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Verjüngungskur für den Vorstand

Ende Mai wird Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann abtreten. Anshu Jain und Jürgen Fitschen heißen seine Nachfolger: Investmentbanking und klassisches Privatkundengeschäft sollten sich so die Waage halten. Doch schon vor dem Rückzug Ackermanns scheint im Vorstand kräftig umgebaut zu werden.

Von Brigitte Scholtes | 08.03.2012
    Die neue Führungsmannschaft der Deutschen Bank wird jünger, und sie wird internationaler. Zwei Manager müssen gehen, drei rücken neu in den Vorstand auf. Der zählt nach Ablauf der Hauptversammlung Ende Mai dann acht statt bisher sieben Mitglieder.

    Gehen müssen Risikochef Hugo Bänziger und der für IT und Personal zuständige Vorstand Hermann-Josef Lamberti. Bänziger war im vergangenen Jahr auch als potenzieller Nachfolger Josef Ackermanns an der Spitze der Deutschen Bank gehandelt worden. Ein Grund, warum die designierten Chefs der Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, wohl nicht mehr so gern mit ihm zusammenarbeiten wollen, meint Konrad Becker, Analyst des Bankhauses MerckFinck:

    "Es hat im Vorfeld der Entscheidung doch auch ein Wettbewerb gegeben und der Chef bestimmt, mit wem er zusammenarbeitet. Potenziell unterlegene Kandidaten sind weniger vertrauensvoll. Da wird dann klar Schiff gemacht."

    Anshu Jain gilt als entschlossener, zupackender Manager. Doch er versicherte noch bei der Bilanzvorlage Anfang Februar, dass er grundsätzlich kein Fan von schnellem Personalauf- oder -abbau sei, das sei derzeit auch nicht nötig.

    Nötig aber befand der Inder es offenbar im Vorstand- auch wenn die Änderungen erst nach Ablauf der Hauptversammlung wirksam werden. Bänzigers Aufgaben teilen sich nun Finanzvorstand Stefan Krause und der Risikoexperte William Broeksmit in London. Er rückt in den Vorstand auf genauso wie einer von Lambertis Nachfolgern, der Österreicher Stephan Leithner. Der hat bisher das Investmentbanking in Deutschland geführt und soll sich nun um Personal und rechtliche Fragen kümmern, während Henry Ritchotte Lambertis übrige Aufgaben übernimmt. Hinzu kommen zwei Nachfolger für Jain an der Spitze des Investmentbanking, die aber nur dem erweiterten Führungskreis angehören. Es sind jetzt deutlich mehr Investmentbanker an der Spitze der Bank vertreten, aber andererseits scheint das designierte Führungsduo entschlossen, die Bank nicht mehr nur als Kombination von Investment- und dem traditionellen Geschäft zu sehen. Jain und Fitschen wissen offenbar, wie wichtig eine Balance zwischen beiden Feldern ist, meint Analyst Becker:

    "Ich glaube, dass man alle neuen Vorstandsmitglieder aus der Bank selber genommen hat, ist ein Bekenntnis zu der Grundstruktur der Bank, die man als Universalbank bezeichnen könnte. Die Interpretation dieses Begriffs, die wird jedes Mal neu erfolgen und da sind Änderungen möglich. Aber ich erwarte nicht, dass es in der Bank eine einseitige Ausrichtung in die eine oder andere Richtung gibt."

    Angeblich hat der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats die Umstrukturierung so abgesegnet. Aber Jains Handschrift sei deutlich zu erkennen, meinen Kritiker. Dabei sei es Aufgabe des Aufsichtsrats, die Vorstandsmitglieder zu bestimmen. Und auch dass die neue Struktur über eine Boulevardzeitung vorab bekannt wurde, das halten viele Beobachter für schlechten Stil und der Deutschen Bank unwürdig.