Donnerstag, 25. April 2024

Veranstaltungen
Forum neuer Musik 2016 - 8. April

In Erinnerung an das Pogrom in Iaşi vor 75 Jahren widmet sich der zweite Veranstaltungstag jüdischen Spuren in der Avantgardemusik Rumäniens. Beleuchtet werden zwei jüdische Frauen, die Deutschland in den 1930er-Jahren verließen: die Musikethnologin Edith Gerson-Kiwi und die Komponistin Brigitte Schiffer.

08.04.2016
    Forum neuer Musik 2016: Veranstaltungen am 8. April 2016
    Forum neuer Musik 2016: Veranstaltungen am 8. April 2016 ( imago / Rüdiger Wölk)

    Deutschlandfunk Foyer 17 Uhr - Lecture II
    "Edith Gerson-Kiwi und die Musikethnologie in Jerusalem"
    Referentin: Dr. Susanne Borchers
    Edith Gerson-Kiwi, geboren 1908 in Berlin, gestorben 1992 in Jerusalem, zählt zu den Begründern der Musikwissenschaft in Israel. Ihre private Forschungsbibliothek und ein Teil ihres Nachlasses – darunter Korrespondenz, Fotos, Materialsammlungen – kamen nach ihrem Tod in das Europäische Zentrum für Jüdische Musik (EZJM) der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Der derzeitige Sichtungs- und Erschließungsprozess ermöglicht es, anhand der verschiedenen Materialien Facetten ihres Lebens und Wirkens nachzuzeichnen. Bekannt ist Gerson-Kiwi für ihr Phonogramm-Archiv für Jüdische und Orientalische Musik. Fast 10.000 Aufnahmen, heute in Jerusalem verwahrt, entstanden unter ihrer Leitung. Es sind Dokumentationen musikalischer Traditionen, die die jüdischen Einwanderer nach der Staatsgründung Israels aus ihren jeweiligen Herkunftsländern mitbrachten.
    Edith Gerson-Kiwi
    Edith Gerson-Kiwi (Nachlass Edith Gerson-Kiwi im EZJM)
    Deutschlandfunk Foyer 17 Uhr - Lecture III
    "Jüdische Spuren in der Bukarester Avantgardemusik"
    Referent: Thomas Beimel
    Anatol Vieru (links) und Myriam Marbe (rechts)
    Anatol Vieru (links) und Myriam Marbe (rechts) (Erben Anatol Vieru / Camilla van Zeuylen)
    In Sommer 2016 jährt sich zum 75. Mal das Massaker an der jüdischen Bevölkerung von Iaşi, der Hauptstadt der rumänischen Provinz Moldau. Die genaue Zahl der Opfer lässt sich bis heute nicht ermitteln. Die rumänische Beteiligung am Holocaust ist bis heute unaufgearbeitet; in der Zeit des Kommunismus war sie tabu. Das Schweigen darüber hat sich dementsprechend auch in das Leben von Komponisten jüdischer Herkunft eingeschrieben – und manifestiert sich in unterschiedlicher Deutlichkeit in ihrer Musik. Anhand von Leben und Werk der Komponisten Myriam Marbe und Anatol Vieru wird aufgezeigt, wie es trotz der zeitweise rigorosen Abschottung des Landes möglich war, dass sie in ein Geflecht internationaler Beziehungen eingebundene Künstler sein konnten.
    Deutschlandfunk Kammermusiksaal 20 Uhr - Konzert
    Brigitte Schiffer (1909–1986): Streichquartett
    Brigitte Schiffer war Komponistin und promovierte Musikwissenschaftlerin, sie war Musikpädagogin, Musikethnologin und Musikjournalistin. Sie hat in Deutschland, in der Schweiz, in Ägypten und in England gelebt, sie sprach Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Arabisch fließend, sie hat sogar Schriften über Schönberg in arabischer Sprache publiziert und fungierte in Ägypten unter anderem als Ministerialreferentin. Sie war die erste Frau, die bei den Darmstädter Ferienkursen einen Vortrag hielt, und zwar 1950. Sie stand mit praktisch allen wichtigen Akteuren der Neuen Musik ihrer Zeit in Kontakt, war vernetzt in der internationalen Szene.
    Sonar Quartett:
    Susanne Zapf, Violine
    Wojciech Garbowski, Violine
    Nikolaus Schlierf, Viola
    Cosima Gerhardt, Violoncello
    Deutschlandfunk Kammermusiksaal 20:30 Uhr - Konzert
    Im Gedenken an die 75. Wiederkehr des Progroms von Iaşi (1941) widmet sich ein Konzert des namhaften Bukarester Ensemblul Profil (Leitung: Dan Dediu) jüdischen Spuren in der neuen Musik Rumäniens. Im Mittelpunkt dieses Konzertes stehen Kompositionen von Myriam Marbe (1931–97) und Anatol Vieru (1926–98). Vieru erlebte das Massaker als Kind. Der letzte Marbe-Schüler, der rumänische Komponist Christian Lolea erhält einen DLF-Kompositionsauftrag. Dieses Konzert ist nach 2007 und 2012 die dritte Kooperation des Forum neuer Musik mit rumänischen Partnern.
    Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Musikuniversität Bukarest.
    Ansamblul Profil
    Ansamblul Profil (Mihail Cucu)
    JOC SECUND
    MYRIAM MARBE (1931–1997)
    Joc secund
    ANATOL VIERU (1926–1998)
    Stufen des Schweigens, DE
    LUDOVIC FELDMAN (1893–1987)
    Konzertante Variationen, DE
    MYRIAM MARBE
    Streichquartett Nr. 3 'Lui Nau'
    CRISTIAN LOLEA (*1977)
    The Journey, UA
    Kompositionsauftrag des Deutschlandfunk, finanziert von der Ernst von Siemens Musikstiftung
    Cristian Lolea
    Cristian Lolea (Ionut Macri)




    MYRIAM MARBE
    Trommelbass
    Ansamblul Profil:
    Diana Moş, 1.Violine
    Petru Nemţeanu, 2. Violine
    Marian Movileanu, Viola
    Mircea Marian, Violoncello
    Emil Vişenescu, Klarinette
    Adriana Maier, Klavier
    Sorin Rotaru, Schlagzeug
    Dirigent: Dan Dediu