Samstag, 20. April 2024

Archiv

Vergabe der WM 2006
Imageschaden für Beckenbauer

Die Affäre um die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 an Deutschland bedeutet für Franz Beckenbauer einen großen Imageschaden. Doch der muss nicht von Dauer sein - wenn Beckenbauers Version stimmt, er habe Dinge unterschrieben, ohne zu wissen, um was es dabei ging.

Von Dietrich Karl Mäurer | 02.09.2016
    Franz Beckenbauer am 17.07.2015 in China.
    Franz Beckenbauer (dpa / picture-alliance / Imagechina)
    Beckenbauer dürfte ohnehin nicht in Plauderlaune gewesen sein und das zu erwartende große Interesse der Journalisten an dieser Weinprobe hätte vermutlich den Rahmen der Veranstaltung gesprengt. Schließlich war das juristische Vorgehen gegen den ehemaligen WM-Cheforganisator auch in den Schweizer Medien die Topmeldung: "Sommermärchen mit Nachspiel. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Franz Beckenbauer"
    Es geht um eine Millionensumme, die vor der Fußball-WM 2006 von Konto zu Konto wanderte. Offiziell hieß es: damit sollte eine Gala finanziert werden: Doch das Fest fand nie statt. Wozu das Geld verwendet wurde, ist bis heute unklar. Wurden damit hohe Fifa-Mitglieder bestochen, um die WM nach Deutschland zu holen? Jetzt also ist bekannt, dass die Schweizer Ermittler der Sache auf den Grund gehen.
    Bundesanwaltschaft ermittelt schon seit vergangenem Jahr
    Doch was wie eine Sensationsmeldung klingt, ist eigentlich kalter Kaffee, sagt der ehemalige Mediendirektor des Fußballweltverbandfes FIFA, Guido Tognoni: "Es kommt wie ein Knall, weil es wie ein Knall wirkt, aber es ist kein Knall, weil die Schweizer Bundesanwaltschaft ist schon seit vergangenem Jahr bei den Ermittlungen." Nur hatte bislang die Öffentlichkeit davon nichts gewusst und folglich hatte niemand darüber berichtet. Nun stürzt sich die Presse auf jedes Detail. Etwa ein Foto des Schweizer Tages-Anzeigers. Es zeigt ein Haus in der Ostschweiz. Davor Autos der Justiz. Zu sehen ist die Hausdurchsuchung bei Sportberater Fedor Radmann. Er war zeitweise stellvertretender Chef des WM-Organisationskomitees. Auch gegen ihn wird ermittelt. Und - wieder fällt der Name Beckenbauer - Radmann gilt als Vertrauter des Kaisers.
    Obwohl der immer wieder beteuert hat, von der Millionenzahlung nichts gewusst zu haben, und obwohl die Schweizer Bundesanwaltschaft betont, dass auch für Beckenbauer die Unschuldsvermutung gelte, dürfte allein die Berichterstattung dieser Tage seinem Image mächtig zusetzen. Doch auf Dauer nicht unbedingt, meint der ehemalige Fifa-Mediendirektor Guido Tognoni: "Es gibt ja zwei Varianten über Franz Beckenbauer. Eine Variante ist, dass er ein hochintelligenter Macher ist und dass er ganz genau weiß, was er tut. Und die andere ist die Variante, die er selbst von sich gibt, und er sagt, ich habe einfach unterschrieben, was zu unterschreiben war, ohne zu wissen, um was es ging. Also ich weiß nicht, welche Variante man lieber glauben möchte. Ich persönlich neige dazu, dass Franz Beckenbauer doch einiges unterschrieben hat, von dem er nicht genau wusste, um was es ging."
    Beckenbauer unterstützt Ermittlungen
    Beckenbauer jedenfalls ließ über seine Anwälte wissen, dass er die Ermittlungen der Behörden unterstützt. Statt auf Kooperation auf Konfrontation setzt dagegen der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger. Er will juristisch gegen die Ermittlungen vorgehen. Zwanzigers Anwalt teilte mit: Die Verfahrenseinleitung sei rechtswidrig und verletze die Ehre seines Mandanten.