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Verhalten optimistisch

Um die Ziele zum Klimaschutz zu erreichen, setzt die Bundesregierung unter anderem auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Den größten Anteil in diesem Bereich hat in Deutschland derzeit die Windenergie. Ob diese Branche weiterhin federführend bleibt angesichts der Wirtschaftskrise, das konnte man in Berlin erfahren.

Von Dieter Nürnberger | 23.07.2009
    Wie die meisten Industriebranchen hat auch die deutsche Windindustrie die Auswirkungen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise zu spüren bekommen. Aber: Die Folgen sind bei Weitem nicht so gravierend wie in andere Branchen. In Deutschland blieb im ersten Halbjahr 2009 die neu installierte Leistung auf dem gleichen Niveau wie 2008. Es wurden rund 400 Windkraftanlagen mit etwa 800 Megawatt Leistung neu installiert. Somit waren Mitte 2009 insgesamt knapp 21.000 Anlagen in Deutschland im Betrieb, die Gesamtleistung betrug über 24.000 Megawatt. Damit ist klar, die Zuwachsraten vergangener Jahre können derzeit nicht erreicht werden, aber im Großen und Ganzen ist Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, recht zufrieden.

    "Wir haben immerhin, mitten in der Wirtschaftskrise, im ersten Halbjahr 2009 ein stabiles Ergebnis. In anderen Branchen gab es ja teilweise Rückgänge um 30 bis 50 Prozent. Wir haben somit die gleiche Aufstellung wie im ersten Halbjahr 2008. Das ist ein Riesenerfolg. Er lässt erkennen, dass wir nach der Krise wieder ein deutliches Ansteigen der installierten Leistung erwarten dürfen. Das ist auch nötig, wenn wir Ziele des Klimaschutzes und die damit verbundenen Ziele der Bundesregierung erreichen wollen."

    Zurückzuführen sind diese vergleichweise guten Zahlen - laut Verband - auch auf verlässliche politische Rahmenbedingungen. Im Sommer 2008 wurde das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland reformiert, aber dank weiterhin festgeschriebener Vergütungssätze für das Einspeisen des Windstroms bestünden verlässliche Rahmenbedingungen, die auch für die Investitionssicherheit von Bedeutung seien. Auf dem Weltmarkt spielt Deutschland weiterhin eine dominierende Rolle, aber die Konkurrenz schlafe nicht, hieß es am Vormittag in Berlin. Thorsten Herdan ist Geschäftsführer von VDMA Power Systems beim Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau.

    "Wir haben auch 2008 rund 30 Prozent Marktanteil der deutschen Industrie in diesem Bereich gehabt. Eine Exportquote von rund 80 Prozent. Wir werden aber 2009 eine Verschiebung des US-Marktes auf den chinesischen Markt sehen. Die deutschen Hersteller werden, aufgrund des Protektionismus der Chinesen, davon aber leider nicht so profitieren können. Konkret: Da wird es 2009 etwas runter gehen."

    In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren stets Trends bei der Windkraftnutzung besonders betont. Zum einen das Repowering, also der Ersatz alter Windräder durch neue, leistungsstärkere und auch effizientere. Und zum anderen natürlich die Offshore-Windtechnik, die Nutzung auf dem offenen Meer. Thorsten Herdan:

    "Wir haben vergangenes Jahr rund 1700 Megawatt neu aufgestellt, dieses Jahr werden es mit Sicherheit 2000 MW sein, das heißt, wir werden wachsen. Aber das Repowering wird noch Zeit brauchen. Wir sind einfach noch nicht in der Ersatzinvestitionskurve drin: Es gibt wenige Anlagen, die 15 Jahre alt sind und damit ersetzt werden müssten. Was aber anzieht, ist die Offshore-Technik - wir werden 2009 die ersten 100 Megawatt in Deutschland aufstellen."

    Der erste deutsche Offshore-Windpark "Alpha Ventus" werde in diesem Jahr angeschlossen werden. Generell müsse aber die Politik beim Ausbau der Netze künftig aktiver werden. Wann denn die Windkraft generell ohne Förderung auskommen würde, auch diese Frage wurde heute gestellt. Eine eindeutige Antwort darauf konnte Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbandes, nicht geben. Man müsse die Zusammenhänge auch zur Klimadebatte, generell zur Energiedebatte der Zukunft sehen.

    "Wenn wir uns heute den Förderahmen anschauen, dann stellen wir fest, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz - das hat ja auch die EU in einem Gutachten festgestellt - eines der effizientesten und kostengünstigsten Elemente ist, um die erneuerbaren Energien auszubauen. Deswegen können wir mit aufrechten Rücken das Fördersystem weiterhin praktizieren. Die Kosten werden sich ohnehin in Zukunft weiter reduzieren, weil wir nicht teurer werden. Dafür aber wird die Energiegewinnung generell immer teurer werden."

    Die Windkraft in und aus Deutschland wächst somit also weiter, ein stabiles Ergebnis, trotz Krise. Das ist sicherlich die Hauptbotschaft, die der Dachverband, heute vermitteln wollte.