Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

USA
Sorge vor den "einsamen Wölfen" wächst

In der vergangenen Woche wurde ein Anschlag auf eine Ausstellung mit Mohammed-Karikaturen im texanischen Garland gerade noch verhindert. Die beiden amerikanischen Dschihadisten wurden von der Polizei erschossen. Der US-Heimatschutzminister Jeh Johnson warnt jetzt vor einer neuen Phase in der terroristischen Bedrohung - durch selbstradikalisierte Einzeltäter.

Von Marcus Pindur | 12.05.2015
    US-Heimatschutzminister Jeh Johnson
    US-Heimatschutzminister Jeh Johnson (dpa / picture alliance / Jim Lo Scalzo)
    Die Terrorgruppe Islamischer Staat nutze das Internet und besonders die sozialen Medien sehr geschickt zur Manipulation und Motivierung terrorbereiter Individuen, so US-Heimatschutzminister Johnson. Das stelle die Strafverfolgungsbehörden vor ganz neue Herausforderungen.
    "Wegen der Nutzung des Internets haben wir keine oder fast keine Vorwarnzeit, wenn ein Einzeltäter entscheidet, zuzuschlagen. Deshalb muss besonders die lokale Polizei wachsam sein. Das FBI steht in ständigem Kontakt mit den lokalen Polizeibehörden."
    Noch am vergangenen Freitag hatte FBI-Chef James Comey in einer Konferenzschaltung mehrere hundert lokale Polizeichefs vor Einzeltätern, sogenannten "einsamen Wölfen", gewarnt. Das sind selbstradikalisierte, potenzielle Attentäter, die eigenmächtig in Aktion treten, ohne vorher in einer offensichtlichen Verbindung mit islamistischen Organisationen oder der extremistischen Islamistenszene zu stehen.
    Angst vor den "einsamen Wölfen"
    Es gebe immer dichteren Internetverkehr der Islamistenszene. Die Terrororganisation IS fordere derzeit Sympathisanten in den USA auf, möglichst schnell möglichst viele Amerikaner zu töten.
    "Wir befinden uns definitiv in einer neuen Phase der weltweiten terroristischen Bedrohung. Sogenannte einsame Wölfe könnten jederzeit zuschlagen. Das FBI hat deswegen eine ganze Reihe von Leuten festgenommen, die nach Syrien reisen wollten um dort den Terror zu unterstützen. Wir befinden uns in einer ganz neuen Sicherheitslage."
    Der sogenannte Islamische Staat agiert sehr modern und bedient sich sehr professionell der sozialen Medien. Hip-Hop mit Terrorbotschaft,
    Schnell geschnittene, adrenalinträchtige Gewaltvideos, Videospiele, die dem beliebten "Grand Theft Auto" nachempfunden sind, all das spricht die Unterstützerszene an. 90.000 Botschaften des IS oder seiner Unterstützer gehen täglich ins Internet. Scott Talan ist Kommunikationswissenschaftler an der American University.
    "Das ist eine professionelle Mischung aus Werbung, Dokumentarelementen und Nachrichtensendungen. Ihre PR ist sehr geschickt und sie wissen, wie sie ihre Botschaft an den Mann bringen."
    Terrorwarnstufe erhöht
    Die Zahl der islamistischen Terror-Sympathisanten in den USA wird vage auf mehrere hundert, vielleicht auch mehrere tausend geschätzt. In allen 50 Bundesstaaten wird gegen mutmaßliche Islamisten ermittelt. Der ehemalige CIA-Direktor Mike Morell meint, dass es lediglich eine Frage der Zeit ist, wann es dem IS gelingt, einen großen, verlustreichen Anschlag auf amerikanischem Boden zu verüben.
    Wegen erhöhter Terrorgefahr hat das amerikanische Militär bereits Ende vergangener Woche die Sicherheitsvorkehrungen auf seinen Stützpunkten in den USA verschärft. Die Terrorwarnstufe wurde auf der vierten auf die dritte Stufe gehoben – sie steht für eine "erhöhte und vorhersehbare" Terrorgefahr.