Donnerstag, 25. April 2024

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Eine Lange Nacht über Israel
Von Utopia nach Arabien

Was ist aus dem Elan der Menschen geworden, die vor über 70 Jahren in den unbekannten Orient aufgebrochen sind, nach Israel. Lyrische Siedler und junge Schriftsteller beschreiben zärtlich, ketzerisch und selbstkritisch die Wirklichkeit im Land.

Von Jochanan Shelliem | 16.06.2018
    Das Bild zeigt Menschen auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv. Sie schauen ein Feuerwerk an, einer trägt einen Hut in den Farben der Israelflagge.
    Israel feiert den 70. Jahrestag der Gründung (AP)
    Der palästinensische Intellektuelle Sari Nusseibeh, Präsident der Al-Quds-Universität in Jerusalem, und Amos Oz berichten von den Anfängen des Staates Israel und ihren Träumen, Amos Kollek vom Leben in der Nachbarschaft von David Ben Gurion.
    Lyrische Siedler und junge Schriftsteller kommen zu Wort, beschreiben zärtlich, ketzerisch und selbstkritisch die Wirklichkeit im Land. Michal Zamir, Tochter des Geheimdienstgenerals Zvi Zamir erzählt von skandalösen Zuständen beim Militär und vom Aufstieg der Nouveau Riche von Israel. Ron Leshem, der junge Direktor des nationalen israelischen Unterhaltungsfernsehkanals Keshet TV berichtet von der 18-jährigen Belagerung des Libanon, Eshkol Nevo vom Leben und Arbeiten in Sderot.
    Schriftsteller wie Amos Oz, Meir Shalev und Yoram Kanjuk, AB Jehoschua und Sami Michael kommen zu Wort. Benny Barbasch, Michal Zamir und Etgar Keret spiegeln das Leben der letzten 60 Jahre im jungen Judenstaat.
    Eine Lange Nacht der Gegensätze, doch voller Energie, vom Leben in einem Land, dessen Geschichte der Gegenwart zur Last geworden ist und gleichzeitig zur Chance.
    (Wdh. vom 17./18.5.2014)
    Weiterführende Links zum Thema
    70 Jahre Staatsgründung Israel. Eine Erfolgsgeschichte und tiefe Risse - im Deutschlandfunk

    Kibbuz zwischen Mythos und Gegenwart

    Weltspiegel-Reportage: 70 Jahre Israel - Welche Ideale hatte die Gründergeneration Israels, und was ist aus ihnen geworden? Auf einer Reise quer durch das Land spricht das Filmteam mit Israelis über Vergangenes, das Hier und Jetzt und ihre Hoffnungen für die Zukunft.

    Das Dossier Israel der Bundeszentrale für politische Bildung

    Deutsch-Israelische Gesellschaft

    Jüdisches Leben Online

    Beiträge zu 70 Jahre Israel auf ZEIT Online

    Shalom Achschaw (Hebräisch:שלום עכשיו, deutsch Frieden jetzt, auch oft auf Englisch Peace Now http://peacenow.org.il/en/ ) ist eine außerparlamentarische Friedensbewegung in Israel.
    Die Autoren
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    Die Schriftstellerin Zeruya Shalev (Deutschlandradio / Matthias Dreier)
    Zeruya Shalev wurde 1959 in einem Kibbuz in Galiläa geboren. Ihre Mutter ist Malerin und Kunstdozentin, ihr Vater Literaturkritiker und Bibelgelehrter. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Lektorin. .Sie lebt mit ihrer Familie in Jerusalem. Ihre vielfach ausgezeichnete Trilogie über die moderne Liebe – «Liebesleben», «Mann und Frau», «Späte Familie» – wurde in über zwanzig Sprachen übertragen. Zeruya Shalev gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Mehr bei Piper und bei Wikipedia
    Zeruya Shalev. Späte Familie. Roman. Dtsch. v. Mirjam Pressler. BVT Berliner Taschenbuch Verlag 2007

    Das Scheitern einer Ehe ist oftmals eine langsame, eine schleichende Angelegenheit. In Zeruya Shalevs neuem Roman, Späte Familie, beschließt eine Frau, diesem quälenden Prozess, der einer allmählichen Vergiftung gleicht, ein jähes Ende zu setzen. Von einem Tag auf den anderen beschließt sie, sich von ihrem Mann zu trennen, und bittet ihn, die Wohnung zu verlassen. Sie bleibt zurück mit ihrem gemeinsamen Kind ... und gerät übers Grübeln ins Zweifeln. Dies ist der Roman einer Krise. Einer Krise, die die Heldin - eine selbständige, selbstbewusste Frau - wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel trifft. Die lang ersehnte Freiheit schien nun endlich da zu sein - stattdessen findet sie sich konfrontiert mit einer lähmenden Angst vor der großen Einsamkeit, mit Depressionen und dem furchtbaren Gefühl, ihrem Kind den Vater, die Familie genommen zu haben. Aufrührend auch die Erkenntnis, dass man einen Menschen, mit dem einen das eigene Kind verbindet, nie wirklich verlassen kann. Die Fäden des gemeinsamen Schicksals bleiben auf immer verknüpft. Eine neue Liebe bringt wiederum neue Kinder aus einer geschiedenen Ehe mit sich - und so setzt sich für die mutige Protagonistin eine "späte" Familie zusammen, ein höchst kompliziertes Gebilde, auf dem viele Hoffnungen ruhen und das dennoch auf lange Zeit eine empfindsame, zarte Pflanze bleibt, deren Überleben keinesfalls gesichert ist.
    Zeruya Shalev. Liebesleben. Roman. Ausgezeichnet mit dem Golden-Book-Preis. Aus d. Hebr. v. Mirjam Pressler. BVT Berliner Taschenbuch Verlag 2004

