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Verkehr
Prag will Segways verbieten

Prag ist ein beliebtes Ziel für Touristen - und die erkunden die Stadt seit einigen Jahren gerne auf Segways. Die elektrischen Roller sind bei Stadtführungen der Renner. Doch nun droht ihnen das Aus.

Von Stefan Heinlein | 22.10.2014
    Segway-Touristen auf der Prager Mánes-Brücke
    Segway-Touristen auf der Prager Mánes-Brücke (dpa/picture alliance/CTK/Michal Kamaryt)
    Für Magda ist es ein attraktiver Job. Seit drei Jahren arbeitet sie als rollende Fremdenführerin. Stolze 60 Euro zahlt jeder Tourist für die dreistündige Prag-Tour auf zwei Rädern. Doch schon bald könnten die Segways nicht mehr fahren, befürchtet ihre Chefin Zuzana Eliasova:
    "Wenn uns das Ministerium die Fahrt auf den Fußwegen verbietet - wo sollen wir dann hin? In Prag gibt es keine Radwege wie in Dresden oder Barcelona. In der engen Altstadt müssen wir doch durch die Gassen fahren. Wenn das Verbot kommt - ist das für uns das Aus."
    Doch im zuständigen Verkehrsministerium liegt das fertige Gesetz bereits auf dem Tisch. Dort stapeln sich die Beschwerden der Bürger über die wachsende Flut der Segwayfahrer. Immer wieder kommt es zu Unfällen und Beinahe-Kollisionen mit den rasenden Touristen, erklärt Sprecher Tomas Nerold:
    "Das ist ein echtes Problem - vor allem in der Altstadt. Die Zahl der Segway-Firmen ist den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Sicherheit der Fußgänger ist ernsthaft bedroht. Wir wollen nicht warten, bis Menschen verletzt werden."
    "Das ist eine echte Seuche"
    Jeder Stadtbezirk soll deshalb jetzt die Situation bewerten. Schon bald werden wohl die flotten Elektro-Transporter von den meisten Fußwegen verschwinden. Nur auf extra ausgewiesenen Strecken soll künftig die Fahrt erlaubt sein. Viele Prager wünschen sich jedoch noch mehr:
    "Diese Segways gehören vollständig verboten. Die Touristen rasen ohne Rücksicht. Ein solcher Haufen hat mich einmal beinahe schon umgefahren. Die haben gelacht und gegrölt und waren sturzbesoffen. Das ist eine echte Seuche."
    Schuld am gründlich ramponierten Image ihrer Branche seien aber nicht die seriösen Segway-Firmen meint Verbandssprecherin Zuzanna Eliasova. In den letzten Jahren hätten sich viele schwarze Schafe in Prag breitgemacht. Private Anbieter vor allem aus Russland würden zu Dumpingpreisen die Touristen locken:
    "Die halten sich an keine Regeln. Die Sicherheit ist ihnen egal. Sie rasen tatsächlich viel schneller als erlaubt und gefährden die Bürger."
    Doch der Bannstrahl der Behörden wird schon bald alle Segway-Firmen treffen. Wer als Tourist dennoch bequem die romantische Prager Hügellandschaft besichtigen möchte, hat schon jetzt Alternativen. Für rund 100 Euro kann man sich mit hübsch aufpolierten Oldtimern eine Stunde lang komfortabel durch die Goldene Stadt kutschieren lassen.