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Verbrennungen
Spenderzellen gegen Brand-Narben

Hautverbrennungen führen zu Narben. Dermatologen können mittlerweile aus Spenderzellen Wundauflagen züchten, um die Narbenbildung zu reduzieren. Eine teure Behandlung, die nur an Verbrennungszentren angewandt wird wie in Köln-Merheim: Ein Patient hat sich durch eine Unachtsamkeit verbrannt.

Von Barbara Weber | 14.07.2015
    Lodernde Flammen.
    Ein unachtsamer Moment im Umgang mit Feuer kann schwerste Verletzungen nach sich ziehen. (imago/McPhoto)
    "Das ist zu Hause passiert. Ich war morgens noch beim Zahnarzt zur Wurzel-behandlung, und wollte zu Hause noch was reinigen, damit ich lackieren kann im Garten, ein Eisengestell, und hab' das Gestell mit Verdünnung abgewaschen."
    Kurt Geisbüsch ist selbständiger Schreiner in dem kleinen Dorf Dünfus bei Mayen.
    "Die Lappen sammelte ich im Blecheimer. Damit das nicht so lange geruchsbelästigend ist, wollte ich die dann verbrennen und schmeiß einen brennenden Span in den Eimer und ging nicht an. Und dann habe ich den Fehler gemacht und bin da drangegangen. Und in dem Moment kam es zu einer Verpuffung."
    Eine Stichflamme verletzte Hand, Unterarme und Gesicht. Bei den hohen Temperaturen, manchmal bis zu 1.000 Grad, reichen schon wenige Sekunden, um Verbrennungen hervorzurufen.
    "Der Wurf dieses Spans und dann zu gucken, warum das Feuer nicht angeht, das ist sicherlich ein Klassiker, den wir sicherlich auch öfter hier erleben."
    Dr.Julian Kricheldorff ist Assistenzarzt in der Plastischen Chirurgie im Schwerbrand-verletztenzentrum im Krankenhaus Köln-Merheim.
    Herr Geisbüsch hatte noch Glück im Unglück, meint der Arzt.
    "Weil die Verbrennungen zwar recht großflächig waren, allerdings nicht so besonders tief, und das Glück bei ihm war, dass wir hier ohne größere Hauttransplantationen auskommen konnten."
    Ein bisschen wie Zigarettenpapier auf dem Gesicht
    Nachdem die Kölner Ärzte die tote, verbrannte Haut des Patienten unter Narkose abgetragen hatten, behandelten sie ihn mit einer neuen, aus Zellen gezüchteten Wundauflage. Der Vorteil: kein schmerzhafter täglicher Verbandswechsel und weniger Narben. Das weiß auch Herr Geisbüsch zu schätzen.
    Dr.Kricheldorff steht am Bett des Patienten und blickt auf sein Gesicht:
    "Das ist jetzt im Prinzip, wenn man sich das vorstellt, so ein bisschen wie so Zigarettenpapier, das auf dem Gesicht liegt, das anmodelliert ist und mit einem Klebstoff befestigt wurde. Im Endeffekt ist es wichtig, dass man das täglich antiseptisch behandelt, dass sich darunter keine Infektion bildet und diesen Verband an den Ecken, wo er sich löst, nachschneidet. Wenn er sich löst, ist das ein gutes Zeichen, weil dann im Prinzip die Haut darunter schon geheilt ist."
    … erklärt der Arzt dem Patienten.
    "Herr Geisbüsch, das sehen Sie ja selber hier im Spiegel, das hat sich schon ein bisschen gelöst, hier am Mundwinkel und im Bereich beider Augen, das ist ja auch schon sehr jungfräulich, wirklich gute Haut, gut durchblutet. Da ist auch kein Anzeichen für einen Infekt. Ich schneide das jetzt ganz vorsichtig so ein bisschen ab. Legen Sie einfach mal den Kopf zurück. Und dann ist es wichtig, dass man diese Haut, die anfänglich natürlich noch keine Talgdrüsenfunktion hat, dass man die nachfettet. Sie werden da sicherlich, auch wenn Sie da vorher keine Gesichtscreme angewendet haben, werden Sie da täglich drei, viermal schmieren müssen."
    "Das zweite große Thema, das wird ein lebenslanges Thema bleiben, ist die Sache mit dem Sonnenschutz, mit dem UV-Schutz, gerade als Handwerker sind Sie natürlich viel draußen."
    "(Patient) Ja, den Sonnenschutz werde ich wahrscheinlich auch mechanisch machen, indem ich einen Hut trage, ..."
    (Arzt) ... ganz genau...
    "(Patient) ... weil die Sonnencreme alleine ist, wenn man ständig in Bewegung ist, auch schnell wieder abgetragen."
    "(Arzt) Das ist so, sicher. Und das zweite Thema ist, dass man sich einen Dermatologen sucht und wirklich auch regelmäßig zur Hautkrebsvorsorge geht."
    "(Patient) Was ist denn mit dem Rasieren?"
    "(Arzt) Grundsätzlich würde ich mit der Rasur jetzt noch so acht bis zwölf Wochen warten, weil die Haut auch extrem reizbar ist und extrem empfindlich noch ist, dass man da sich keine kleinen Wunden zufügt."
    Die Prognose ist gut. In sechs bis acht Wochen wird sich die Wundauflage komplett aufgelöst haben.
    "Ich vermute, dass wirklich entstellende Narben nicht zurückbleiben werden, insbesondere im Gesicht nicht. Was immer sein kann, dass sich Pigmentstörungen bilden, dass es zu einer ungleichmäßigen Bräunung kommt, dass es auch Areale geben kann, die heller bleiben ein Leben lang."
    Kurt Geisbüsch plagen derweil andere Sorgen:
    "Ich hoffe halt, dass ich schnell wieder ins Arbeitsleben kann und dass meine Firma halt nicht den Bach runter geht über diese Aktion."