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Verbraucherzentrale Sachsen
Pflichtversicherung gegen Elementarschäden gefordert

Hochwasser- und Überschwemmungsschäden übernimmt normalerweise die Elementarschadenversicherung. Doch gerade in hochwassergefährdeten Gebieten ist es sehr schwierig, überhaupt so eine Versicherung zu bekommen, warnt die Verbraucherzentrale Sachsen.

Von Nadine Lindner | 06.12.2013
    Dieser Brief hat Hartmut Schmidt getroffen wie ein Schlag – im Jahr 2009 kündigte seine Versicherung aus heiterem Himmel seine Elementarschadenversicherung. Sie sollte sein Haus gegen Hochwasser, Erdrutsche oder andere Naturgewalten absichern.
    "Das Haus wurde 2002 vom Hochwasser schwer getroffen. 2009 wurde mir die Versicherung gekündigt aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Wir haben bis 2013 bis zur Flut auch keine Versicherung mehr erhalten."
    Der 47-Jährige wohnt in der sächsischen Kleinstadt Grimma – schon zwei Mal war er vom Hochwasser betroffen – zuletzt 2013. Doch beim zweiten Hochwasser hatte er keine Versicherung mehr, denn sein Haus liegt in der höchsten Gefahrenzone für Hochwasser.
    "Ich habe schon damals, vor dem Hochwasser, viele Versicherungsgesellschaften und Makler angeschrieben. Aber in Zone vier war mein Haus nicht versicherbar. Punkt. Somit konnte ich in der Form keine Vorsorge treffen."
    Er wollte vorsorgen und durfte es nicht. Hartmut Schmidt fühlt sich wie viele andere auch von der Versicherungswirtschaft im Stich gelassen. Nicht einmal jeder zweite Haushalt in Sachsen habe eine Elementarschadenversicherung, erklärt Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen. Ein hohes Risiko.
    "Die Versicherungsquote liegt hier bei 42 Prozent. Bezogen auf die Haushalte. Das heißt, dass sehr viele Verbraucher nicht gegen die Elementarschäden versichert sind."
    Knapp die Hälfte der sächsischen Haushalte gegen Elementarschäden versichert
    Für viele in Sachsen bleibt es ein reines Glücksspiel, ob sie eine Elementarschadenversicherung bekommen oder nicht. Zu diesem ernüchternden Fazit kommt die Verbraucherzentrale Sachsen in ihrer aktuellen Studie und bestätigt damit die Rückmeldungen der Betroffenen des Juni-Hochwassers. Die Verbraucherschützer hatten unter anderem fünfzig Versicherungen angeschrieben und um ein Angebot für Beispieladressen gebeten – auch in Gebieten mit der höchsten Risikostufe ZÜRS (Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen) vier erklärt Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale:
    "Das Ergebnis bezüglich der Versicherbarkeit in Zone vier ist, dass es einem Glücksspiel gleicht, dort Versicherungsschutz zu erhalten, die Versicherer haben nicht reagiert oder kein Angebot abgegeben."
    Etwas besser sieht es dagegen in der Risikozone vier aus, doch hier gebe es sehr große Unterschiede bei den Prämien. Die Verbraucherschutzzentrale Sachsen angesichts dieser Studienergebnisse ein eigenes Modell entwickelt:
    "Aus unserer Sicht ist dieser flächendeckende Elementarschadenversicherungsschutz nur möglich, in dem eine gesetzliche Pflichtversicherung eingeführt wird."
    Nur so könne dieses Dilemma gelöst werden, mit dem sich Flutopfer wie Hartmut Schmidt konfrontiert sehen.
    "Die Elementarschadenpflichtversicherung sehen wir gekoppelt an die Wohngebäudeversicherung. Und die Kontrolle könnte über die Kommunen erfolgen."
    Für diese Pflichtlösung setzt sich auch Hartmut Schmidt ein. Mit Blick auf den Orkan Xaver und seine Folgen bemerkt er, dass eine Pflichtversicherung bei Elementarschäden auch hier helfen könne.