Donnerstag, 25. April 2024

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Versuchte Umbenennung des Himmels
Julius Schiller und die christlichen Sternbilder

Nach Einbruch der Dunkelheit leuchtet der Erzengel Gabriel hoch im Süden. Links schließt sich die Sternkette des Heiligen Grabs an und gegen Mitternacht zeigen sich im Südosten die Apostel Andreas und Jakobus der Ältere sowie der Heilige Josef und König David.

Von Dirk Lorenzen | 06.12.2019
Sternkarte mit christlichen Sternbildern (Orion ganz rechts)
Sternkarte mit christlichen Sternbildern (Orion ganz rechts) ((Schiller))
Wäre es nach dem Augsburger Juristen und Astronomen Julius Schiller gegangen, dann wäre dies die korrekte Beschreibung des Himmelsanblicks heute Abend. Schiller hat im Jahr 1627 seinen "Atlas des christlichen Sternenhimmels" herausgegeben.
Darin benennt er sämtliche Sternbilder nach biblischen Figuren und Objekten. Der Erzengel Gabriel ist der Pegasus. Die Andromeda wurde bei Schiller zum Heiligen Grab. Orion ist das christliche Sternbild Josef und König David kennen wir als Großen Hund.
Titelblatt des Schillerschen Sternatlas
Titelblatt des Schillerschen Sternatlas ((Schiller))
Julius Schiller hat die Figuren des neuen Testaments vorwiegend an den nördlichen Sternenhimmel gesetzt, die des alten an den südlichen. Aus den zwölf Tierkreiszeichen machte er die zwölf Apostel. Andreas ist der Stier, die Zwillinge stellen Jakobus dar und so weiter.
Die Sternkarten des Julius Schiller sind spiegelverkehrt gezeichnet, als blicke Gott von außen auf die Himmelskugel. Das Werk ist ein Kuriosum der Astronomiegeschichte, mehr nicht. Julius Schiller ist noch im Erscheinungsjahr seines Werks gestorben. Die christlichen Sternbilder spielten nie eine Rolle.
Die Astronomen haben ihm den Versuch der Umbenennung offenbar nicht übel genommen. Sie benannten nach ihm 1935 einen merkwürdig länglich geformten Krater auf dem Mond.