Freitag, 19. April 2024

Archiv


Verbesserte Böden binden Treibhausgase

Durch das Bearbeiten der Böden mit schwere Maschinen wird auf landwirtschaftlichen Anbauflächen immer mehr fruchtbarer Humus zerstört und dabei CO2 freigesetzt.Dass es auch anders geht, zeigen Bauern aus Österreich.

Von Albrecht Kieser | 03.12.2012
    "Wenn der Landwirt intensiv Humusaufbau betreibt, kann er etwa 50 Tonnen CO2 pro Hektar pro Jahr binden. Wir haben gesagt, wenn wir das flächendeckend umsetzen wollen, dann müssen wir dafür irgendeine Form der Entschädigung finden. Nur dann ist die Masse bereit, das auszuprobieren."

    Gerald Dunst ist Humusfachmann und organisiert in der Ökoregion Kaindorf in der österreichischen Steiermark ein Pilotprojekt. Es betreibt auf mittlerweile 800 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche Humusaufbau mithilfe von Kompost und Pflanzenkohle. Das kostet die Landwirte pro Hektar etwa 1500 Euro. Dafür gibt es in Kaindorf eine Gegenfinanzierung durch Unternehmen, die sich CO2 freistellen lassen wollen:

    "Wir garantieren den Bauern vertraglich, dass sie pro Tonne gebundenes CO2 30 Euro ausbezahlt bekommen. Wir bekommen dafür vom Landwirt ein sogenanntes CO2-Zertifikat, das wird von einem unabhängigen Labor geprüft."

    Die Idee, die Kosten der Bodenverbesserung zu refinanzieren, führt unterschiedliche Akteure und gesellschaftliche Gruppen zusammen. Das Geschäft nutzt Landwirten und Unternehmen und macht in Österreich bereits Schule. Der größte Einzelhändler, die Spar, nimmt künftig nur noch Obst und Gemüse von Landwirten, die Humus aufbauen, und schult sie entsprechend. Manfred Hohensinner organisiert dieses Programm.

    "Die Bauern werden auch Klimaschützer! Wir haben eine Riesenchance! Weil wir durch Humusaufbau gewaltige Mengen CO2 einspeichern können. Dass wir einen beginnenden Klimawandel haben, das wissen alle. Von der Putzfrau bis zum Generaldirektor, das wissen sie alle heute. Und wir als Bauern haben so eine Riesenchance jetzt! Sowohl vom Geschäftlichen wie auch vom Umweltgedanken her."

    Der Humusanteil in den deutschen Böden liegt heute meist bei 1 bis 1,5 Prozent. Er kann aber auf das Drei- und Vierfache angehoben werden. Würden zunächst nur zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland ([url=https:www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/10/PD12_360_412.html
    title="Landwirtschaftlich genutzte Flächen rückläufig" target="_self"]
    das sind 17 Millionen Hektar[/url].) nur ein Prozent mehr Humus enthalten, dann lägen fast 100 Millionen Tonnen Kohlenstoff sicher im Boden und würden den CO2-Ausstoß der hiesigen Wirtschaft um nahezu ein Viertel reduzieren.