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USA
Muslime sammeln für Opfer antisemitischer Angriffe

In den USA nimmt seit dem Amtsantritt von US-Präsident Trump die Zahl antisemitischer Vorfälle zu. Eine Solidaritätsaktion von Muslimen hat bereits zehntausende Dollar gesammelt.

28.02.2017
    Mehrere Hundert Grabsteine wurden auf einem jüdischen Friedhof in Philadelphia umgestürzt.
    Mehrere Hundert Grabsteine wurden auf einem jüdischen Friedhof in Philadelphia umgestürzt. (AFP / Dominick Reuter)
    Nachdem vor einer Woche auf dem jüdischen Friedhof in St. Louis/ Missouri rund 180 Grabsteine beschädigt worden waren, starteten Linda Sarsour und Tarek El-Messidi eine Spendensammlung. Auf der Crowdfunding-Plattform "LaunchGood" rief sie auf "Muslims unite to repair jewish cementery", also "Muslime vereint Euch, um einen jüdischen Friedhof zu reparieren". Das erklärte Ziel von 20.000 Dollar war schnell erreicht - innerhalb von drei Stunden.
    Bis heute sind fast 140.000 Dollar zusammengekommen, mit der Unterstützung von rund 4.600 Menschen. Darunter auch der von besonders prominenten wie Starmoderatorin Ellen Degeneres, Schauspieler Ashton Kutcher oder "Harry Potter"-Autorin J.K. Rowling, der auf Twitter fast zehn Millionen Menschen folgen.
    Das Wort von Linda Sarsour hat Gewicht in den USA. Die im New Yorker Stadtteil Brooklyn aufgewachsene Amerikanerin mit palästinensischen Wurzeln bezeichnet sich selbst als Menschenrechtsaktivistin, so gehörte sie zu den Organisatoren des "Women's March on Washington", an dem Hunderttausende teilnahmen.
    Polarisierende Aktivisten
    Sarsour ist aber auch umstritten. So wurde ihr in der Vergangenheit vorgeworfen, sie relativiere das Fahrverbot für Frauen in Saudi Arabien und sie romantisiere das religiöse Gesetz des Islam, die Scharia. Sarsour kritisiert immer wieder die Siedlungspolitik Israels scharf und unterstützte die Kampagne BDS ("Boycott, Divestment and Sanctions"), die zum Boykott und Abzug von Investitionen und damit Druck auf den Staat Israel ausruft. Deshalb wurde ihr Antisemitismus vorgeworfen.
    Im Präsidentschaftswahlkampf setzte sich die langjährige Vorsitzende der arabisch-amerikanischen Vereinigung von New York für den linken Demokraten Bernie Sanders ein. Seit der Wahl Trumps richtet sich ihr Engagement vor allem gegen den US-Präsidenten und dessen Einwanderungspolitik.
    Auch in Israel werden die Vorgänge in den USA aufmerksam beobachtet. Die Tageszeitung "Haaretz" listet aktuell auf ihrer Webseite auf: 190 antisemitische Vorfälle in 45 Tagen - seit dem Amtsantritt von Trump. Und kommentiert: "Das ist Terror. Warum wurde noch immer niemand verhaftet?"
    Nachdem es am Wochenende in Philadelphia zu einem zweiten Fall von Vandalismus auf einem jüdischen Friedhof kam, folgte am Montag die nächste - laut JCC bereits fünfte - Welle von offenbar abgestimmten Gewaltandrohungen. Als Konsequenz auf Bombendrohungen wurden mehrere Einrichtungen evakuiert, darunter eine Tagesschule in der Hauptstadt Washington mit mehr als 140 Mädchen und Jungen.
    Trumps Sprecher Sean Spicer erklärte daraufhin, der Präsident "sei enttäuscht und besorgt". Er verurteile jede Form des Antisemitismus "in schärfster Form".
    Zwei Drittel des gespendeten Geldes von "Muslims Unite" stammten von Muslimen, berichten die "New York Times". Mit-Initiator El-Messidi kündigte in der Zeitung an, die über das gesteckte Ziel erreichten Gelder würden für künftige Attacken eingesetzt.
    (bor/fwa)