Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Verfallsdatum unklar

Informationstechnik. - Digitale Daten lassen sich hervorragend bearbeiten, aber schlecht speichern, zumindest wenn man sie lange speichern möchte. So lassen neue Untersuchungen Zweifel an der 50jährigen Lebensdauer von CDs aufkommen. Alternativen sind indes rar.

Von Carl-Josef Kutzbach | 02.01.2006
    Während man Urgroßvaters Schwarzweiß-Fotos im Familienalbum noch nach Jahrzehnten betrachten kann, erhält man bei selbst gebrannten CDs oft schon nach wenigen Jahren die Fehlermeldung "CD nicht lesbar!". Dabei warb man einst für die CD, sie sei unempfindlich und ewig haltbar. Doch das ist eine Illusion, weiß der Speicherexperte Kurt Gerecke:

    "Haltbar für ewig, das kann kein Datenträger. Dass heißt, wenn man Langzeitarchivierung macht, dann muss man sich grundsätzlich über die Migrationsmöglichkeiten auf neue, auf zukünftige Technologien auseinandersetzen."

    Der Diplomphysiker befasst sich bei IBM in Stuttgart mit Speichermedien jeder Art, denn mittlerweile hat man erkannt, dass die Langzeitspeicherung von digitalen Daten ein großes Problem ist. Profis benutzen Magnetbänder, die 30 bis 100 Jahre halten. Bei CDs gibt es ebenfalls große Unterschiede:

    "Die normalen Audio-CDs, die Sie im Laden kaufen, die mechanisch gepresst werden, haben natürlich eine weit höhere Haltbarkeit als die selbst gebrannten CDs. Bei den selbst gebrannten CDs kommt es erst einmal auf das Brennverfahren an, zum anderen auf das Material - die CD, die man verwendet. Sie können heute sagen, wenn Sie mit billigen CDs, die Sie massenweise im Stapel beim Aldi oder sonst wo kaufen können für ein paar Cent, da würde ich also jedem raten, dass er nach 2, 2,5 Jahren diese CDs überspielt, also Kopien anfertigt, weil da wirklich die Gefahr da ist, durch eine Materialzersetzung, die innerhalb einer kurzen Alterung statt findet, dass die Daten nicht mehr auslesbar sind. Das ist einfach eine Tatsache. Bei besseren Brennverfahren, bei besseren Materialien, also die höher wertigen CDs, da kann man maximal von fünf Jahren ausgehen. Also, das würde ich persönlich nicht ansetzen, ich würde das Ding schon nach drei Jahren umspielen."

    Billige Brenner und CDs sind also keine so tollen Schnäppchen, wie man beim Blick auf den Preis meinen könnte. Im Gegenteil, bei diesen Geräten muss man die gesamte Datensammlung in kürzeren Abständen auf neue Datenträger umkopieren. Wenn man dabei die CDs auf DVDs überspielt, bekommt man zwar mehr Platz im Regal, weil manche DVDs riesige Datenmengen in mehreren Lagen speichern, aber das regelmäßige Umkopieren bleibt:

    "Bei der DVD kommt es auch wieder drauf an, mit wie vielen Layern man arbeitet. Die Mehrfachlayer - also wenn sie mit vier Layern auf einer DVD arbeiten, dann ist die lang nicht so haltbar als wenn sie mit einem Layer arbeiten, aber sie kriegen natürlich wesentlich mehr Daten drauf. Das muss man auch wieder berücksichtigen. Aber bei einer DVD würde ich denselben Zeitrahmen ansetzen wie bei CDs auch. Und auch wieder abhängig von der Qualität, die man einkauft und welche Brennverfahren, das man ansetzt."

    Auch wenn man seine Daten auf der Festplatte lagert, löst das nicht alle Probleme. Dabei ist der Headcrash, bei dem der Schreib- und Lesekopf mit der Platte zusammenstößt, längst nicht mehr das Hauptproblem.

    "Festplatte und Festplatte ist auch wieder zweierlei. Es gibt die normalen PC-Platten. Diese Platten sind aber im Prinzip so gebaut, dass man von einer Haltbarkeit von fünf Jahren heute ausgeht, bei einer Betriebsdauer von etwa 3-5 Stunden pro Tag. Aber die Haltbarkeit ist vor allem abhängig, welche Lager für die Plattenaufhängung verwendet werden."

    Bei Profiplatten sind diese Lager das teuerste Bauteil überhaupt. Billige Platten drehen mit 4500 Umdrehungen, etwas teurere, die ein paar Jahre mehr halten, mit 7200. Profiplatten drehen mit 15.000 Umdrehungen je Minute, dafür besteht die Gefahr der Überhitzung. Wer deshalb auf mechanisch bewegte Teile verzichten möchte, denkt an Flashspeicher wie in MP3-Abspielgeräten oder beim USB-Stick. Der kann die Daten drei bis fünf Jahre halten, aber Kurt Gerecke rät auch hier zur Vorsicht:

    "Allerdings diese USB-Sticks, die sind enorm davon abhängig, wie oft man sie überschreibt. Ich würde also so einen USB-Stick nicht 50 mal überschreiben, weil ich dann wirklich Gefahr laufe, dass die Dinge nicht mehr auslesbar sind, oder nur fehlerhaft auslesbar sind."