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Verleger aus Leidenschaft

Christian A. Bachmann ist Gründer, Inhaber und einziger Mitarbeiter des Christian A. Bachmann-Verlages. Was den Jungverleger an seinem Job reizt, ist die Entstehung von Büchern: Einen oder mehrere Texte in eine optisch ansprechende Form zu bringen, das Layout, der Satz und die unglaubliche Befriedigung, ein Buch aus seinem Haus zu sehen.

Von Andrea Groß | 12.08.2008
    Christian Alexander Bachmann ist 26 Jahre alt und hat die dunklen Haare im Nacken zu einem Zopf gebunden. Sein Geld verdient er als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft der Uni Bochum. Der Bachelor ist fertig, nächsten Sommer soll auch der Master unter Dach und Fach sein. Das Thema der Abschlussarbeit steht vage im Raum und wird voraussichtlich nichts mit Verlagsangelegenheiten zu tun haben.

    "Ich hadere ein bisschen mit mir und komme aber nicht dazu das dann wirklich fix zu machen. Weil ich einerseits was über Kurt Schwitters machen möchte, andererseits was zu Bilderzählungen machen möchte, weil ich da sowieso schon drinstecke in der Thematik und suche jetzt eine Möglichkeit, das sinnvoll zu verbinden."

    Kurt Schwitters soll auch Gegenstand der Promotion sein, Bilderzählungen, genauer gesagt die Comicforschung sind Bachmanns literaturwissenschaftliche Leidenschaft. Und hier schließt sich der Kreis zu seiner Liebe zum Büchermachen: eines der ersten Bücher, die Bachmann verlegt hat, ist die Bachelor-Arbeit eines Studienkollegen über Batman.

    "Ich glaube, die Bachelor-Arbeit war, als ich die Idee zum Verlag entwickelt hatte, schon fertig. Die lag da im Grunde schon bereit und wartete darauf, dass sie veröffentlicht wird. Und da ich etwas brauchte, das so ein bisschen als Zugpferd fungierte, lag es absolut nahe, Batman zu nehmen. Und da die Arbeit gut ist und da sie auch vom Umfang her perfekt geeignet war, konnte ich mich eigentlich gar nicht anders entscheiden."

    Die 100 Exemplare der ersten Auflage sind bereits vergriffen. Pünktlich zum Filmstart des neuen Batman Ende August soll die zweite, überarbeitete Auflage erscheinen. Freunde und Arbeitskollegen lesen zur Zeit die Korrekturfahnen, damit auch wirklich keine Tippfehler auftauchen und die Fußnoten da stehen, wo sie hingehören. Ein Honorar bekommen sie dafür nicht. Auch Autor Lars Banhold nicht. Der hätte sich allerdings zuvor nicht träumen lassen, dass seine Bachelor-Arbeit einmal auf so hohes Interesse stoßen würde.

    "Erstmal war ich sehr geschmeichelt. Dann war ich noch mehr geschmeichelt als es tatsächlich losging und da die Arbeit anfing und war dann auch sehr überrascht, dass es dann tatsächlich diesen Umfang hatte. Dass es dann die ISBN bekam, quasi in den Handel ging und vor allen Dingen, dass es sich so doch relativ gut verkauft, also auf so positives Echo stößt."

    Zwei Titel hat der neue Verlag bereits im Programm, zwei weitere sind in Vorbereitung und von weiteren zwei prüft Christian Bachmann gerade die Manuskripte. Außerdem hat die Deutsche Gesellschaft für Comicforschung angefragt, ob er künftig die Dokumentationen ihrer Jahrestagungen verlegen möchte. Die Auftragslage für das Ein-Mann-Unternehmen ist nicht schlecht. Mangels Kapital sind allerdings weitere Mitarbeiter vorerst kein Thema, genauso wie Lagerräume oder auch nur ein Büro. Der Christian-Bachmann-Verlag wird buchstäblich vom heimischen Schlafzimmer aus betrieben.

    "Wir haben auch ein Arbeitszimmer, meine Freundin und ich. Aber das Arbeitszimmer ist größtenteils Bibliothek und da malt meine Freundin. Und weil sie zum Malen Platz und ein bisschen Ruhe braucht, haben wir entschieden, dann stellen wir den Computer halt ins Schlafzimmer. Da stört er nicht. Und da man fürs Verlagswesen nicht viel mehr braucht, als einen Computer und jemanden, der ihn bedienen kann, sitze ich jetzt halt neben meinem Bett und mache Bücher."

    Eine spezielle Ausbildung zum Bücher machen hat Bachmann nicht. Vor mehr als zehn Jahren hat er sich in Grafikprogramme eingefuchst und kann deshalb Einbände gestalten. Layout und Satz von Publikationen gehörte und gehört zu seinen Aufgaben am Lehrstuhl für Komparatistik.

    "Kein deutscher Verlag setzt seine Bücher selbst. Das wird immer von professionellen Setzern gemacht, die der Verlag auswärts anwirbt und bei wissenschaftlichen Publikationen ist es so, dass diese Bücher an Lehrstühlen gemacht werden. Die setzen da Hiwis."

    Christian Bachmann setzt außerdem noch für einen Verlag in Heidelberg und absolviert zur Zeit ein Praktikum bei einem Verlag in Düsseldorf. Sein Verlagsprojekt betreibt er nicht um reich zu werden, sondern aus Liebe zum Bücher machen. Deshalb kann er sich auch durchaus vorstellen, nach der Promotion in einem anderen Verlag tätig zu sein und gleichzeitig als Lehrbeauftragter am liebsten an der Uni Bochum zu arbeiten. Hauptsache es bleibt noch genug Zeit für den Bachmann-Verlag.
    rechts im Bild: Verleger Christian Bachmann im Gespräch mit einem Autor
    rechts im Bild: Verleger Christian Bachmann im Gespräch mit einem Autor (Andrea Groß)