Donnerstag, 28. März 2024

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Verflixt und angenäht

Zehn, zwanzig mal täglich knöpfen wir. Jacke wie Hose. Auf und zu. Doch der Knopf fällt uns eher auf, wenn er fehlt. Etymologisch stammt sein Namen von Knorren, Knospe, Knauf, Knoten. Bereits der Wortursprung deutet darauf hin: Unsere Vorfahren knöpften nicht, hielten ihre Kleider vielmehr mit Ösen und Bändern zusammen. Um zu knöpfen bedurfte es der bahnbrechenden Erfindung des Knopfloches, geschehen im 13. Jahrhundert. Bis ins 19. Jahrhundert war der Knopf ein männliches Privileg. Frauen knöpften nicht. Bis heute ist der Knopf mal Erkennungszeichen, mal ein ausgewiesenes Schmuckstück, mal ein Nichts.

Autorin: Barbara Leitner | 08.10.2005
    So klein und bucklig dieser Gegenstand auch ist – in ihm spiegelt sich Politik und Geschichte, Kunst und Mode. Wir knöpfen uns 4000 Jahre Kulturgeschichte des Knopfes vor – stöbern in Knopfkisten, lassen Knopfsammler zu Wort kommen, schauen Knopfmachern über die Schulter, lauschen Wortspielen nach, gedenken großer Knopfkünstler wie der Pariser Modeschöpferin Elsa Schiaparelli und fragen nach den neusten Trends in der Knopfmode.

    Für das Stadtmuseum in Schmölln entwickelte das Museum Burg Posterstein 1997 ein Konzept und realisierte eine Ausstellung zur Schmöllner Knopfindustrie. Auf rund 100 qm Ausstellungsfläche entstand eine amüsante Wanderung durch die Welt des Schmöllner Knopfes, in welcher der Knopf in seiner ureigensten Bedeutung - dem Auf- und Zuknöpfen - immer präsent ist. Die Exposition ist, aus der Sicht des Museologen, strikt nach Materialarten der Knöpfe konzipiert, ohne dabei auf die nötigen historischen oder technischen Hintergründe zu verzichten. Der Bogen spannt sich von der Steinnuß und deren Verarbeitung, über die Hornknopfherstellung, die Fertigung von Perlmutter-, Holz-, Metall- oder Lederknöpfen bis zur Produktion von Kunststoffknöpfen in heutiger Zeit. Es wurde der Versuch unternommen, geschichtliche Entwicklungen zu verdeutlichen und dem interessierten Besucher mittels Video nahezubringen. Mehr unter: Museum Burg Posterstein
    Museum Burg Posterstein
    D- 04626 Posterstein
    Burgberg 1
    Telefon: +49 (034496) 22595
    In Bärnau bestimmen die Knöpfe den Alltag vieler Bewohner.
    Mehrere Millionen Knöpfe verlassen Bärnau täglich in alle Welt. Das Knopfmuseum ist spannendes Lernen für Groß und Klein - vom Rohstoff bis zum fertigen Knopf.
    Die Kleidung für das Bärnauer Knopfpaar besteht aus sage und schreibe 18500 Knöpfen und Verschlüssen.
    Museum Burg Posterstein

