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Lappenplastik-OP
Eine Wunde sicher abdecken

Wenn ein Hauttumor herausgeschnitten werden muss, bleibt oft eine größere Wunde. So ein Defekt kann mit einer Plastikhaut versiegelt und fein vernäht werden. Tobias Köppe, leitender Arzt der Sektion Plastische, Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie am Helios Klinikum Siegburg erklärt, wie er das Verfahren an einer Patientin umsetzt.

Von Martin Winkelheide | 02.05.2017
    Neurologen öffnen das Cranium an einem OP-Modell.
    Für chirurgische Eingriffe braucht es eine ruhige Hand: gibt es offene Wunden, können diese zunächst mit Kunststoff abgedeckt und fein vernäht werden. Eine Narbe ist dann kaum zu sehen. (imago/Westend61)
    Martin Winkelheide: Helios-Klinikum in Siegburg.
    Dr. Tobias Köppe: Ich habe hier eine ältere Dame, die hat am Unterschenkel an der Außenseite einen Hauttumor gehabt, den hatte ich ihr letzte Woche entfernt.
    Martin Winkelheide: Der Tumor, so der plastische Chirurg Dr. Tobias Köppe, hat sich als so genanntes Keratoakanthom herausgestellt.
    Zweizipfeliger Lappen zum Verschließen
    Dr. Tobias Köppe: Das ist ein gutartiger Tumor, der von einigen Pathologen aber als Vorstufe eines bösartigen Hautkrebses auch gesehen wird. Den haben wir aber im Gesunden jetzt entfernt, und dieser Defekt liegt schienbeinnah. Deswegen planen wir jetzt eine so genannte Lappenplastik, in diesem Fall einen zweizipfeligen Lappen, um diesen Defekt zu verschließen.
    Sie sind tapfer, ich piekse ganz vorsichtig.
    Es gibt ja heute erfreulicherweise ganz potente lokale Betäubungsmittel, die auch extrem schnell anschlagen.
    Spüren Sie das noch hier?
    Nein.
    Martin Winkelheide: Tobias Köppe desinfiziert das Operationsfeld. So, jetzt ist alles abgedeckt. Bis auf den Bereich, wo Sie gleich operieren werden.
    Dr. Tobias Köppe: Wir haben jetzt diesen etwa ein oder zwei Euro-Stück großen Defekt, der ist mit einer Kunsthaut, einer Plastikhaut versiegelt. Eine Woche kann man das belassen. Dann sollte sie runter.
    Martin Winkelheide: Das ist auch nicht verklebt, das ist ganz fein vernäht.
    Wunde soll leicht zu nähen sein
    Dr. Tobias Köppe: Und hier ist sie ab. Der plastische Chirurg plant jeden Schnitt, bevor er schneidet.
    Martin Winkelheide: Sie zeichnen das jetzt mit einem Stift auf.
    Dr. Tobias Köppe: Sie sehen, dieser eine Zipfel kommt in den Defekt, und dann entsteht ein neuer Defekt, und da kommt der zweite Zipfel rein, und wo der zweite Zipfel herkam, da kann ich es zunähen, weil da ist es weich.
    Martin Winkelheide: Sie haben einmal ein rundes Stück eingezeichnet, das ist das, was die Wunde decken kann, und das andere hat eher eine Dreieckform.
    Dr. Tobias Köppe: Sie werden sehen: Bei der Operation werden aus Dreiecken oft auch Kreise.
    Aber ich plane es ja so, dass ich es verschließen kann. Spitz, soll ja hier zugenäht werden.
    So meine Dame, ich fange jetzt an. Wenn Sie irgendetwas spüren, dann melden Sie sich.
    Martin Winkelheide: Der erste Schritt: An den Wundrändern wird ein feiner dünner Streifen Haut abgeschnitten.
    "Haut und Unterhaut werden normal weiter versorgt"
    Dr. Tobias Köppe: Ich möchte frisches Gewebe haben, auf der meine Lappenplastik liegt.
    Martin Winkelheide: Sie umfahren Ihre Zeichnung jetzt mit dem Skalpell.
    Dr. Tobias Köppe: Haut ist derb. Muss man schon drücken mit dem Skalpell.
    Martin Winkelheide: Jetzt lösen Sie den Hautlappen vorsichtig.
    Dr. Tobias Köppe: Vorsichtig. Ich will ja keine großen Venen zerstören.
    Martin Winkelheide: Das heißt: Haut und Unterhaut werden normal weiter versorgt und auch gleich komplett geschwenkt.
    Dr. Tobias Köppe: Man sieht, so langsam kann man sich vorstellen, was passiert. Nähen ist auch eine Kunst.
    Martin Winkelheide: Jetzt werden erst einmal die entferntesten Punkte verbunden miteinander, damit alles richtig liegt.
    Dr. Tobias Köppe: Und jetzt nähere ich mich immer mehr dem ursprünglichen Defekt an mit der Naht.
    Bei Ihnen alles gut? Wir sind schon auf dem Rückzug. Wir nähen schon.
    Narbe kaum zu sehen
    Martin Winkelheide: Jetzt lösen Sie nebenbei schon die Haltefäden.
    Dr. Tobias Köppe: Die hatte ich ja hier wegen der Spannung zu Beginn gesetzt. Die kommen jetzt raus und werden durch kleinere ersetzt.
    Diese Größe von Faden, die ich jetzt benutze, die hinterlässt kaum Narbe, die ist so fein.
    Martin Winkelheide: Jetzt wird nochmal abgewaschen.
    Dr. Tobias Köppe: Die Blutreste weg.
    Martin Winkelheide: Das sind feine dünne Klebestreifen.
    Dr. Tobias Köppe: ... die nochmal über die Fäden kommen, dass noch schöner alles aneinander kommt.
    Martin Winkelheide: Also da ist eine feuchte Kompresse, eine trockene Kompresse und darauf ein großes Pflaster.
    Dr. Tobias Köppe: So wir sind jetzt fertig.