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Vernetzte Klassenzimmer

Seit Anfang der 90er Jahre tobt die Diskussion um vernetzte Klassenzimmer: Sind Computer in Schulen nun gut und sinnvoll oder sind sie des Teufels, wie manche Kulturkritiker befürchten? Antwort: Zunächst einmal sind sie einfach da, wegdenken kann sie niemand mehr! Nächste Fragen: Sind genug Computer da? In ansprechender Qualität? Gibt es brauchbare Netzwerke? Ist die Hard- und Software auf dem neuesten Stand? Antwort: Nein!

Von Mirko Smiljanic | 31.12.2004
    Die Schule soll für Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen und Bildung gewährleisten. In Bezug auf neue Medien bedeutet dies: Sie muss Technik bereitstellen und sie muss dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche lernen, verantwortlich mit neuen Medien umzugehen.

    So formuliert es – nicht wortwörtlich aber dem Sinne nach – das deutsche PISA-Konsortium. Eigentlich selbstverständliche Vorgaben: Schule bildet heute für eine globalisierte Welt aus, dazu zählen natürlich Computer und Internet! Doch die Realität sieht anders aus. Wer jemals in Haupt- und Realschulen die Computerräume mit abgewrackten Rechnern gesehen hat, kann sich kaum vorstellen, dass der Wunsch des PISA-Konsortiums jemals Realität wird. Das ist schade, denn die Studie zeigt: Deutsche Schüler haben im internationalen Vergleich ein besonders hohes Interesse an Computern. Nur in wenigen Staaten ist es noch höher. Dumm ist nur, dass der Rechner vor allem zu Hause genutzt wird. Drei Viertel aller 15jährigen haben in den heimischen vier Wänden Zugang zu einem Computer, in der Schule nutzen ihn aber nur 21 Prozent. Im OECD-Durchschnitt sind es fast doppelt so viele. Das bedeutet: Kein anderer OECD-Staat setzt Computer so selten als Lernwerkzeug in Schulen ein wie Deutschland! Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Verteilung der Geschlechter: Weit mehr Jungen nutzen den Rechner als Mädchen. Fazit: An deutschen Schulen spielt der Computer keine herausragende Rolle!

    Glücklicherweise geht es auch anders: Auf der letzten CeBIT haben Schülerinnen und Schüler gezeigt, was man mit Computern machen kann: Interessante Recherchen im Internet, Gruppenarbeit, schnelles Austauschen von Ergebnissen per Mail. Hoch im Kurs ist auch Teamwork mit anderen Schulen. Ein Englischleistungskurs zeigte den regen E-Mail-Kontakt mit einer Partnerklasse in London, auf Lernplattformen wie sie etwa der Verein "Schulen ans Netz" aufgebaut hat, können die Kinder unterschiedlicher Schulen und Länder gemeinsame Projekte abwickeln: Sie schreiben sich, können sich aber auch über Webcams hören und sehen. Den Mädchen und Jungen macht diese Art zu lernen Spaß – ihrem Lehrer übrigens auch. Leider ist das aber eine Ausnahme! Vor allem ältere Lehrer – und Deutschlands Lehrerschaft wird immer älter! – verweigert sich dem Kollegen Computer. Dabei ist er doch ein ideales Werkzeug: Noch nie stand für Schüler ein Medium so hoch im Kurs, noch nie mussten Lehrer so wenig Motivationsarbeit leisten: Ideale Voraussetzungen für einen interessanten Unterricht.