    Die Begegnung mit Arie, einem alten Freund ihres Vaters, wirft das Leben der Ich-Erzählerin Ja'ara aus der Bahn. Vom ersten Moment an verfällt sie der erotischen Anziehungskraft des ebenso rätselhaften wie tyrannischen Egozentrikers. Ja'ara erlebt eine bedingungslose, obsessive und demütigende Liebesbeziehung, die sie dazu bringt, auf alles zu verzichten, was ihr Leben bisher ausgemacht hat: ihre Ehe, ihre Karriere, ihre Vorstellungen von Treue und Anstand.
    "Das ist vermutlich die Wurzel der Liebe, allen möglichen Blödsinn zu erzählen, der einem passiert ist, in der Hoffnung, dass auf dem gewundenen Weg vom Mund des einen zum Ohr des anderen die Geschichte ihre Bedeutung bekommen wird, ihre Berechtigung." So zumindest die Hoffnung von Ja'ara, der Erzählerin dieses erotischen Romans. Ja'ara ist Dozentin an der Universität von Jerusalem. Ihr scheinbar geregeltes Leben kommt nach der Begegnung mit Arie, einem nach langen Jahren im Ausland nach Israel zurückgekehrten Freund ihres Vaters, vollkommen durcheinander. Vom ersten Moment an verfällt sie der erotischen Anziehungskraft des ebenso rätselhaften wie tyrannischen Egozentrikers. Die bedingungslose Liebe zu Arie bringt sie dazu, auf alles zu verzichten, was ihr Leben bisher ausgemacht hat: die Zukunft mit einem liebevollen, doch harmlos-langweiligen Ehemann, ihre wissenschaftliche Karriere, selbst ihre Vorstellung von Treue und Anstand. Auf der Suche nach dem Sinn ihrer Geschichte, ihres "Liebeslebens", nimmt Ja'ara eine lange Kette von Demütigungen auf sich, erträgt standhaft Situationen von zum Teil grotesker Komik. Erst ganz zum Schluss eröffnet sich ihr ein überraschender, doch folgerichtiger Ausweg.
    Zeruya Shalev. Mann und Frau. Ausgezeichnet mit dem Corine - Internationaler Buchpreis, Kategorie Belletristik 2001. Roman. Aus d. Hebr. v. Mirjam Pressler. BVT Berliner Taschenbuch Verlag 2002

    Udis und Na'amas Ehe ist in eine Sackgasse geraten. Udi reagiert darauf mit den unterschiedlichsten körperlichen Symptomen - einmal ist er für zwei Tage fast vollständig gelähmt, ein anderes Mal wird er für kurze Zeit blind, und das immer nach einem Streit mit Na'ama. Dann legt er sich ins Bett und lässt sich von Frau und Tochter bedienen. Na'ama gegenüber rechtfertigt er dieses Verhalten mit dem Hinweis auf ein acht Jahre zurückliegendes Erlebnis - damals hätte seine Frau ihn beinahe mit einem Maler betrogen. Etwas, was er nie verziehen hat. Na'ama leidet seither unter Gewissensbissen und versucht fast alles, um ihm den Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten - nur damit er sie wieder liebt, wie früher. Aber er ist nicht bereit, ihr zu vergeben. So sind beide, Mann und Frau, vor allem damit beschäftigt, sich gegenseitig zu zermürben.

