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Verschollener Flug MH370
Experten vermuten Wrack außerhalb der bisherigen Suchzone

Vor mehr als zweieinhalb Jahren, im März 2014, verschwand Flug MH370 nahezu spurlos. Von der Boeing 777 mit 239 Menschen an Bord wurden nur ein paar Teile gefunden. Experten vermuten das Wrack nun außerhalb der bisherigen Suchzone. Ob die Suche dort fortgesetzt wird, ist aber noch unklar.

Von Volker Mrasek | 21.12.2016
    Vier Männer tragen ein Wrackteil.
    Eine Flügelklappe einer Boing 777 wurde auf La Réunion entdeckt. (picture alliance/dpa/Raymond Wae Tion)
    Mehr als zwei Jahre lang fahndeten mehrere Spezialschiffe vergeblich nach der verschollenen Boeing 777, in einem Seegebiet dreimal so groß wie die Schweiz, westlich von Australien. Jetzt gibt es überraschend neue Erkenntnisse und das Wrack wird an anderer Stelle auf dem Meeresboden vermutet, allerdings nicht weit vom bisherigen Suchkorridor entfernt:
    "Nach den jüngsten Analysen ergibt sich eine Zone zwischen 32,5 und 36 Grad Süd mit einer hohen Wahrscheinlichkeit [das Wrack dort zu finden]. Dafür müssten circa 25.000 Quadratkilometer zusätzlich abgesucht werden. Damit wären dann auch alle voraussichtlichen Absturzstellen von Flug MH370 erkundet."
    Neue Auswertungen von Satellitendaten
    Das steht in einem Report, den die australische Flugsicherheitsbehörde ATSB jetzt vorlegte. Er stützt sich im wesentlichen auf neue Auswertungen von Satellitendaten und auf genauere Computermodellierungen der Ozeanströmungen. Mit ihnen lässt sich rekonstruieren, welchen Weg Wrackteile der Maschine genommen haben dürften wie zum Beispiel eine Flügelklappe, die auf der Insel Reunion gefunden wurde.
    Mit der Drift der Trümmerteile im Ozean beschäftigt sich vor allem ein ergänzender Expertenbericht der australischen Forschungsorganisation CSIRO. Er grenzt den möglichen neuen Suchkorridor im Indischen Ozean noch weiter ein:
    "Das Seegebiet bei 35 Grad Süd ist besonders vielversprechend. Zu einer Absturzstelle in dieser Region passt am besten, dass keine Wrackteile an Australiens Küste aufgetaucht sind; dass die Flügelklappe auf Reunion im Juli 2015 gefunden wurde; und auch die Ankunftszeiten anderer Trümmer im westlichen Indischen Ozean seit Dezember 2015 passen dazu."
    Die Entscheidung liegt bei Malaysia
    Denkbar ist natürlich auch, dass das Wrack der vermisste Maschine doch im bisherigen Suchkorridor liegt. Und dass es, weil der so groß ist, vielleicht übersehen wurde. Davon geht die australische Flugsicherheitsbehörde aber nicht aus:
    "Die Abdeckung der benutzten, hochauflösenden Sonar-Geräte [von Bord der Schiffe] ist sehr hoch, und die Daten sind sehr gewissenhaft ausgewertet worden."
    Im Januar geht die Suche im bisherigen Korridor weiter südwestlich zu Ende. Ohnehin ist nur noch ein Spezialschiff in der rauen See im Einsatz. Und kaum jemand rechnet damit, dass es ganz am Ende noch fündig wird.
    Fast 150 Millionen US-Dollar hat die Suche nach Agenturberichten bisher verschlungen. Könnte sie nun doch noch verlängert werden, wie die Autoren der beiden neuen Expertenberichte empfehlen?
    Entscheidend ist wohl, was Malaysia davon hält. Seine Regierung ist federführend bei der Suche nach Flug MH370 und wollte sie nur dann fortsetzen, wenn sich wichtige neue Hinweise ergeben, wo das Wrack liegen könnte. Jetzt muss man abwarten, ob die neuen Erkenntnisse zur möglichen Absturzstelle auch die verantwortlichen Politiker in Malaysia überzeugen.