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Serie: Richtig dämmen - Teil 1
Wo sich Dämmen am meisten lohnt

Gesunkene Heizkosten, gemütliche Wärme, ein gesteigerter Wert des Hauses - wenn ein Gebäude wärmegedämmt wird, ergeben sich viele positiver Effekte - auch für den Klimaschutz: Denn langfristig kann viel Heizenergie eingespart werden. Doch in welchem Gebäudebereich lohnt sich die Dämmung am meisten?

Von Anja Nehls | 06.11.2017
    Ein Handwerker bringt auf einem Baugrundstück Dämmmaterial an.
    Ein effektives Dämmmaterial: Styropor-Platten (dpa / picture alliance / Oliver Berg)
    Eine Dämmung für ein Haus ist wie ein Maßkleid, sagen die Energieberater. Kleid wie Dämmung müssen zum Typ passen, Machart und Material richten sich nach den Anforderungen und dem Geldbeutel. Jede Lösung muss deshalb individuell auf ein Gebäude zugeschnitten sein, sagt Martin Brandis, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Anfangen sollte man mit dem Dämmen aber da, wo der Effekt am größten ist:
    "Da haben wir zunächst mal die Außenwände des Hauses, die haben bei den meisten Gebäuden die größte Oberfläche. Wenn wir dort Wärmedämmung einbauen, werden wir in der Regel den größten Effekt erzielen. Als zweites käme das Dach und dann die übrigen Flächen, Boden und Dachboden, wenn der existiert."
    Wärmeverlust von 25 bis 30%
    Der Anteil der Außenwände am Gesamtwärmeverlust eines Hauses beträgt 25 bis 30 Prozent. Diesen Verlust kann man mit einer guten Dämmung um 80 Prozent reduzieren und so also etwa ein Fünftel der bisherigen Heizenergie einsparen. Allerdings ist die Dämmung der Fassade auch mit die teuerste Maßnahme. Mit 120 bis 150 Euro pro Quadratmeter müssen Eigentümer rechnen, je nach verwendetem Material und den Kosten für Gerüst und Arbeitszeit. Darüber hinaus ist eine Fassadendämmung nur sinnvoll, wenn entsprechende Fenster z.B. mit moderner Dreifachverglasung eingebaut werden. Und der Dachüberstand sollte im Auge behalten werden, warnt Martin Brandis vor einem weiteren möglichen Kostenfaktor.
    "Wenn Sie eine Wärmedämmung auf die Wand draufbringen, wird die Wand ja dicker, und möglicherweise müssen die Dachflächen ja mitwachsen, und das erfordert zusätzliche Maßnahmen am Dach. An manchen Häusern haben wir genügend Dachüberstand schon vorhanden, da muss man nicht unbedingt was machen, aber häufig wird doch was gemacht, um den alten Dachüberstand zu erhalten, weil es ja auch eine gestalterische Komponente hat."
    Normwerte und Mindestwärmeschutz
    Ein ungedämmtes Dach, unter dem unmittelbar gewohnt wird, ist für bis zu 20 Prozent der Wärmeverluste eines Hauses verantwortlich. Gedämmt werden sollte deshalb nicht nur zwischen den Dachsparren, sondern auch darunter oder gegebenenfalls zwischen Sparren und Dachziegeln. Vergleichsweise preiswert kann das Dämmen der obersten Geschossdecke sein bei Häusern mit Dachboden. Das ist ohnehin laut Energieeinsparverordnung Pflicht, wenn diese Decke bestimmte Normwerte nicht erfüllt, sagt der unabhängige Energieberater Jürgen Leppig.
    " Sie haben bei einem Haus entweder eine Betondecke oder eine Holzbalkendecke oder Sie haben Lehm eingebracht, also da muss man wirklich rechnen, um das zu überprüfen. Aber als Anhaltwert kann man sagen, wenn ein paar Zentimeter Dämmung bei einer Holzbalkendecke dazwischen sind, dann ist der Mindestwärmeschutz eingehalten. Allerdings unter dem Aspekt Komfort und Klimawandel ist das nicht annährend ausreichend."
    Fachleute heranziehen
    Für 20 bis 25 Euro pro Quadratmeter ist eine Dämmung der obersten Geschossdecke bereits machbar, wenn man selbst Hand anlegt. Soll der Boden hinterher begehbar sein, steigt der Quadratmeterpreis auf 40 bis 50 Euro. Ähnliches kostet eine Dämmung der Kellerdecke. Jede Maßnahme sollte aber unbedingt mit Fachleuten abgestimmt sein, sonst können schnell Wärmebrücken entstehen, sagt Martin Brandis.
    "Wärmebrücken sind einfach ausgedrückt Lücken in der Wärmedämmung, an den Ecken z.B., an Stellen wo nicht gedämmt werden kann oder es nicht gemacht wird. Und das sind erstens Quellen für erhöhte Wärmeverluste, wo dann eben die Einsparung nicht stimmt und zweitens können das auch Quellen für mögliche Schäden sein, die z.B. durch Feuchtigkeit entstehen."
    Und die dann zur Schimmelbildung führen können. Sinnvoll sind Dämmmaßnahmen vor allem, wenn die Fassade sowieso einen neuen Putz braucht oder das Dach sanierungsbedürftig ist. Die staatliche Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt solche Maßnahmen mit günstigen Krediten. Hält der Hauseigentümer gar die strengsten Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung ein, kann er auch Zuschüsse mitnehmen -– möglich sind bis zu 20 Prozent der förderfähigen Investitionskosten.