    Schließlich bringt Na'ama ihren Mann zu einer jungen israelischen Heilerin, die ihre Kunst von den alten Tibetern gelernt hat. Sie erkennt, dass nicht nur der Ehemann und Vater, sondern die ganze Familie sich eines kathartischen Prozesses unterziehen muss. Mit dem Haken, dass Udi kurz darauf die Familie verlässt, um zu seiner Ärztin zu ziehen ... Na'ama ihrerseits beginnt eine Affäre mit einem erfolgreichen Architekten, deren intensive erotische Natur ihr zur Offenbarung wird.
    Und doch finden Na'ama und Udi wieder zueinander. Die Trennung ist vollzogen, der unmerklich vor sich hin schwelende alltägliche Hass ist verglimmt - doch vielleicht zeigt sich hier die Chance zu einem neuen Anfang. Ein intelligentes, ein weises Buch über das weite Feld ehelicher Zweisamkeit.
    Zeruya Shalev. Mamas liebster Junge. Beltz 2006
    Zeruya Shalev, die mit ihren Romanen große Erfolge feierte, erzählt ihre erste Geschichte für Kinder: Für jede Mutter ist das eigene Kind immer das wunderbarste. Das kann bei Kindern mitunter zu ausgesprochenen Missverständnissen führen, die sich zum Glück aber aufklären lassen. Hauptsache, man wird geliebt, denn dann fühlt man sich so stark wie sonst niemand in der Welt. David ist verwirrt. Eigentlich hat er seiner Mutter immer geglaubt, wenn sie zu ihm sagte: Du bist der klügste, der schönste und stärkste Junge der Welt." Eines Tages beginnt er an ihren Worten zu zweifeln, denn eigentlich ist Michael aus dem Kindergarten viel schöner als er, Itamar viel stärker und Nogah eindeutig klüger als er. Völlig durcheinander ist David jedoch, als er hört, wie eine andere Mutter zu ihrem Sohn sagt: Du bist der klügste, der schönste und stärkste Junge der Welt." Wie kann das sein? Wo er doch der klügste Junge ist ... Doch eigentlich ist alles ganz einfach: Für mich", sagt die Mutter, bist du der wunderbarste Junge der Welt", weil er so ist wie er ist und weil sie ihn lieber hat, als alles andere der Welt. Julia Kaergel, die durch ihre Illustrationen zu den Lotte-Bilderbüchern und Mimi-Bilderbüchern von Doris Dörrie bekannt geworden ist, illustriert den Text so wie es ihm gebührt: warmherzig und liebevoll. Denn, Liebe, das steht fest, ist nun mal das allerwichtigste.
    Der israelische Schriftsteller und Filmemacher Etgar Keret
    Etgar Keret
    Etgar Keret http://www.etgarkeret.com/ Etgar Keret wurde 1967 in Ramat Gan, Israel, geboren und ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Israels. Er schreibt Kurzgeschichten, Graphic Novels und Drehbücher. Bei S. Fischer erschienen die beiden Storybände »Die sieben guten Jahre« sowie »Plötzlich klopft es an der Tür«. Keret lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Tel Aviv. Mehr bei S.Fischer und Wikipedia
    Etgar Keret. Alles Gaza. Geteilte Geschichten. Dtsch. v. Barbara Linner u. Verena Kilchling. 2006 Luchterhand Literaturverlag
    Ein Palästinenser und ein Israeli, in einem Buch vereint. Zwei der bekanntesten jüngeren Autoren aus dem Nahen Osten, ein Israeli und ein Palästinenser, setzen ein Zeichen. Sie sind der Überzeugung, dass ihre Geschichten hervorragend nebeneinander existieren können, und schreiben gemeinsam ein Buch: 13 Kurzgeschichten von Etgar Keret und eine längere Geschichte von Samir El-youssef. Sie erzählen von den Träumen und Alpträumen der jüngeren Generation in Israel und im Libanon, Geschichten voller Witz und Phantasie, voller Verzweiflung und Sehnsucht Geschichten über das ganz normale Leben unter ganz unnormalen Bedingungen.
    Etgar Keret. Gaza Blues. Erzählungen. Aus d. Hebräischen v. Barbara Linner. 2002 Luchterhand Literaturverlag
    Großstadtgeschichten aus der Downtown. Von Trinkern und Boxern, Nachtschwärmern und Religiösen, Spionen und der Schule der Zauberer. Keret erzählt knapp, schnell, mit immer unerwarteten Wendungen und Schlüssen. "Gaza Blues" wurde in Israel ein Kultbuch.
    Benny Barbasch
    Benny Barbasch wurde 1951 in Beersheba geboren, heute lebt er in Tel Aviv. Er ist Autor zahlreicher Theaterstücke und Drehbücher, unter anderem zu dem Film »Jenseits der Mauern« seines Bruders Uri Barbasch, der den Kritikerpreis auf dem Filmfest von Venedig gewann und als Meilenstein in der Geschichte des israelischen Films gilt. Im Berlin Verlag erschienen «Mein erster Sony» (1996) und «Probelauf» (2005). Beate Esther von Schwarze übersetzt aus dem Englischen, Französischen und seit ihrer Einwanderung nach Israel im Jahre 1970 auch aus dem Hebräischen. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören Yoram Kaniuk, Eran Bar-Gil, Yehudit Rotem, Uri Orlev. Mehr bei Piper
    Benny Barbasch. Probelauf. Roman. Aus d. Hebräisch. v. Beate E. von Schwarze. 2007 BVT Berliner Taschenbuch Verlag
    Mickey führt ein wenig aufregendes Leben als Werbetexter und Ehemann. Bis zu dem Tag, als er in der Lobby eines Hotels eine attraktive Kellnerin beobachtet, die nach einem Mr Sapiro fragt. Binnen Sekunden beschließt er, die Identität dieses berühmten Kunstfälschers anzunehmen. Und sein erster Auftrag ist gleichzeitig der Beginn einer wilden Affäre.

    Benny Barbasch. Mein erster Sony. Roman. Aus d. Hebr. v. Vera Loos u. Naomi Nir-Bleimling. 2003 List TB
    Vom Vater hat der zehnjährige Jotam den ersten Kassettenrekorder geschenkt bekommen, einen Sony, mit dem er alles und jeden aufnimmt, vor allem die eigene, durchaus etwas merkwürdige Familie. Mit kindlicher Naivität, Witz und klarem Blick schildert er nicht nur den langsamen Zerfall seiner Familie, sondern darüber hinaus die Spannungen im heutigen Israel und wird so zum Chronisten seiner Umgebung.
    Rezension von Tanja Kinzel
    Uri Avnery
    Der Frieden zwischen Israel und Palästina ist möglich. Uri Avnery vertritt seit 1948 die Idee des israelisch-palästinensischen Friedens und die Koexistenz zweier Staaten: des Staates Israel und des Staates Palästina, mit Jerusalem als gemeinsamer Hauptstadt. Uri Avnery schuf eine Weltsensation, als er mitten im Libanonkrieg (1982) die Front überquerte und sich als erster Israeli mit Jassir Arafat traf. Er stellte schon 1974 die ersten geheimen Kontakte mit der PLO-Führung her. Weiterlesen bei Wikipedia.
    Uri Avnery. Deutschland, Israel, Palästina. Streitschriften. Herausgeber: Meggle, Georg. 2007 Europäische Verlagsanstalt

