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USA reißen Staudamm zugunsten der Umwelt ab

Im US-Bundesstaat Washington wird zurzeit ein riesiger Staudamm zurückgebaut. Es ist der aufwendigste Rückbau in der Geschichte der USA. Wo heute noch 3000 Lachse gegen Staumauern stoßen, sollen später bis zu 300.000 Lachse leben können.

Von Jan Tussing | 26.09.2011
    "Der Elwah-Fluss ist dafür bekannt, die produktivste Lachsregion in ganz Nordamerika zu sein. Besonders im pazifischen Nordwesten außerhalb Kanadas."
    Dave Reynolds ist Ranger im Olympia Nationalpark in Washington State. Er steht auf der Staumauer des Elwah-Damms, die nach 100 Jahren nun abgerissen wird.

    "Im Elwah ist historisch dokumentiert, dass alle fünf verschiedenen Lachsarten hier zu Hause sind. Der Bau des Dammes 1910, nur fünf Meilen von der Flussmündung entfernt, hat die Wanderlachse vom restlichen Teil des Flusses abgetrennt."

    In den letzten 100 Jahren sind die Lachsbestände von 400.000 auf heute 3000 zurückgegangen. 100 Jahre lang wurde der nah gelegene Ort Port Angeles mit Strom versorgt. Die Anlage ist inzwischen abgeschaltet.

    "Der Rückbau dauert drei Jahre und danach braucht es Jahrzehnte bis sich die Landschaft normalisiert hat,"

    … sagt Reynolds.

    "Es ist nämlich der größte Dammabbruch in der Geschichte der USA und die ganze Welt schaut zu. Es wird ein lebendes Labor, wo staatliche Behörden und Akademiker und Studenten lernen werden. Das ist eine enorme Gelegenheit zu dokumentieren, wie ein Fluss wieder lebendig wird. Das hat Auswirkungen auf ähnliche Projekte im Land und in der Welt."

    Wer auf der Stauermauer steht und herunter blickt, sieht die Lachse im Wasser. Bald werden sie wieder 70 Kilometer weit ins Landesinnere schwimmen können.

    "Das Projekt ist nicht nur der größte Dammrückbau in der Welt. Sondern es ist auch der größte kontrollierte Abbau von Sediment, den es je gab. Dämme hindern nicht nur Lachse, flussaufwärts zu schwimmen, sondern sie blockieren auch die Sedimente, Steine, Sand und Kiesel, flussabwärts zu schwimmen. Und das ist für die Fischhabitate sehr wichtig."

    In den letzten Jahrzehnten haben sich 20 Millionen Kubiktonnen Sediment in den Seen vor dem Staudamm abgelagert. Das entspricht einem fußballfeldgroßen Berg, der eineinhalb Kilometer in den Himmel wächst.

    "Die Ingenieure werden dir erzählen, es ist weniger ein Dammrückbauprojekt als vielmehr ein Sediment-Management Projekt. Was passiert mit dem Sediment, das ist ein wichtiges Forschungsgebiet."
    Es werden spannende Jahre für Forscher und Biologen, wenn sie verfolgen, wie sich die Landschaft langsam verändert und wie sich das auf die Umwelt und die Tiere auswirkt. Niemand macht sich Illusionen, den Elwah-Fluss in den Urzustand zu versetzen. Aber der Abbruch des Staudamms ist ein großer Moment in der Geschichte des Landes.

    "Während wir früher an eine erneuerbare Energieform gedacht haben, Wasserkraft ist erneuerbar, aber Fische sind es nicht. Unsere Werte haben sich gewandelt und wir denken an die ökologischen Kosten. Wir erkennen heute die riesigen Vorteile, die Dämme abzubrechen und das Ökosystem zu erneuern."