    ... Die Herstellung des Perlmutterknopfes erfolgte vor über 100 Jahren noch handwerklich.
    Als Rohstoff dienten Perlmutterschalen aus den wärmeren Meeren in Äquatornähe, in der Hauptsache Perser-Schalen aus dem Persischen Golf. Die Bearbeitung erforderte in jener Zeit einen beträchtlichen Aufwand an Körperkraft und Geschicklichkeit. Es gab noch nicht den Diesel- oder Elektromotor; sämtliche Arbeitsvorgänge vom Ausbohren des "Rondells", der Knopfplatte, bis zum Polieren des gestochenen oder gedrehten und gelochten Knopfes geschahen auf der Fußtretbank. Der Knopfdreher musste einen langen Arbeitstag an der Tretbank stehen und mit geschickten Fingern und sicherem Auge Knöpfe ausbohren, stechen oder drehen, lochen und polieren, die stumpf gewordene Dreikantfeile verwendete er als Stech- oder Drehstahl. Mit Hilfe des "Walzls", eines handlichen Vierkantholzes, in dessen einem Ende der Knopf eingespannt werden konnte, suchte er die zwei oder vier Löcher möglichst regelmäßig anzubringen. Knöpfe der besseren Qualität wurden einzeln poliert. Jeder Knopf musste in ein rotierendes Futter eingespannt, mit einem Poliermittel betupft und blankpoliert werden, oder aber die gefüllte Trommel musste viele Stunden lang mit einer Handkurbel gedreht werden. Später wurde die Wasserkraft zu Hilfe genommen. Ein riesiges Wasserrad lieferte nun die Kraft für den Antrieb der Bohrsättel und Drehbänke, während das Lochen meist in Handarbeit, lange noch mit Fußbetrieb, ausgeführt wurde. Das Sortieren und das Auf-Karten-Nähen der fertigen Knöpfe besorgten Frauen und Kinder in Heimarbeit. ... Weiterlesen auf der Homepage des Bärnauer Knopfmuseums: Das Knopfmuseum ist spannendes Lernen für Groß und Klein - vom Rohstoff bis zum fertigen Knopf.
    Die Kleidung für das Bärnauer Knopfpaar besteht aus sage und schreibe 18500 Knöpfen und Verschlüssen.
    Museum Burg Posterstein
    Internationales Knopfmuseum in Warthausen bei Biberach/Riss
    Das Knopfmuseum
    Ganz, ganz viele Knöpfe: COTTON & COLOR - Der Patchwork- und Quiltladen


    Aus der Zauberwelt der Knöpfe

    Das Stumpertenröder Knopfabenteuer – oder: Was fängt man mit 10.000 Knöpfen an.
    Durch einen Zufall stapeln sich in einem Vogelsberger Pferdestall - auf Stroh gebettet - die gesammelten Knopfmusterkarten (mindestens 600, z.T. mit Preislisten) der Knopfgroßhandlung "Favorite", die von 1880 bis 1950 existierte und in Frankfurt am Main ansässig war. Nach grober Schätzung müsste es sich insgesamt um mehr als 10.000 verschiedene Knöpfe handeln. Weiterlesen: 10.000 Knöpfe kommen zum Mühlenfest

    Als Knöpfe verboten waren

    Knöpfe waren ursprünglich (etwa bis zum 13. Jahrhundert) reine Schmuckstücke, z.B. Korallen, und sie wurden von Goldschmieden angefertigt. Gesetze zur Eindämmung des Luxus halfen nichts, und als Knöpfe zum Allgemeingut wurden, verloren sie ihren Luxuscharakter ohnedies. Sie erlaubten das Abnehmen der Ärmel - für festliche Angelegenheiten wurden besondere Ärmel angeknöpft - und eng anliegende Kleider. Wurden Damen von Rittern umschwärmt, dann warfen sie ihnen auch einen Ärmel zu, den diese wie eine Fahne an die Rüstung hefteten. ...
    Weiterlesen: P.M. - Als Knöpfe verboten waren
    Chiara Frugoni
    "Das Mittelalter auf der Nase"
    Brillen, Bücher, Bankgeschäfte und andere Erfindungen des Mittelalters.
    2003 -BECK-
    Die höchst erstaunlichen Erfindungen des Mittelalters
    Wer weiß schon, wann die Brille erfunden wurde? Oder die Nudel? Wer denkt beim Überstreifen von Strümpfen an das Mittelalter? Chiara Frugoni stellt hier eine verblüffende Sammlung der wichtigsten Erfindungen des Mittelalters vor und lädt ein, zu einem farbigen Streifzug durch die Gegenstände des Alltags und ihre Geschichte. Was verdanken wir dem Mittelalter? Zum Beispiel die Brille, das Papier, die Universität, die Tonleiter und das Leihhaus. Das Mittelalter hat uns mit Knöpfen, Hosen und auch mit Unterhosen versehen, mit Spielkarten, Tarock und Schach; es hat mit der Erfindung des Karnevals für unsere Unterhaltung gesorgt, mit Betäubungsmitteln den Schmerz gelindert. Im Haus hat das Mittelalter das Fensterglas, den Kamin und die Katze gebracht; es hat die Nudel erfunden und die Gabel gleich mit dazu. Das Mehl für den Teig wurde von Wasser- und Windmühlen gemahlen, die im Mittelalter den großen Aufschwung erlebten, denn man lernte, die Wasserkraft zu nutzen. Das Mittelalter erfand die Schubkarre und die Wagenachse, den Kompass und die Räderuhr, die wiederum den Zeitbegriff veränderte und das Stundenzählen erst ermöglichte. Aber auch das Jenseits wurde revolutioniert durch die Entdeckung des Fegefeuers, von dessen Existenz man bis dahin nicht wusste und das den armen Seelen ein Zwischenreich bot, das vor der ewigen Verdammnis bewahren konnte. Schließlich kümmerte sich das Mittelalter auch um die Kinder und erschuf für sie den Weihnachtsmann.

    Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit - es bietet einen bunten Strauß überraschender Einsichten in die Welt des Mittelalters und zeigt in zahlreichen Abbildungen, wie das Mittelalter seine Erfindungen zu präsentieren wusste.
    Links zu Elsa Schiaparelli
    Schiaparelli Homepage
    "Shocking!" The Art and Fashion of Elsa Schiaparelli
    Der surrealistische Modezauber Elsa Schiaparelli
    Elsa Schiaparelli - NetLexikon
    Sei mutig und hab Spaß dabei.
    Acht Künstlerinnen und ihre Lebensgeschichte.
    Hrsg. v. Magdalena Köster u. Susanne Härtel Gulliver
    2002 Beltz
    Acht lebendige Porträts faszinierender und höchst unterschiedlicher Künstlerinnen dieses Jahrhunderts. Nicht jede ist so berühmt geworden wie Marlene Dietrich und Gisèle Freund. Doch sie alle sind außergewöhnliche Frauen, die an sich selbst glaubten - starke Vorbilder für Mädchen und Frauen von heute. Mach das Beste aus dir. Sei mutig und hab Spaß dabei«, so die Lebensmaxime der exaltierten Modeschöpferin Elsa Schiaparelli, die in den Jahren zwischen den Kriegen die Pariser Modewelt durcheinanderwirbelte. Mutig war auch die hochbegabte Malerin Suzanne Valadon, die mit allen Konventionen brach, zuerst Schlangenfrau und Artistin war, dann Muse und Modell, bis sie selbst als Künstlerin anerkannt wurde. Eleonora Duse stand schon mit fünf Jahren auf der Bühne. Phantasie war für die Diva Marlene Dietrich stets vonnöten, um ihr turbulentes Leben zu meistern. Mary Wigman wurde schon bald als Erfinderin des modernen Ausdruckstanzes in Deutschland anerkannt, während die Schriftstellerin Irmgard Keun drei Jahre vor ihrem Tod zum dritten Mal entdeckt wurde, diesmal als »verbrannte Dichterin«. Margarete Schütte-Lihotzky, die vor allem durch ihre »Frankfurter Küche« bekannt wurde, ist, was kaum einer weiß, die erste österreichische Architektin. Die Visionen und Ideen einer »sozialen Architektur« der heute 100jährigen sind so aktuell wie damals. Gisèle Freund, eine der berühmtesten Fotografinnen unserer Zeit, hat trotz Emigration und Kriegswirren ihr Ziel erreicht, denn ihre »Neugierde, die Welt kennenzulernen, war immens«. Gemeinsam ist diesen Künstlerinnen ihr Beharren auf der eigenen Sicht der Dinge, eine große innere Kraft, für ihre Rechte zu kämpfen, Disziplin und eine große Lust auf Welt.