    Der Konflikt zwischen Israel und Palästina lässt sich mit einer unheilbaren Krankheit vergleichen, die wenn kein Wunder geschieht geradezu zwangsläufig tödlich enden muss. Was aber genau macht diese Krankheit aus? Worauf geht sie zurück?
    Uri Avnery. In den Feldern der Philister. Meine Erinnerungen aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg. 2005 Diederichs
    1949 veröffentlicht Uri Avnery seine Frontberichte, die in Israel und im Ausland sofort zum Bestseller werden. Doch sie dienen der Jugend zur Kriegsverherrlichung, und daher schreibt er einen zweiten Band 'Die Kehrseite der Medaille'. Darin schildert er als Augenzeuge die bisher damals in der israelischen Öffentlichkeit tabuisierten ausgesparten Gräueltaten der israelischen Soldaten Armee gegen Araber und die von der Armee organisierte Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, die Geburtsstunde des späteren Nahostkonflikts. Diesen Tabubruch und seine entschiedene Gegnerschaft zur Politik des Staatsgründers Ben Gurion bringen die Regierung gegen ihn auf. Doch als Stimme des Friedens wird er weltbekannt und arbeitet bis noch heute für eine Versöhnung im Nahen Osten. Die deutschsprachige Ausgabe vereint seine beiden Bücher in einem Band.
    Uri Avnery. Von Gaza nach Beirut. Israelisches Tagebuch. 2006 kitab
    Das politische Tagebuch des israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery rüttelt an einer großen Zahl von Tabus in der Politik Israels, die immer mehr vom Militär beherrscht wird. Der Autor - ein israelischer Patriot, der schon in der Unabhängigkeitsbewegung kämpfte - kritisiert die zahlreichen Verletzungen von Un-Resolutionen durch die israelischen Regierungen von Ben Gurion bis Ehud Olmert. Avnery, früher Mitglied der Knesset und führender Kopf der israelischen Friedensbewegung Gush Shalom, der bereits 1982 mit Yassir Arafat in Beirut zusammentraf und für eine Verständigung zwischen den beiden Völkern eintritt, sucht den Dialog mit den Nachbarn, insbesondere der neuen Hamas-Regierung und kritisiert die enge Kooperation der neuen Kadima-Regierung mit der Bush-Administration. Viele Details aus der israelischen Innenpolitik, die in Europa wenig bekannt sind, werfen die Frage nach der Steuerung der Massenmedien auf, die einseitig über den Konflikt berichten. Avernys kritische Betrachtungen verdeutlichen, wie sich in seiner Heimat besonders aus den mehr als eine Million Neubürgern aus dem Bereich der ehemaligen UdSSR ein neuer rechtsradikaler Rand gebildet hat z.B. die rassistische Partei um Avigdor Libermann , dessen Hetztiraden wie auch Mordaufrufe radikaler Gruppen ungesühnt bleiben. Das Tagebuch erläutert, wie die ursprünglichen säkularen Intentionen der Gründer Israels durch einen religiösen Rassismus gefährdet wurden. Der Autor setzt der jetzigen Politik Israels ein anderes Modell einer zukunftsorientierten Friedenspolitik entgegen.
    Michal Zamir
    Michal Zamir wurde 1964 in Tel Aviv geboren und ist die Tochter von Zvi Zamir, der zur Zeit des Münchner Attentats von 1972 den Mossad führte. Sie hat als Achtzehn- bis Zwanzigjährige ihren Armeedienst abgeleistet. Das Mädchenschiff sei nicht autobiographisch, sagt sie, aber trotzdem habe sie zwanzig Jahre gebraucht, ehe sie dieses Buch schreiben konnte. Michal Zamir lebt mit ihrer Tochter in Tel Aviv. Ruth Achlama, Jahrgang 1945, studierte in Heidelberg Jura, in Cincinnati Judaistik und in Jerusalem Bibliothekswissenschaften. Sie lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit fast dreißig Jahren, darunter Werke von Amoz Oz, Abraham B. Jehoschua und Meir Shalev. Mehr bei Wikipedia
    "Die ungehörige Soldatin", ZEIT Online, 13.4.2008. Michal Zamir ist die Tochter des Chefs des israelischen Geheimdienstes. In ihrem Roman "Das Mädchenschiff" schreibt sie über sexuellen Missbrauch in Israels Armee.
    Michal Zamir. Das Mädchenschiff. Roman. Dtsch. v. Ruth Achlama.2007 marebuchverlag
    Eine junge Israelin tritt ihren Wehrdienst auf einem Fortbildungsstützpunkt für höhere Offiziere an. Die Kaserne gleicht einem Schiff, das die Mädchen für zwei Jahre auf ein fremdes Meer entführt. Träume von Karriere, Liebe und Familie sind an der Gangway abzugeben denn in den Waffenkammern, Schreibstuben und Schlafsälen sind die jungen Rekrutinnen den Offizieren schutzlos ausgeliefert. Michal Zamirs unerhörter Roman "handelt nicht nur von sexueller Belästigung, sondern berichtet von einer umfassenderen weiblichen Erfahrung existenzieller Belästigung , und das mit Mut und Humor" (Schiri Lev Arie, Haaretz).
    Tzwi Zamir
    Er ist ein ehemaliger israelischer Generalmajor (Aluf) und war von 1968 bis 1974 Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad. und er ist der Vater der Schriftstellerin Michal Zamir. Zamir wurde in Steven Spielbergs Film "München" von Ami Weinberg gespielt. Mehr bei Wikipedia und Besprechung bei FAZ.net
    Michael Bar-Zohar
    Michael Bar-Zohar (* 30. Januar 1938 in Sofia, Bulgarien) ist ein israelischer Historiker, Politiker und Schriftsteller bulgarischer Herkunft. Mehr bei Wikipedia
    Mitreißender Agenten-Thriller. Besprechung im Deutschlandfunk Kultur
    Michael Bar-Zohar, Nissim Mischal. Mossad. Missionen des israelischen Geheimdienstes. Übersetzt von Katrin Harlaß. Bastei-Lübbe 2016
    Über keinen anderen Geheimdienst weltweit gibt es so viele Legenden wie über den Mossad. Seine aufsehenerregenden Missionen trugen das Ihre dazu bei: Der israelische Auslandsgeheimdienst entführte den NS-Verbrecher Adolf Eichmann, zerschlug die Terrorgruppe Schwarzer September, legte syrische Atomanlagen lahm ... Dabei gerieten seine Methoden immer wieder in die Kritik. Michael Bar-Zohar und Nissim Mischal haben aufwendig recherchiert, wie der Mossad wirklich arbeitet.
    Michael Bar-Zohar, Eitan Haber. Rache für München. Terroristen im Visier des Mossad. 2006 Droste
    München 1972: Bei den olympischen Spielen werden 11 israelische Athleten von Mitgliedern der palästinensischen Terrorgruppe Schwarzer September ermordet. Einer der Drahtzieher: Ali Hassan Salameh, genannt Roter Prinz und enger Vertrauter des Palästinenserführers Yassir Arafat. Zahlreiche weitere blutige Attentate gehen auf sein Konto, er wird zu einem der meist gesuchten Terroristen der Welt. Der israelische Geheimdienst Mossad unter Zvi Zamir setzt sich auf seine Spur, doch es wird Jahre dauern, bis ihm Salameh ins Netz geht. Spannend wie ein Krimi, informativ und fundiert: Die Suche nach den Roten Prinzen schildert den Werdegang Salamehs, - des Top-Terroristen, der seinem Vater auf dessen blutigem Weg folgte, des Lebemanns und Playboys, der schließlich eine ehemalige Miss Universum heiratet. Des Weiteren steht die Arbeit des Mossad im Focus, mit seiner Suche nach den Mitgliedern von Schwarzer September und deren Exekution, aber auch mit seinen Fehlern, bei denen Unschuldige zu Opfern werden. Nicht zuletzt erzählt dieses Buch die Geschichte des Konflikts zwischen Palästinensern und Israelis.
    Sieben Jahre nach Michal Zamir erzählt Shani Boianjiu von der Deformation israelischer Frauen durch die Armee, von ihrer Prägung und Veränderung, teils in verstörend privatem Ton.
    Shani Boianjiu
    Shani Boianjiu, geboren 1987 in Jerusalem, hat irakische und rumänische Wurzeln. Sie wuchs in Westgaliläa in einem Dorf an der Grenze zum Libanon auf. Während ihres zweijährigen Militärdienstes, der in Israel auch für Mädchen Pflicht ist, wurde sie als Waffenausbilderin eingesetzt. Danach studierte Boianjiu in Harvard. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten in der New York Times und im New Yorker und wurde von der National Book Foundation als die jüngste Autorin unter die »5 under 35« gewählt. »Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst« ist ihr erster Roman und erscheint in 19 Sprachen. Mehr bei Wikipedia und bei Kiepenheuer&Witsch
    Shani Boianjiu. Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst. Roman. Kiepenheuer und Witsch 2013

    Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch und Ulrich Blumenbach. Lea, Avishag und Yael leben in einem israelischen Dorf an der Grenze zum Libanon. Ihr Alltag ist geprägt von Unbeständigkeit, Langeweile und Krieg. Es gilt, die Zeit bis zum Militärdienst so gut es geht mit makabren Spielen und heimlichen Liebschaften totzuschlagen. Als die Mädchen eingezogen werden, ist es mit der Kindheit von heute auf morgen vorbei. Was sie an den verschiedenen Stützpunkten bewegt, sind Waffen, Tod und Sex. Und die Frage nach Gerechtigkeit und der Macht des Stärkeren. Sie exerzieren für den Moment des großen Bang, der vielleicht nie kommt. Alle drei kämpfen mit der Einsamkeit, mit Rivalitäten und mit den schrecklichen Bildern, die sie Tag für Tag mit ansehen müssen. Rezensionen auf perlentaucher.de
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    Amos Oz
    Amos Oz wurde am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren. 1954 trat er dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an, der auf Hebräisch Kraft, Stärke bedeutet. Seit dem 6-Tage Krieg ist er in der israelischen Friedensbewegung aktiv und befürwortet eine Zwei-Staaten-Bildung im israelisch-palästinensichen Konflikt. Er ist Mitbegründer und herausragender Vertreter der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung Schalom achschaw (Peace now). Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet (Friedenspreis der Deutschen Buchhandels 1992, Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main 2005, Siegfried Lenz Preis 2014). Eine Geschichte von Liebe und Finsternis wurde in alle Weltsprachen übersetzt und 2016 als Film adaptiert.
    Mehr bei Wikipedia und bei Suhrkamp
    Amos Oz. Liebe Fanatiker - Drei Plädoyers. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Suhrkamp 2018
    Von Fanatikern geht gegenwärtig die größte Gefahr aus auf dem gesamten Globus – als Terroristen führen sie Krieg gegen bestimmte Gruppen wegen deren Glaubens oder Hautfarbe, als Selbstmordattentäter ermorden sie wahllos Einzelne um ihren Glauben zu bezeugen und/oder wegen medialer Aufmerksamkeit.
    Amos Oz, aufgewachsen in Jerusalem, zum Schriftsteller geworden in einem Kibbuz, in der »Peace-Now« aktiv, ist aufgrund seiner persönlichen Erfahrung zu einem »Fachmann für vergleichenden Fanatismus« geworden: in seinen Büchern lotet er dessen Abgründe aus, als Kommentator bekämpft er sie politisch, als Betroffener stellt er sich und anderen die Frage, wie man zum Fanatiker werden kann.
    Die drei Essays dieses Bandes stammen also weder von einem Forscher noch von einem Experten, sie beruhen auf der existenziellen Betroffenheit des Autors, seiner Erfahrungen im täglichen Umgang wie in der Analyse des Geschehenen und Geschehenden. Sie erheben weder den Anspruch, alle Details des Streits zu beleuchten, noch alle Facetten abzubilden, am allerwenigsten darauf, das letzte, das abschließende Wort, kurz: recht zu behalten: Das Ziel dieser Plädoyers besteht darin, mit ihnen bei jenen auf Aufmerksamkeit zu stoßen, die anderer Meinung als ich, also Fanatiker, sind.

