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USA
Obama setzt letzte umweltpolitische Pläne um

Kurz vor Ende seiner Amtszeit verschärft US-Präsident Barack Obama die Spritverbrauchsvorgaben für Lkw und andere Nutzfahrzeuge. Damit sollen die CO2-Emissionen gesenkt werden. Die Suche nach CO2-armen oder sogar CO2-freien Alternativen zu Diesel und Benzin geht die Regierung allerdings nicht an - aus gutem Grund, wie manche meinen.

Von Heike Wipperfürth | 18.08.2016
    Trucks auf einer Straße in Los Angeles
    Trucks auf einer Straße in Los Angeles (imago stock&people)
    Schwere Nutzfahrzeuge wie Sattelschlepper, Lkw und Busse machen auf den amerikanischen Straßen nur fünf Prozent aller Fahrzeuge aus, sind aber für ein Fünftel aller CO2-Emissionen im US Verkehrssektor verantwortlich.
    Das ist der Obama-Regierung schon lange ein Dorn im Auge. Bereits vor vier Jahren zwang sie die Branche, den Kohlendioxidausstoß bei neuen schweren Nutzfahrzeugen zu reduzieren. Und jetzt hat die US Regierung der Branche ein neues Ultimatum gesetzt: Sie muss den CO2-Ausstoß neuer schwerer Lkw von 2021 bis 2027 um bis zu 25 Prozent senken. Endlich, sagt Michael Gerrard, ein Juraprofessor und Umweltexperte an der Columbia Universität in New York:
    "Das ist doch eine substanzielle Veränderung. Die Abgase der Lkw sind ein schnell wachsender Teil der sich rasch vermehrenden Treibhausgasemissionen. Aber sie wurden bis vor Kurzem schlecht überwacht, obwohl sie die Luft mit vielen Schadstoffen verpesten."
    Das Ziel: 1,8 Milliarden Barrel Treibstoff sollen eingespart werden, das entspricht einem um eine Milliarde Tonnen reduziertem CO2-Ausstoß. Was gut für das Klima ist, ist auch gut für die Transportbranche, argumentieren die Befürworter. Sie profitiert von den Effizienzverbesserungen, die die Obama-Regierung verordnet hat. Zwar kostet ein klimafreundlicheres schweres Nutzfahrzeug im Schnitt 14.000 US-Dollar mehr. Dem steht aber auch die Chance gegenüber, innerhalb der nächsten zehn Jahre Spritkosten in der Höhe von insgesamt 170 Milliarden Dollar zu sparen. Eine tolle Idee, wie Lkw-Bauer, Transportunternehmen und Umweltschützer kürzlich in einem offenen Brief an die Obama Regierung bekundeten.
    "Die Lkw-Branche profitiert von der Einführung gesetzlicher Effizienzregeln"
    Therese Langer überrascht das nicht. Schon die erste Reduktionsrunde der CO2-Werte für Lkw vor vier Jahren habe Spritkosten in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar eingespart, sagte die Mitarbeiterin beim American Council for an Energy Efficient Economy, eine Nichtregierungsorganisation, die sich für mehr Energieeffizienz einsetzt und unter anderem von Stiftungen und Forschungslaboren finanziert wird.
    "Die Lkw-Branche profitiert sehr von der Einführung gesetzlicher Effizienzregeln. Die Betreiber der Sattelzugmaschinen, die für einen Großteil des Spritverbrauchs verantwortlich sind, können ihre Ausgaben für die Technikverbesserungen innerhalb von zwei Jahren durch Treibstoffeinsparungen kompensieren."
    Hinzu kommt: Das US-Energieministerium subventioniert die Einführung energieeffizienter Technologien im Schwerlastverkehr. Das Ministerium stellt 140 Millionen Dollar zur Verfügung, um gemeinsam mit Zulieferern und LKW-Bauern Lösungen zu erarbeiten, die den CO2- Ausstoß und Spritverbrauch senken. Eine Aufgabe mit vielen Herausforderungen, sagt Therese Langer.
    "Die neuen Regeln fördern eine integrierte Herangehensweise. Es geht um Verbesserungen der Antriebstechnologien, der Aerodynamik und der Räder - jede Kleinigkeit ist wichtig."
    Förderung von Lösungen abseits der Straße erwägt die Regierung nicht
    Doch das heiße Eisen, nämlich die Suche nach CO2-armen oder sogar CO2-freien Alternativen zu Diesel und Benzin, werde nicht angepackt. Aus gutem Grund, sagt Therese Langer:
    "Wir rechnen damit, dass wir zumindest bis 2027 im hohen Masse von Diesel-Lkws abhängig bleiben, vor allem auf den Langstrecken. Es gibt Anstrengungen, andere Projekte voranzutreiben, aber so weit sind wir einfach noch nicht."
    Dabei ließen sich die CO2-Emissionen des Schwertransports senken: Wenn die USA stärker auf die Schiene setzen würden. Die Union of Concerned Scientists ist ein Zusammenschluss von über 10.000 Wissenschaftlern, die sich den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zum Ziel gesetzt haben. Die Organisation hat errechnet, dass in den USA gerade mal ein Zwanzigstel des Lkw-Frachtaufkommens über die Straße transportiert wird. Doch die Förderung von Lösungen abseits der Straße erwägt die Obama-Regierung nicht.