US-Sanktionen gegen den Iran

Junge Zivilgesellschaft begrüßt Trumps Sanktionen

Iranische Frauen laufen eine Straße in der Teheraner Innenstadt entlang.
Die iranische Jugend ist weit weniger konservativ als die Regierung des Landes. © imago / Xinhua
Katajun Amirpur im Gespräch mit Axel Rahmlow · 06.08.2018
US-Präsident Trump will die Sanktionen gegen den Iran wieder aktivieren. Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur war kürzlich im Iran und staunte darüber, dass junge Menschen das sogar begrüßen. Es zeichne sich ein Generationenkonflikt ab.
Die Islamwissenschaftlerin und Professorin in Köln, Katajun Amirpur, war vor drei Wochen im Iran. Sie war mit Studierenden unterwegs und hat mit vielen Menschen gesprochen, aus jeder Schicht und jeden Alters. "Bei den Jugendlichen ist mir aufgefallen, dass sehr viele sagen 'die Idee mit den Sanktionen ist eigentlich gar nicht so schlecht, Trump macht genau das Richtige'", sagt Amirpur. Die jungen Menschen hätten auf die Reformen im Land gesetzt, aber es habe sich nichts getan. Deswegen seien die jungen Iraner nun so frustriert, dass sie sogar auf US-Sanktionen setzten. "Das waren junge Menschen, die das gesagt haben. Ich glaube, in der älteren Generation sieht es ganz anders aus", sagt Amirpur. Die Älteren wünschten sich eher Stabilität und seien zufrieden, dass wenigstens Frieden im Land herrsche. "Aber unter jungen Menschen habe ich das erstaunlich oft gehört."

Die Jungen können die Gefahr einer Revolution nicht abschätzen

Amirpur glaubt, dass der Unterschied zwischen Jung und Alt darin liegt, dass die junge Generation die Revolution 1978/79 im Iran nicht miterlebt hat und "dementsprechend die Gefahren einer Revolution nicht abzuschätzen weiß", dass ein Land durchaus "vom Regen in die Traufe" kommen könne.
Die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur
Die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur© picture alliance / dpa/ Hermann Josef Wöstmann
Seit 1997, als mit Mohammad Chatami die Reformer an die Macht kamen, hätten die Menschen gehofft, aber diese Hoffnungen seien immer ins Leere gelaufen. Amirpur war auch im Januar schon im Iran – als noch nicht absehbar gewesen sei, dass der US-Präsident die Sanktionen wiederbeleben wollte: "Da sagten die Menschen: 'Wir haben dieses Abkommen, uns wurde wahnsinnig viel versprochen, aber am Ende des Tages haben wir trotzdem nicht mehr Geld in der Tasche'." Amirpur berichtet, damals hätten viele Menschen gesagt, unter Mahmud Ahmadinedschad sei es ihnen besser gegangen. Denn für die Menschen zähle, ob sie "Brot und Fleisch auf den Tisch kriegen oder nicht".

Schlechtere Wirtschaftslage gefährlich

Der Iran scheine vor einem Generationskonflikt zu stehen, erklärt Amirpur. Bei den Protesten 2009 sei es schon so gewesen, dass die Jungen protestierten, während die Alten zur Ruhe mahnten. Von April bis heute sei die Währung um die Hälfte verfallen – auch das störe die jungen Menschen. Amirpur hält es für "brandgefährlich", wenn sich die wirtschaftliche Lage durch die Sanktionen weiter verschlechtere. Da der Iran ein Vielvölkerstaat sei, sei die Gefahr groß, dass es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen komme, wenn es Aufstände gebe, wenn sich die einzelnen Volksgruppen bewaffneten: Das könne natürlich passieren, wenn sich die wirtschaftliche Lage weiterhin verschlechtere, wie es gerade der Fall sei, sagt Amirpur.
(orm)
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