    Amos Oz, Avraham Shapira: "Man schießt und weint. Gespräche mit israelischen Soldaten nach dem Sechstagekrieg". Westend Verlag, Frankfurt/M. 2017

    Selbstreflexion In Israel ein Megabestseller: Amos Oz’und Avraham Shapiras Aufzeichnungen von Gesprächen nach dem Sechstagekrieg. Im TAZ-Archiv
    Amos Oz: "Judas", Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, Suhrkamp Verlag 2015
    Buchrezension im Deutschlandfunk: Amos Oz' "Judas"Ambivalent wie der wahre Mensch

    "Ich schreibe über Familien": Ein Gespräch mit Amos Oz
    Amos Oz. Eine Geschichte von Liebe und Finsternis. Roman. Ausgezeichnet mit dem WELT-Literaturpreis 2004. Aus d. Hebr. v. Ruth Achlama. 2006 Suhrkamp
    "Dieses Buch handelt auch von der enttäuschten Liebe meiner Eltern und Großeltern zu Europa. Es spürt dem jüdischen Erbe in der europäischen Kultur nach und dem europäischen Erbe in unserer eigenen Kultur. Vor allem aber ist es ein Buch über eine einzelne kleine Familie. Es gibt ein altes Rätsel auf: Wie können zwei gute Menschen eine schreckliche Katastrophe herbeiführen? Wie kann es kommen, dass die Heirat zweier liebenswürdiger Menschen, die einander wollen und einander Gutes wünschen, in einer Tragödie endet?" Amos Oz
    Eine große Familien-Saga, ein Epos vom Leben und Überleben, ein Archiv persönlicher und politischer Ambitionen, ein Buch der Enttäuschungen und der Hoffnung.
    Amos Oz. Verse auf Leben und Tod. Roman. Dtsch. v. Mirjam Pressler. 2008 Suhrkamp
    Tel Aviv: Ein bekannter Schriftsteller ist zu einer Lesung eingeladen. Was werden seine Leser, was wird sein Publikum ihn fragen? Das Übliche? Warum schreiben Sie? Sind Ihre Bücher autobiographisch? Was wollten Sie uns mit Ihrem letzten Roman sagen? Was wird er antworten? Das Übliche? Oder wird er sich den Erwartungen widersetzen? Amos Oz erzählt in seinem neuen Roman von einem bekannten Schriftsteller in Tel Aviv, von der Liebesnacht danach, von den Menschen, die ihm begegnen, bis die Geschichten, die sie alle haben oder haben könnten, sich entfalten und miteinander verknüpfen, bis das, was sich ereignet, und das, was sich hätte ereignen können, ununterscheidbar werden. Verse auf Leben und Tod ist die unkonventionelle Antwort des großen Erzählers Amos Oz auf die Frage nach dem subversiven Wechselspiel von Leben und Literatur.
    Der palästinensische Philosoph, Schriftsteller und Politiker Sari Nusseibeh, aufgenommen am 18.03.2012 auf der Buchmesse in Leipzig.
    Sari Nusseibeh
    Sari Nusseibeh, geboren 1949, ist seit 1995 Präsident der Al-Quds-Universität, der einzigen arabischen Universität in Jerusalem, an der er auch Philosophie lehrt. Von 2001 bis 2002 war er Statthalter der PLO in Jerusalem und ist seit Jahren auf vielfältige Weise in den Friedensprozess involviert. Er lebt mit seiner Familie in Jerusalem. 2003 wurde er mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte ausgezeichnet.
    Mehr bei Wikipedia
    "Trump hat schlau gehandelt" Die Jerusalem-Entscheidung des amerikanischen Präsidenten setzt alle Konfliktparteien im Nahen Osten unter Druck, meint der Palästinenser Sari Nusseibeh. Mehr bei ZEITonline
    Sari Nusseibeh. Es war einmal ein Land. Ein Leben in Palästina. Mit Anthony David. 2008 Kunstmann
    "Es war einmal ein Land" wie der Anfang eines Märchens klingt der Titel von Sari Nusseibehs Autobiografie, der Chronik eines Lebens in Palästina, einem "zerrissenen, geschändeten Land", die sich wie ein unvollendeter Roman aus dem 19. Jahrhundert liest. Der von Schurken und Opfern handelt, von Patrioten und Betrogenen, Krieg und Frieden, Verrat und Korruption und von einer Liebesgeschichte. Wird es wie im Märchen gut ausgehen? Man weiß es nicht. Aber man versteht nach dieser bewegten und bewegenden Lebensgeschichte Sari Nusseibehs, der heute Rektor der al-Quds-Universität in Jerusalem ist, etwas ganz Einfaches: nämlich dass die Kenntnis des Lebens der "anderen" eine Voraussetzung für die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist. Sari Nusseibeh, Jahrgang 1949, wuchs im arabischen Teil von Jerusalem auf, in einer alteingesessenen, wohlhabenden Familie, die von dem Kalifen Omar im Jahre 638 zu den Wächtern der Grabeskirche gemacht wurde. Ein Amt, das sich bis heute in der Familie befindet. Seine Eltern erzogen ihn im Geist der Ökumene, und er war sich stets bewusst, dass auch die jüdischen Propheten durch die engen Gassen Jerusalems gewandelt waren. Als er in England studierte, eroberte die israelische Armee den Ostteil Jerusalems. Und anders als die Kinder der gebildeten und privilegierten Palästinenser, die in Scharen das Land verließen, entschloss er sich, zurückzukehren und die Zukunft seiner Heimat mitzugestalten.
    Der bekannte palästinensische Philosophieprofessor und Träger des Lew-Kopelew-Preises, Sari Nusseibeh, plädiert im Interview mit Mohanad Hamed und Adham Manasreh für eine pragmatische Lösung des Nahostkonflikts, insbesondere in der Flüchtlingsfrage - und erklärt, warum die Militarisierung der zweiten Intifada den Interessen der Palästinensern schadet.
    Der Philosophieprofessor Sari Nusseibeh erzählt anhand seines eigenen Lebens die Geschichte des palästinensischen Volkes. Dezent und humorvoll erläutert er in "Es war einmal ein Land" Hintergründe für die Entstehung von Gewalt und Sprachlosigkeit im palästinensisch-israelischen Verhältnis.
    Mehr bei Deutschlandfunk Kultur
    Yoram Kaniuk
    Yoram Kaniuk. 60 Jahre Israel. "Ich habe mich immer um Dialog bemüht", Interview auf ZEIT Online 2008.
    Der Schriftsteller Yoram Kaniuk über den Einfluss Deutschlands auf die israelische Gesellschaft und seine Hassliebe zum Land der Täter.
    Yoram Kaniuk, 1930 in Tel Aviv geboren, gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller Israels und erhielt für seine Prosa bereits etliche Auszeichnungen, u. a. den Brenner Prize, den höchsten Literaturpreis Israels. Bei List sind von ihm die Romane "Das Glück im Exil" (1996) und "Verlangen" (2001) sowie im Sachbuch die Gespräche mit Emile Habibi über "Das zweifach verheißene Land" (1997) und "Und das Meer teilte sich. Der Kommandant der Exodus" (1999) erschienen. Yoram Kaniuk starb 2013 in Tel Aviv.
    Nachruf in der FAZ.
    Mehr bei Wikipedia
    Abschied von Yoram Kaniuk - in der Jüdischen Allgemeinen
    Yoram Kaniuk. 1948. Roman. Übersetzung: Achlama, Ruth .2013 Aufbau-Verlag
    Wir waren wie Kinder, geradezu unverschämt jung. Einfaltspinsel waren wir, Partisanen. Dies ist die Geschichte eines jungen Mannes, der voller Heldenmut die Schule verlässt und kurz darauf dem Tod in die Arme läuft. Der im Mut die Sinnlosigkeit erkennen muss, die historische Schuld bei allem Recht, die Naivität im Heroismus.
    Fünf Jahrzehnte konnte der große israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk nicht über seine Erlebnisse im Unabhängigkeitskrieg von 1948 schreiben. Jetzt erzählt er in unwiderstehlich schönen Bildern und schockierenden Momentaufnahmen von dem Kampf, der zur Entstehung des Staates Israel führte.
    Yoram Kaniuk. Die Vermisste. Roman. Aus d. Hebr. v. Beate E. von Schwarze. 2007 Claassen Verlag
    Eine junge Frau inszeniert ihren eigenen Tod und führt ganz Israel an der Nase herum. Von irgendwoher aus der Wüste hören wir ihre Stimme. Sie erzählt von ihrer Suche nach Liebe und Identität in einem Land, in dem Leben und Tod sich besser kennen als die Menschen untereinander.

