brannte, da fand ich das doch etwas seltsam. Später dann nahm ich meine Gitarre und der Song kam einfach so aus mir raus. In nur zwanzig Minuten. Ich hab noch nie so schnell einen Song geschrieben. Ich hatte das Gefühl, er war von Walter gekommen und ich hatte ihm nur als Medium gedient. Er schien noch irgendwo da um mich zu sein und zu wissen, dass viele Leute wegen seines Todes sehr traurig waren. Der Song war sehr tröstlich für mich."
    Vor ein paar Jahren, erzählt Carol weiter, habe sie mit dem Song ein ganz besonders berührendes Erlebnis gehabt. Sie habe ihn in einer kleinen Bar hier in Port Aransas gespielt, was sie eher selten mache. Im Publikum habe diese Frau gesessen ...
    "Sie hat mich die ganze Zeit angeschaut. Nach dem Konzert kam sie dann zu mir und sagte: 'Der Song ist wunderschön, er bedeutet sehr viel für mich. Ich bin gerade wegen der Beerdigung meines Bruders hier und deshalb sehr traurig. Aber der Song hat mich getröstet' Und dann fragte sie noch, wie der Song heißt. Und ich sagte: 'Er heißt 'Message from Walter''. Sie sah mich an und erwiderte: 'Mein Bruder hieß Walter.' Puh! Wir bekamen beide eine Gänsehaut. Das war ein wundervoller Moment."