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Verkabelt mit norwegischer Wasserkraft

Ein Stromkabel durch die Nordsee soll Energie aus Wasserkraft von Norwegen nach Niedersachsen liefern, berichtet Deutschlandfunk-Landeskorrespondentin Susanne Schrammar. Das Kabel könnte zu kostengünstigerem Ökostrom und mehr Versorgungssicherheit sorgen.

Susanne Schrammar im Gespräch mit Jule Reimer | 29.03.2011
    Jule Reimer: Eine sichere und bezahlbare Vollversorgung aus erneuerbaren Energien ist bis 2050 möglich. Das sagt der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der die Bundesregierung berät. Eine wichtige Rolle spielt im Szenario der Wissenschaftler Strom aus norwegischer Wasserkraft. Den will zum Beispiel das norwegisch-schweizerische Konsortium NorGer demnächst liefern. Heute Morgen ging das Unternehmen in Hannover vor die Presse. Susanne Schrammar, unsere Landeskorrespondentin dort, worum ging es genau?

    Susanne Schrammar: Das NorGer-Projekt sieht vor, die Stromnetze Norwegens, wo wirklich 90 Prozent der elektrischen Energie durch Wasserkraftwerke erzeugt werden, erstmals direkt mit dem in Deutschland zu verbinden. Dazu ist geplant, dass der Stromhändler NorGer ein etwa 620 Kilometer langes Gleichstrom-Hochspannungskabel auf dem Meeresboden der Nordsee verlegen wird. Gemacht wird das Ganze, um überschüssigen Strom, der hier in Offshore-Windanlagen an der Nordsee produziert wird, nach Norwegen zu bringen und umgekehrt. Also bei Windflaute wird dann aus Wasserkraft erzeugter Strom aus Norwegen nach Deutschland transportiert und umgekehrt. Es geht darum, die starken Schwankungen, denen die Windkraft im Moment noch unterliegt, auszugleichen. Das ist also ein Baustein, um die Nutzung der erneuerbaren Energien sehr viel effizienter zu machen, und laut Unternehmen auch ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit.

    Reimer: Wie weit ist das Unternehmen bei der Umsetzung?

    Schrammar: Das Projekt befindet sich noch im zweistufigen Genehmigungsverfahren. Das sogenannte Raumordnungsverfahren, das ist jetzt abgeschlossen. Jetzt geht es ins Planfeststellungsverfahren. Das heißt, jetzt wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung gemacht, es müssen betroffene Behörden, Verbände gehört werden, Bürger können ihre Einwände vorbringen. Und im Zuge dieses Verfahrens wird auch geklärt, wo die Konverterstation sein wird, also der Punkt an Land, wo der Gleichstrom wieder in Wechselstrom umgewandelt und dann ins deutsche Stromnetz eingespeist wird. Das Genehmigungsverfahren könnte, so schätzt das Konsortium, im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen sein und vielleicht 2015, 2016 könnte der erste Strom zwischen Niedersachsen und Norwegen fließen.

    Reimer: Trassenführungen, überhaupt Hochspannungsnetze, sind ja auch sehr umstritten unter der Bevölkerung. Hier muss ein Kabel durch die Nordsee geführt werden, dann auch noch offenbar eine Strecke über Land. Wie sieht es da aus? Ist das akzeptiert?

    Schrammar: Diese Strecke über Land wird per Erdkabel verlegt werden. Das heißt, es werden keine Hochspannungsleitungen über der Erde zu sehen sein. Strittig ist allerdings noch, wo diese Konverterstation stehen wird. Es gibt eine Bürgerinitiative, die möchte gerne, dass die bereits vorhandene Konverterstation des Atomkraftwerkes Unterweser genutzt wird. Das AKW soll nach Willen der Bürgerinitiative eben auch nach diesen drei Monaten Moratorium komplett abgeschaltet bleiben und dann, um die Konverterstation dort zu nutzen. NorGer hatte die Station bisher nicht für geeignet gehalten, aber möglicherweise nach neuen Gegebenheiten will sie das jetzt noch mal prüfen.

    Reimer: Sagen Sie uns das bitte noch: Wie viel wird da eingespeist? Wie viel Atomenergie zum Beispiel könnte ersetzt werden?

    Schrammar: Über das Nordseekabel können 1.400 Megawatt Wasserkraftstrom transportiert werden. Das entspricht ungefähr der Leistung eines Atomkraftwerkes. Außerdem ist der Strom in Norwegen in etwa ein Drittel billiger als in Deutschland, damit wären die erneuerbaren Energien auch kostengünstiger. Und vor allen Dingen wird der Strom grundlastfähiger. Das heißt, er ist verlässlicher vorhanden.

    Reimer: Norwegische Wasserkraft für deutsche Stromkunden. Susanne Schrammar informierte.