    Yoram Kaniuk. Adam Hundesohn. Roman. Aus d. Hebr. v. Ruth Achlama. 2006 List TB.

    Eine ultramoderne Heilanstalt wird von einer reichen Amerikanerin mitten in die israelische Wüste gebaut. König der Irren ist der ehemalige Zirkusclown Adam Hundesohn. Fast alle Insassen sind Überlebende des Holocaust, die sich und uns ihre aberwitzigen Geschichten erzählen. Kaniuk ist mit diesem Roman etwas gelungen, was nur ganz großen Clowns gelingt: er bringt die Menschen dazu, dass sie noch unter Tränen lachen.
    In Tel Aviv verschwindet eine junge Frau, ihre Spuren führen in die Wüste. Sie hat das Szenario selbst arrangiert und lässt die Polizei glauben, sie sei ermordet worden. Damit erreicht sie genau das, was sie will: Sie wird zur Medienheldin und versetzt ganz Israel in Aufruhr. Praktisch jeder beschäftigt sich mit der Vermissten, Astrologen werden nach dem Aufenthaltsort der Leiche befragt. Und einen Mörder will man haben, möglichst einen Beduinen, denn die sind ja "Araber". Während in Tel Aviv eine groteske und aberwitzige Spekulation die andere jagt, erzählt die junge Frau in der Wüste von ihrer Suche nach Liebe und Identität, von den Gründen für die Verzweiflungstat und der spektakulären Inszenierung ihrer eigenen Beerdigung als "Terroropfer".
    Yoram Kaniuk. Das Glück im Exil. Roman.1996 List
    Die Eltern des Autors lernen sich in Palästina kennen: Sarah, seine Mutter, ist mit ihrer Familie aus Odessa eingewandert, der Vater Mosche ist in Tarnopol geboren und hat sich vor der Auswanderung ins 'Gelobte Land' in Berlin als Kaffeehausgeiger durchgeschlagen. Weder Sarah noch Mosche können im späteren Staat Israel heimisch werden, doch während das Gefühl der Unbehaustheit, des Emigrantentums bei Sarah emotionale Kälte bewirkt, entwickelt Mosche eine geradezu schwärmerische Nostalgie für die deutsche Sprache und Kultur.
    Porträt von David Grossman
    David Grossman
    David Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren und gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. 2008 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis, 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2017 den internationalen Man-Booker-Preis für seinen Roman Kommt ein Pferd in die Bar. Bei Hanser erschienen zuletzt Diesen Krieg kann keiner gewinnen (2003), Das Gedächtnis der Haut (2004), Die Kraft zur Korrektur (2008), Eine Frau flieht vor einer Nachricht (Roman, 2009), Die Umarmung (2012), Aus der Zeit fallen (2013), Kommt ein Pferd in die Bar (Roman, 2016), Die Sonnenprinzessin (2016) und Eine Taube erschießen (Reden und Essays, 2018).
    Mehr im Hanser Verlag und bei Wikipedia
    David Grossman. Eine Frau flieht vor einer Nachricht. Roman. Ausgezeichnet mit dem Prix Médicis, Kategorie Ausländische Literatur 2011. Übersetzung: Anne Birkenhauer. 2011 FISCHER Taschenbuch
    Eine Mutter fürchtet sich vor der Nachricht, dass einer ihrer beiden Söhne im Krieg gefallen ist. Sie erzählt dagegen an, erzählt von ihrer Liebe zu zwei Männern, sie kocht süße Auberginen und persischen Reis mit Rosinen und Pinienkernen, alles gegen die Angst. Schreiben und Leben von David Grossman kreuzen sich auf schmerzlichste Weise, als Grossmans Sohn Uri in den letzten Tagen des Libanon-Krieges ums Leben.

