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Verschlüsselung
Anonymisierungslösungen bieten mehr Sicherheit im Netz

Auf die starke Verschlüsselung von Daten und die Verschleierung von Verkehrsdaten im Internet setzen viele Entwickler. Die Zahl der entsprechenden Produkte steigt.

Von Peter Welchering | 26.09.2015
    Manfred Kloiber: Weiß man eigentlich, wie groß die Zahl der Sicherheitsprodukte ist, die seit 2013 unter dem Eindruck der NSA-Affäre ausschließlich in Deutschland entwickelt wurden, Peter Welchering?
    Peter Welchering: Es gibt Schätzungen, aber die genauer Zahl weiß man tatsächlich nicht. Gegenwärtig sind ungefähr zwei Dutzend Router mit Hochsicherheitslösungen aus Deutschland am Markt. Teilweise sind das allerdings ausgesprochene Speziallösungen. Und es gibt zahlreiche Verschlüsselungsprodukte. Teilweise sehr einfach zu bedienen. Teilweise mit ausgesprochen komplexen Verschlüsselungsverfahren und zusätzlichen Absicherungsverfahren für Schlüssel und Zertifikate.
    Kloiber: Sind die am Markt erfolgreich, diese Gründer mit ihren Sicherheitslösungen?
    Welchering: Nein, um so etwas in Deutschland zu machen, braucht man extrem viel Idealismus. Die sind allesamt mit ihren Produkten viel zu unbekannt. Dementsprechend sehen auch die Verkaufszahlen aus. Wenn ab 2013 entwickelt wurde, sind die Lösungen in der Regel ab Herbst 2014 an den Markt gekommen. Verkauft wurden in der Regel ein paar Hundert Stück. Das ist betriebswirtschaftlich gesehen oft eine Katastrophe.
    Kloiber: Woran liegt das? Ist die Nachfrage nach diesen Sicherheitsprodukten zu gering?
    Welchering: Die Nachfrage steigt allmählich. Aber das hat natürlich auch erst mal zwei Jahre gedauert. Die Entwickler, die solche Sicherheitslösungen marktreif bekommen haben, kennen sich im Vertrieb oder im Marketing nicht aus. Da fehlen ihnen Partner. Die finden sie nur unter großen Schwierigkeiten. Da hat auch die Wirtschaftsförderung von Bund und Ländern ziemlich versagt. Für viele Wirtschaftsförderer waren diese Lösungen technisch zu komplex. Die konnten gar nicht bewerten, was dahinter steckt. Die haben dann auch nicht den Bedarf gesehen. Und die Politik hat sich offenbar einfach damit abgefunden, dass Deutschland kein IT-Produktionsstandort mehr ist und kümmert sich deshalb zu wenig um diese innovativen Entwickler.
    Kloiber: Was muss denn ganz dringend getan werden?
    Welchering: Helfen würde es schon sehr viel, wenn von Behörden oder Organisationen in Deutschland diese Produkte mit hohem Sicherheitsstandrad aus dem eigenen Land verwendet würden. Wären im Bundestag beispielsweise solche Hochsicherheitsrouter aus Deutschland beim Neuaufsetzen des Bundestagssystems Parlakom verwendet worden und wäre das auch öffentlich gemacht worden, hätte das diesen Entwicklern sicherlich genutzt. Denn dann hätte so manches Unternehmen davon erfahren und sich für diese Sicherheitslösung auch interessiert. Daran wird aber auch eines klar: Eines der wirklich großen Problem der IT-Sicherheit in Deutschland ist mangelnde Transparenz.