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Vergleichsportale
Neutral und unabhängig ist anders

Vergleichsportale im Internet werden häufig genutzt. Mit wenigen Mausklicks durchsuchen sie beispielsweise hunderte Strom-, Gas- oder Handytarife. Doch nicht immer informieren Vergleichsportale objektiv, berichten Verbraucherschützer.

Von Dieter Nürnberger | 29.07.2014
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    Vergleichsportalen sollte man nicht blind vertrauen - warnen Verbraucherschützer - Skepsis ist also angebracht. (picture alliance / ZB)
    Schon die Suche nach einem Preisvergleichsportal liefert Dutzende von Treffern im Internet. Und die angebotenen Tarife für Strom, Gas oder auch das Mobiltelefon gehen ohnehin eher in den vierstelligen Bereich. Der Markt ist kompliziert, unübersichtlich und schnelllebig. Verbraucher kommen deshalb an einem Preisvergleichsportal kaum vorbei, sagt Marion Weitemeier, Redakteurin bei der Stiftung Warentest.
    "Kunden, die tagesaktuelle Preis und Tarife wissen wollen, denen bleibt gar nichts anderes übrig, als zu Vergleichsportalen im Internet zu gehen. Es gibt tatsächlich Anbieter, die täglich die Preise verändern. Man muss aber genau hingucken."
    Genau hinsehen lohnt sich
    Die Aufforderung genau hinzuschauen, gehört heute zur Standardempfehlung von Verbraucherschützern, sobald sie über Vergleichsportale reden. Diese werben zwar gerne mit Begriffen wie „neutral" oder „unabhängig", doch ganz so einfach ist es in der Regel nicht, sagt Warentesterin Marion Weitemeier.
    "Die Vergleichsportale leben davon, dass sie Tarife vermitteln, dass über sie ein Vertragsabschluss stattfindet. Und der Anbieter zahlt eine Provision an das Vergleichsportal - dafür, dass er einen neuen Kunden gewonnen hat. Allerdings machen nicht alle Energiefirmen in Deutschland mit. Die Vergleichsportale bemühen sich aber dennoch, die Tariflandschaft so gut wie möglich abzubilden. Sie listen auch Tarife, an denen sie nichts verdienen. Allerdings haben sie auch Tricks, wie sie diese Tarife besonders gut verstecken."
    Keine Vorauszahlungen leisten
    Anfangs müssen Verbraucher selbst Informationen preisgeben. Bei Strom- und Gastarifen beispielsweise die eigene Postleitzahl und auch den jährlichen Verbrauch. Und dann - ganz besonders wichtig - müssen Such- oder Filtereinstellungen gesetzt oder korrigiert werden. Beispiel: Vorkassen-Tarife. Verbraucherschützer raten davon ab, denn einzelne Pleiten von Stromanbietern in der Vergangenheit hätten gezeigt, dass die Kunden dann um ihr vorausgezahltes Geld bangen müssten, jeweils abhängig von Verlauf des Insolvenzverfahrens. Michaela Zinke ist Referentin des Projektes "Surfer haben Rechte", angesiedelt beim Verbraucherzentrale Bundesverband, vzbv:
    "Wir würden grundsätzlich immer von Vorkasse abraten, sondern tatsächlich ganz normal monatlich bezahlen, und nicht ein Jahr im Voraus. Da spart man zwar auf den ersten Blick, doch ist das Risiko einfach zu groß."
    Tarif an erster Stelle ist nicht unbedingt der Günstigste
    Nach dem Eingeben der gewünschten Informationen präsentieren die Vergleichsportale dann ihre Bestenliste gefundener Tarife. Doch auch hier gilt: Genau hingucken. Denn das, was ganz oben steht, ist bei vielen Portalen eben nicht die erste Wahl. Marion Weitemeier von der Stiftung Warentest:
    „Denn es gibt die sogenannte Nullplatzierung oder auch die Werbung. Konkret: Der Tarif, der an Erster Stelle zu sehen ist, das ist nicht unbedingt der Günstigste. Das ist ein vom Tarifrechner empfohlener Tarif oder auch eine Werbung - man findet das auch ganz klein als Anzeige gekennzeichnet. Und erst der zweite Tarif - ab da findet eigentlich erst die tatsächliche Preisübersicht statt."
    Egal, ob Tarife für Strom und Gas, oder auch für das Handy. Verbraucher sollten nicht nur ein Portal nutzen, sondern mehrere. Weil eben fast nie der gesamte Markt bei einem Portal abgebildet wird.
    Und auch, wer seinen Wunschtarif schon entdeckt hat, sollte noch einen kritischen Blick auf den Anbieter werfen. Über eine Suchmaschine oder direkt den Namen bei einem Verbraucherforum eingeben, rät vzbv-Expertin Michaela Zinke:
    "Dann findet man häufig in Foren Einträge von anderen Verbrauchern, die damit schon Erfahrungen gesammelt haben. Und man sollte sich den Betreiber selber auch noch mal anschauen. Wo sitzt der eigentlich? Ist es beispielsweise ein deutscher Anbieter? Das ist schon hilfreich, um später auch seine Rechte durchsetzen zu können, wenn mal etwas sein sollte. Das ist bei einem deutschen Anbieter einfacher, als bei einem, der im Ausland sitzt."
    Vergleichsportale können somit sicherlich eine Orientierung bieten, so die Verbraucherschutzexpertinnen, nur blind vertrauen sollte man ihnen nicht.