    Und als Hörbuch:

    David Grossman. Eine Frau flieht vor einer Nachricht. 3 Audio-CDs. 2012 Hörbuch Hamburg
    Der Autor und Friedensaktivist David Grossman spiegelt die großen Fragen in den kleinen Erlebnissen des Alltags. Er zeigt, wie in Israel das Schicksal der Menschen unauflöslich mit Politik verbunden ist, wie das Politische die Familie erodiert. Ein Hörspiel von Norbert Schaeffer mit Martina Gedeck, Kathrin Angerer, Michael Evers, Tobias Diakow, Christian Redl, Anton Pleva, Stefan Haschke, Ben Marten Lange und anderen.
    David Grossman. Die Kraft zur Korrektur. Über Politik und Literatur. Aus d. Hebr. v. Vera Loos u. Naomi Nir-Bleimling. 2008 Hanser
    Dieser Band versammelt Grossmans wichtigste Stellungnahmen zur Politik und Literatur aus den letzten Jahren, mit denen er jedes Mal großes Aufsehen erregte. In einer Rede zum Todestag von Rabin appelliert er an den israelischen Ministerpräsidenten, trotz der extremistischen Hamas auf das palästinensische Volk zuzugehen und endlich Frieden zu schließen. Er wendet sich gegen die Erstarrung, fordert die Kraft zur Korrektur - nicht nur von den Politikern, sondern auch von den Schriftstellern. Denn die Literatur ist das Gegenmittel zur Verflachung der Sprache und der Gedanken. Welche Kraft und welche Chance in der Literatur liegen können, hat er zuletzt in seiner bewegenden Eröffnungsrede zum Berliner Literaturfestival 2007 dargelegt.
    Idith Zertal
    Professor Idith Zertal ist eine der führenden israelischen Historiker. Ihre Bücher und Artikel zur jüdischen und israelischen Geschichte werden weltweit publiziert. Mehr bei Perlentaucher
    Chronologie des Unrechts, Rezension im Deutschlandradio Kultur
    Idith Zertal / Akiva Eldar. Die Herren des Landes. Israel und die Siedlerbewegung seit 1967. Aus dem Englischen von Markus Lemke. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007
    Die Autoren schildern die komplexe Beziehung zwischen dem Staat Israel und den jüdischen Siedlern. Sie eröffnen erstmals einen spannenden Blick ins Innere dieser Bewegung, aber auch in die israelische Gesellschaft selbst und zeigen, wie Regierung und Siedler sich über vierzig Jahre gegenseitig instrumentalisierten. Was mit ein paar Häusern in den Bergen Judäas begann, ist heute ein riesiges Netz von Siedlungen. Diese stellen nicht nur eine ständige Provokation für die palästinensische Bevölkerung dar, sie sind eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten.
    Assaf Gavron , aufgenommen am 09.10.2010 auf der 62. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt am Main.
    Assaf Gavron
    (* 21. Dezember 1968) ist ein israelischer Musiker und Autor.
    Er hat mehrere Romane und einen Band mit Erzählungen veröffentlicht und ist in Israel Bestsellerautor. Assaf Gavron hat u.a. Jonathan Safran Foer und J.D. Salinger ins Hebräische übersetzt, ist Sänger und Songwriter der israelischen Kultband "The Mouth and Foot" und hat das Computerspiel "Peacemaker" mitentwickelt, das den Nahost-Konflikt simuliert. Weiterlesen bei Wikipedia und bei Random
    Assaf Gavron. Auf fremdem Land. Roman. Übersetzung: Linner, Barbara. 2013 Luchterhand Literaturverlag
    Ist das denn zu viel verlangt? Etaniel Asis will doch nur einen Ort, wo er in Ruhe Kirschtomaten für seine Frau ziehen und eine Ziege halten kann. Doch kaum hat er seinen Wohnwagen neben einem kleinen freien Feld mitten im Westjordanland aufgestellt, kommen andere Siedler aus seinem Dorf dazu, es entstehen ein Kindergarten und eine Synagoge, und aus Amerika fließen Spendengelder obwohl das alles nicht genehmigt ist
    Irgendwo hinter Jerusalem, am Fuße eines Hügels, halb im Naturschutzgebiet, teils auf dem Grund des benachbarten arabischen Dorfes, teils in der militärischen Sicherheitszone, nahe der offiziellen Ansiedlung Ma aleh Chermesch wächst eine kleine Ansammlung von Wohnwägen zu einer illegalen Siedlung heran. Der Gründer Etaniel Asis, der nur Rukola und Tomaten für den Lieblingssalat seiner Frau anbauen und eine Ziege für die Kinder halten wollte, findet so großen Gefallen an dem urwüchsigen Stück Land, dass er seinen Brotberuf als Buchhalter aufgibt. Eine Straße wird gebaut, ein Generator wird gestellt, ein Wasserturm errichtet. Als die Behörden von der Siedlung erfahren, stellt sich heraus, dass keine Genehmigung für das Abstellen der Wohnwagen vorliegt, aber auch keine, sie zu entfernen Ständig ist Ma aleh Chermesch 3 seitdem von Räumung bedroht, und doch überdauert die Siedlung Jahr um Jahr, zieht Familien wie Singles an, Bauern und Lehrer, einen palästinensischen Hund sowie zwei Brüder, die aus Amerika zurückgekehrt sind und sich als alte Landpioniere verstehen, weil beide im Kibbuz großgeworden sind. Als ein amerikanischer Journalist über die Siedlung berichtet, kommt es zu einer internationalen Krise, der Verteidigungsminister Israels muss sich den USA gegenüber rechtfertigen und was machen bitte die Japaner im palästinensischen Nachbardorf? Der erfolgreiche israelische Schriftsteller Assaf Gavron erzählt in seinem neuen Roman von der absurden Realität des Lebens in den besetzten Gebieten im Westjordanland und wie es dazu kommen konnte, und er erzählt davon mit einer satirischen Schärfe und einer leidenschaftlichen Ernsthaftigkeit, die ihresgleichen suchen.