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Verkehrs-Experte
"Ein Software-Update wird nicht reichen"

Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) hält die geplante Software-Nachrüstung bei Diesel-Fahrzeugen für den Versuch eines preiswerten "Befreiungsschlages" der Autoindustrie. Er schlug im Dlf eine Katalysatoren-Lösung vor und forderte zudem, Steuervorteile für Diesel abzuschaffen.

Michael Müller-Görnert im Gespräch mit Jule Reimer | 20.07.2017
    Der Auspuff eines Smart Diesels Stuttgart (Baden-Württemberg), im Hintergrund ist ein Mercedes-Stern zu sehen.
    Kommen aus Diesel-Auspuffen nach einem Software-Update erheblich weniger Schadstoffe? Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland glaubt nicht daran. (dpa picture alliance Marijan Murat)
    Reicht ein Software-Update, um Diesel mit zu hohen Abgaswerten sauber genug für die Straße zu machen? Der Verkehrs-Experte Michael Müller-Görnert vom ökologisch orientierten Vekehrsclub Deutschland sagte im Deutschlandfunk, er glaube da eher nicht an einen durchschlagenden Erfolg: "Aus unserer Sicht muss ganz klar sein: Dieselfahrzeuge müssen auch auf der Straße sauber sein. Und da wird ein Softwareupdate wahrscheinlich nicht reichen, um die geforderten Luftqualitäts-Grenzwerte einzuhalten."
    Zumal Daimler betroffene Mercedes-Fahrer mit Diesel-Fahrzeugen der Abgasnormen 5 und 6 zu einem Werkstatt-Termin einladen will. Müller Görnert: "Zunächst einmal ist das sehr verwunderlich, weil Daimler bis zuletzt beteuert hat, dass ihre Fahrzeuge sauber sind, dass sie sich nichts vorzuwerfen haben."
    Experte setzt Hoffnung in Katalysator-Nachrüstung
    Der Verkehrs-Experte hält das für den Versuch eines preiswerten "Befreiungsschlags" und plädierte stattdessen für eine Katalysator-Lösung, wie ein Auto-Nachrüster sie neulich vorgestellt habe:
    "Der hat einen Katalysator gebaut aus Teilen des VW-Konzerns und das bei einem Schummel-Diesel aus dem VW-Konzern eingebaut. Und man hat danach gemessen - der ADAC hat auch gemessen - und festgestellt: Mit diesem Katalysator lässt sich die Stickoxid-Emission deutlich mindern, so dass sogar die aktuellen Grenzwerte auf der Straße eingehalten werden. Das heißt: Das wäre eine vertretbare Lösung, die auch wirklich dem Gesundheitsschutz und der Gesundheit der Menschen dient."
    Diese Lösung kostet mit 1.000 bis 1.500 Euro pro Fahrzeug deutlich mehr als eine Software-Nachrüstung. "Aber", so der VCD-Mann, "wir sehen angesichts der Milliardengewinne, die die Autoindustrie in den letzten Jahren eingefahren hat, auch gerade weil sie bei der Abgasreinigung gespart haben, sehen wir hier die Hersteller ganz klar in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass der Diesel sauber wird."
    Ende des Dieselprivilegs sei nötig
    Müller-Görnert betonte, "dass es der Verkehr, aber auch der Energiebereich, ist, die maßgeblich dazu beitragen, dass Deutschland seine Klimaziele für 2020 verfehlen wird". Die Verkehrs-Emissionen seien 2016 um fünf Millionen Tonnen angewachsen. Dabei sollten sie bis 2020 um sieben bis zehn Millionen Tonnen sinken. Eine Trendwende sehe der Verkehrsclub Deutschland nicht, so Müller Görnert.
    "Deswegen muss vor allem im Verkehr umgesteuert werden, aber auch im Energiebereich. Und hier müssen schon mal die dreckigsten Braunkohlekraftwerke abgeschaltet werden, das bringt eine enorme Ersparnis. Aber auch im Verkehr müssen wir mit Sofortmaßnahmen beginnen, um den Trend zu stoppen. Dazu zählt vor allem das Ende des Dieselprivilegs. Aber wir müssen auch die Bahn fitter machen im Wettbewerb, es braucht da eine Halbierung der Trassenpreise."
    Betroffene Dieselfahrer sollten erst mal abwarten
    Betroffenen Dieselfahrern rät Müller-Görnert mit Blick auf das bundesweite "Nationale Forum Diesel" von Umwelt- und Verkehrsministerium am 2. August, erst einmal abzuwarten: "Solange es keine behördliche Anordnung für einen Rückruf gibt, dass diese Fahrzeuge in die Werkstatt kommen müssen, hat der Verbraucher erst mal nichts zu befürchten. Und ich denke, man muss auch erst mal abwarten, was dieses Dieselforum beschließen wird oder was da an Maßnahmen herauskommt."