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Van der Bellens Amtseinführung
"Mutig in die neuen Zeiten"

Bei der Amtseinführung zum neuen Bundespräsidenten Österreichs hat Alexander Van der Bellen sich erneut zur Europäischen Union bekannt: "Lassen wir uns also von der Arbeit an diesem gemeinsamen Europa, dieser Union nicht abbringen, die Erhaltung dieses Friedensprojektes ist aller Mühen wert."

Von Stephan Ozsváth | 26.01.2017
    Der neue österreichische Präsident Alexander Van der Bellen im Parlament in Wien. Abgeordnete klatschen ihm stehend zu.
    Standing Ovations bei der Amtseinführung von Alexander Van der Bellen zum Präsidenten von Österreich. (AFP PHOTO / APA / ROBERT JÄGER)
    "Ich gelobe, dass ich die Verfassung und alle Gesetze der Republik getreulich beobachten und meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde."
    Nach mehr als 200 Tagen hat Österreich wieder einen Bundespräsidenten. Alexander Van der Bellen legte vor der Bundesversammlung in Wien seinen Amtseid ab – begrüßt worden war er mit Standing Ovations. Nur die rechtspopulistische FPÖ hatte ihm den Beifall verweigert. Ihr Kandidat Norbert Hofer hatte gegen Van der Bellen die Wahl verloren. In seiner Antrittsrede erinnerte der neue Mann in der Hofburg an seine Herkunft. Seine Eltern stammen aus Estland.
    "Ich stehe hier mit einer großen Freude und Zuversicht, denn schlussendlich könnte man sagen, jetzt bist du endlich angekommen. Meine Eltern waren ja keine indigenen Österreicher. Ich bin als Flüchtlingskind zur Welt gekommen und jetzt darf ich als Ihr Bundespräsident vor Ihnen stehen. Das ist eine besondere Ehre für mich, eine Freude. Das erfüllt mich mit dem Gefühl, dass Österreich tatsächlich ein Land sehr großer Möglichkeiten ist. Ein Land - um diese Metapher zu gebrauchen - der unbegrenzten Möglichkeiten."
    Erster Grüner in der Hofburg
    Mit Alexander Van der Bellen sitzt nun erstmals ein Grüner in der Hofburg. Lange Zeit hatte er die Grünen in Österreich angeführt. Sie hatten auch seinen Wahlkampf finanziert. Die Kampagne hatte sich fast ein Jahr lang hingezogen, weil die FPÖ die Wahl angefochten hatte. Wegen mangelhafter klebender Briefwahl-Umschläge hatte auch die zweite Stichwahl verschoben werden müssen.
    "Ich stehe hier mit bisschen einem Gefühl der Unwirklichkeit. Nicht wegen des langen Wahlkampfs, der war eigentlich großteils ganz vergnüglich."
    Launig, vom Rede-Text abweichend, hie und da etwas fahrig, sprach Alexander Van der Bellen vom Brückenbauen. Er betonte die Staatsräson – die Neutralität. Und der neue Bundespräsident Österreichs bekannte sich – wie schon im Wahlkampf – deutlich zur Europäischen Union.
    "Dieses Europa ist unvollständig und verletzlich. Und es ist kompliziert. Es ist auch kein Wunder, wenn 28 hoch entwickelte Demokratien sich zusammen tun und ein Drehbuch für ihr Zusammenleben schreiben. Man kann es nicht einfach und es wird im Einzelnen auch nie unumstritten sein. Aber die größte Gefahr sehe ich darin, dass wir uns von einfachen Antworten verführen lassen und dabei in Richtung Nationalismus und Kleinstaaterei kippen. Lassen wir uns also von der Arbeit an diesem gemeinsamen Europa, dieser Union nicht abbringen, die Erhaltung dieses Friedensprojektes ist aller Mühen wert."
    Appell an die Zuversicht
    Zum Schluss seiner Rede sprach Van der Bellen direkt auch die Jugend an: Ihre Leidenschaft, ihre Ideen, aber auch ihr Widerspruchsgeist seien gefragt. Und er schloss mit einem Appell an die Zuversicht.
    "Schlusswort: mutig in die neuen Zeiten. Es lebe unsere friedliche neue Zukunft und es lebe unsere Republik Österreich. Ich danke Ihnen."