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US-Profisport
Gedeckelte Spielergehälter gegen die Langeweile

Der 220-Millionen-Euro Rekord-Transfer des brasilianischen Fußball-Nationalspielers Neymar von Barcelona nach Paris ist in den USA mit Staunen verfolgt worden. In den US-Profi-Ligen gibt es strenge Obergrenzen für Spielergehälter - mit erstaunlichem Erfolg für Spieler, Fans und Vereine.

Von Martin Ganslmeier | 12.08.2017
    Minnesota Vikings running back Adrian Peterson (28).
    Gilt für American Football oder andere Profi-Sportarten wie Eishockey und Baseball: In den USA wurden in den achtziger Jahren Obergrenzen wegen allzu reicher und dominanter Teams eingeführt - weil die Spiele immer langweiliger wurden. (imago / Zuma Press)
    Auch in den USA verdienen Spitzensportler enorme Summen. Doch selbst die Bestbezahlten wie Basketball-Star LeBron James oder Football-Star Tom Brady können nicht mithalten mit Fußball-Profis wie Christiano Ronaldo oder Lionel Messi. Der jüngste Rekordtransfer von Neymar wurde in den US-Medien mit ungläubigem Kopfschütteln verfolgt.
    Über 220 Millionen Euro überweist der aus Katar gesponserte Verein Paris Saint-Germain an den FC Barcelona: "Das sprengt absolut den bisherigen Weltrekord für Transfersummen", erklärt Sportreporter Patrick Snell den Amerikanern im Sender CNN, "bisher lag der bei 115 Millionen Dollar."
    Strenge Obergrenzen im American Football und Eishockey
    Alles in allem kostet Neymar die Franzosen mehr als 500 Millionen Euro. "Was bleibt da noch für andere Spieler und Vereine übrig?", fragen sich viele Amerikaner. Denn anders als im europäischen Profi-Fußball gibt es in den US-Profi-Ligen gedeckelte Budgets für die Spielergehälter. Im American Football und im Eishockey sind die Obergrenzen besonders streng, während sie in der Basketball-Liga NBA durch Ausnahmen durchbrochen werden darf, weshalb man in der NBA von "soft Cap" spricht: Einem "weichen Deckel".
    Die Obergrenzen wurden in den achtziger und neunziger Jahren eingeführt, als die Profiligen in den USA wegen allzu reicher und dominanter Teams immer langweiliger wurden, erklärt Sportökonom Patrick Miller:
    "Ohne Gehaltsobergrenze wären die Teams aus großen Städten wie New York und Chicago zu dominant, weil sie viel mehr Fernseheinnahmen erzielen und immer die besten Spieler verpflichten könnten."
    Team-Dominanz "fanden die Amerikaner langweilig"
    Dass ein oder zwei besonders reiche Teams die ganze Liga dominieren, das fanden die Amerikaner langweilig. Also führten die Profi-Ligen eine Deckelung der Spielergehälter ein: Von den Gesamteinnahmen der Liga - bestehend aus TV-Einnahmen, Ticketverkauf und Fan-Artikeln - wird etwas mehr als die Hälfte für die Spielergehälter beiseite gelegt. Diese Summe wird gleichmäßig an alle Profivereine verteilt.
    In der National Football League zum Beispiel darf in diesem Jahr jeder Verein 167 Millionen Dollar an seinen Spieler-Kader verteilen. Wer also einigen Superstars besonders viel zahlt, hat weniger für seine anderen Spieler übrig. Mehr als 167 Millionen Dollar pro Jahr ist nicht erlaubt. Und weil sich alle daran halten müssen, gibt es auch keine verschuldeten Vereine.
    "Ausgeglichener, spannender, wirtschaftlich gesünder"
    Zu geizig mit ihren Spielergehältern dürfen die Vereine allerdings auch nicht sein. Von den 167 Millionen Dollar müssen fast 90 Prozent an die Spieler ausgezahlt werden. Nur elf Prozent dürfen angespart werden, um in der nächsten Saison neue Spieler einzukaufen.
    Im Vergleich zum Turbo-Kapitalismus im europäischen Fußball wirken die "Salary Caps" im US-Profisport fast sozialistisch, zumindest stark reguliert. Aber die Deckelung hat sich bewährt: Die Profi-Ligen sind ausgeglichener und spannender geworden, und die Vereine wirtschaftlich gesünder, weil niemand mehr über seine Verhältnisse lebt.