Planungen zur documenta 15

Das Ziel der Reise ist noch offen

07:49 Minuten
Die beiden Vertreter des indonesischen Künstlerkollektivs Ruangrupa, das die documenta 15 kuratieren wird, Farid Rakun (links) und Ade Darmawan, lächeln in Richtung der Kamera.
Farid Rakun (l.) und Ade Darmawan vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa haben das Konzept für die documenta 15 vorgestellt. © Uwe Zucchi / Picture alliance / dpa
Philip Horst im Gespräch mit Marietta Schwarz · 18.06.2020
Audio herunterladen
Die Künstlergruppe Ruangrupa hat Kooperationspartner für die Vorbereitung der documenta 15 in Kassel vorgestellt - ein weltweites Netzwerk von Kunstschaffenden soll unter dem Konzept "Lumbung" arbeiten. Der Künstler Philip Horst erläutert den Ansatz.
Das indonesische Kollektiv Ruangrupa stellt die künstlerische Leitung der documenta 15. Ganz im Sinne ihrer Vorstellung von kollektivem Arbeiten hat die Gruppe ein weltweites Netzwerk von Initiativen zur Mitgestaltung gebildet und diese Kooperationspartner nun vorgestellt.

Konzept des solidarischen Wirtschaftens

Dem konzeptionellen Leitbild liegt ein agrar-ökonomisches Modell namens "Lumbung" zugrunde - das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird, das aber auch für die Werte der Solidarität und Kollektivität steht.
Das Berliner Zentrum für Kunst und Urbanistik ist einer der Kooperationspartner. Philip Horst, einer der Gründer, betont, dass der Begriff aus einem dörflichen Kontext stamme, und neben dem architektonischen Gebilde des Reisspeichers auch einen Raum für gemeinschaftliche Feste und Begegnungen umfasse. Mit dem Konzept versuche man, diesen Begriff sowohl auf die Kultur zu übertragen, als auch von einem dörflichen Zusammenhang in eine globale Struktur.
Eigentlich sei geplant gewesen, dass sich alle neun Kooperationspartner aus aller Welt Ende des Monats in Kassel treffen. Das sei wegen der Coronakrise nicht möglich gewesen. Deswegen habe man Zoom-Konferenzen genutzt, um sich überhaupt erst mal kennenzulernen, sagt Horst.

Prozesshaftes und ergebnisoffenes Arbeiten

Die zentrale Frage sei eine wirtschaftliche: "Wann ist was genug?" Und was könne man von dem "genug" abgeben? Da sei man unterschiedlich aufgestellt und man könne das in dieser Krise besonders gut sehen, denn in Deutschland stehe man im Vergleich zu vielen anderen Ländern ganz gut da.
Die Parallele zwischen Ruangrupa und dem Zentrum für Kunst und Urbanistik liege in der Betonung des Prozesshaften beim Arbeiten. Wie sich das konkret in der documenta 15 niederschlagen werde, könne er noch nicht sagen, so Horst.
"Das kann ich jetzt noch nicht beantworten. Das ist eine Reise, auf die wir uns gegeben." Die einzelnen internationalen Arbeitsgruppen sollen in einen intensiven Austausch treten. "Der Kerngedanke ist, dieses 'Lumbung für die Kultur' überhaupt erst entstehen zu lassen. Denn das gibt es ja nicht."
(rja)
Mehr zum Thema